Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839.dem Worte: Lisbeth das Wörtlein: An, und schrieb Lacht nicht über sie! -- Der Jäger konnte sei- Ich wollte dir mit leichten Scherzen Die arme kleine Gabe reichen; Da trat mir ein Gefühl zum Herzen, Das jene Scherze machte weichen. Es war die fromme sanfte Rührung, Wenn man durch guter Genien Führung Die lieblichste Natur erblüht, Und aus sich selbst entfaltet sieht. In deinem Ernst, in deinem Lachen Gehörst du dir nach holdem Rechte; Was deine frischen Lippen sprachen, Es ist das deine, drum das Aechte: Wo solche Zauber im Gemüthe, Folgt das Geschick, wie Frucht der Blüthe, So lebe, lebe immerzu Dein Loos, dir eigen, hold wie du! Er hatte diese Verse mit fliegender Feder ge- dem Worte: Lisbeth das Wörtlein: An, und ſchrieb Lacht nicht über ſie! — Der Jäger konnte ſei- Ich wollte dir mit leichten Scherzen Die arme kleine Gabe reichen; Da trat mir ein Gefühl zum Herzen, Das jene Scherze machte weichen. Es war die fromme ſanfte Rührung, Wenn man durch guter Genien Führung Die lieblichſte Natur erblüht, Und aus ſich ſelbſt entfaltet ſieht. In deinem Ernſt, in deinem Lachen Gehörſt du dir nach holdem Rechte; Was deine friſchen Lippen ſprachen, Es iſt das deine, drum das Aechte: Wo ſolche Zauber im Gemüthe, Folgt das Geſchick, wie Frucht der Blüthe, So lebe, lebe immerzu Dein Loos, dir eigen, hold wie du! Er hatte dieſe Verſe mit fliegender Feder ge- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0068" n="54"/> dem Worte: Lisbeth das Wörtlein: An, und ſchrieb<lb/> einige Reimzeilen nieder.</p><lb/> <p>Lacht nicht über ſie! — Der Jäger konnte ſei-<lb/> nen guten, runden ſchwäbiſchen Vers machen, und<lb/> hätte beſſere zu Stande gebracht, wäre er freieren<lb/> Herzens geweſen.</p><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Ich wollte dir mit leichten Scherzen</l><lb/> <l>Die arme kleine Gabe reichen;</l><lb/> <l>Da trat mir ein Gefühl zum Herzen,</l><lb/> <l>Das jene Scherze machte weichen.</l><lb/> <l>Es war die fromme ſanfte Rührung,</l><lb/> <l>Wenn man durch guter Genien Führung</l><lb/> <l>Die lieblichſte Natur erblüht,</l><lb/> <l>Und aus ſich ſelbſt entfaltet ſieht.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>In deinem Ernſt, in deinem Lachen</l><lb/> <l>Gehörſt du dir nach holdem Rechte;</l><lb/> <l>Was deine friſchen Lippen ſprachen,</l><lb/> <l>Es iſt das deine, drum das Aechte:</l><lb/> <l>Wo ſolche Zauber im Gemüthe,</l><lb/> <l>Folgt das Geſchick, wie Frucht der Blüthe,</l><lb/> <l>So lebe, lebe immerzu</l><lb/> <l>Dein Loos, dir eigen, hold wie du!</l> </lg> </lg><lb/> <p>Er hatte dieſe Verſe mit fliegender Feder ge-<lb/> ſchrieben, denn die Glocke läutete ſchon, und Lis-<lb/> beth, die im Hochzeitszuge nicht fehlen durfte,<lb/> ſchien unruhig zu werden. Jetzt reichte er das<lb/> Blatt mit abgewandtem Geſichte ihr bin und trat<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [54/0068]
dem Worte: Lisbeth das Wörtlein: An, und ſchrieb
einige Reimzeilen nieder.
Lacht nicht über ſie! — Der Jäger konnte ſei-
nen guten, runden ſchwäbiſchen Vers machen, und
hätte beſſere zu Stande gebracht, wäre er freieren
Herzens geweſen.
Ich wollte dir mit leichten Scherzen
Die arme kleine Gabe reichen;
Da trat mir ein Gefühl zum Herzen,
Das jene Scherze machte weichen.
Es war die fromme ſanfte Rührung,
Wenn man durch guter Genien Führung
Die lieblichſte Natur erblüht,
Und aus ſich ſelbſt entfaltet ſieht.
In deinem Ernſt, in deinem Lachen
Gehörſt du dir nach holdem Rechte;
Was deine friſchen Lippen ſprachen,
Es iſt das deine, drum das Aechte:
Wo ſolche Zauber im Gemüthe,
Folgt das Geſchick, wie Frucht der Blüthe,
So lebe, lebe immerzu
Dein Loos, dir eigen, hold wie du!
Er hatte dieſe Verſe mit fliegender Feder ge-
ſchrieben, denn die Glocke läutete ſchon, und Lis-
beth, die im Hochzeitszuge nicht fehlen durfte,
ſchien unruhig zu werden. Jetzt reichte er das
Blatt mit abgewandtem Geſichte ihr bin und trat
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