nicht -- doch ja -- wenn mir recht ist -- ich er- innere mich -- in Elberfeld können sie bald im Gang seyn.
Elberfeld? Wie weit von hier?
Acht bis neun Meilen.
Der Oberamtmann schnippte wie ein Knabe der unvermuthet erfährt, daß keine Schule heute sei, mit den Fingern und rief fröhlich: So kann ich ja wahrhaftig doch noch so glückselig seyn, einer Assise beizuwohnen!
Der im braunen Oberrock setzte jetzt abermals seine Brille auf, legte die Hände auf den Rücken, trat dem Oberamtmanne dicht unter die Augen, zog seine Brauen zusammen, sah ihn scharf an und sagte darauf: Glückselig, mein Herr? -- Sonder- barer Schwärmer! -- Er ging.
Der Oberamtmann blickte ihm nach. -- Wäre doch kein Mann für mich, sagte er nach einer Pause. Auch er ging, sein Buch in der Tasche, die Galanterie für Clelia und die Elberfelder Assise im Herzen.
Auch die Bauern erhoben sich und wollten ge- hen, desgleichen der Chirurgus. Da kam aber der Ehinger Spitzenkrämer in das Zimmer gestürzt
nicht — doch ja — wenn mir recht iſt — ich er- innere mich — in Elberfeld können ſie bald im Gang ſeyn.
Elberfeld? Wie weit von hier?
Acht bis neun Meilen.
Der Oberamtmann ſchnippte wie ein Knabe der unvermuthet erfährt, daß keine Schule heute ſei, mit den Fingern und rief fröhlich: So kann ich ja wahrhaftig doch noch ſo glückſelig ſeyn, einer Aſſiſe beizuwohnen!
Der im braunen Oberrock ſetzte jetzt abermals ſeine Brille auf, legte die Hände auf den Rücken, trat dem Oberamtmanne dicht unter die Augen, zog ſeine Brauen zuſammen, ſah ihn ſcharf an und ſagte darauf: Glückſelig, mein Herr? — Sonder- barer Schwärmer! — Er ging.
Der Oberamtmann blickte ihm nach. — Wäre doch kein Mann für mich, ſagte er nach einer Pauſe. Auch er ging, ſein Buch in der Taſche, die Galanterie für Clelia und die Elberfelder Aſſiſe im Herzen.
Auch die Bauern erhoben ſich und wollten ge- hen, desgleichen der Chirurgus. Da kam aber der Ehinger Spitzenkrämer in das Zimmer geſtürzt
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0437"n="423"/>
nicht — doch ja — wenn mir recht iſt — ich er-<lb/>
innere mich — in Elberfeld können ſie bald im<lb/>
Gang ſeyn.</p><lb/><p>Elberfeld? Wie weit von hier?</p><lb/><p>Acht bis neun Meilen.</p><lb/><p>Der Oberamtmann ſchnippte wie ein Knabe<lb/>
der unvermuthet erfährt, daß keine Schule heute<lb/>ſei, mit den Fingern und rief fröhlich: So kann<lb/>
ich ja wahrhaftig doch noch ſo glückſelig ſeyn, einer<lb/>
Aſſiſe beizuwohnen!</p><lb/><p>Der im braunen Oberrock ſetzte jetzt abermals<lb/>ſeine Brille auf, legte die Hände auf den Rücken,<lb/>
trat dem Oberamtmanne dicht unter die Augen,<lb/>
zog ſeine Brauen zuſammen, ſah ihn ſcharf an und<lb/>ſagte darauf: Glückſelig, mein Herr? — Sonder-<lb/>
barer Schwärmer! — Er ging.</p><lb/><p>Der Oberamtmann blickte ihm nach. — Wäre<lb/>
doch kein Mann für mich, ſagte er nach einer<lb/>
Pauſe. Auch er ging, ſein Buch in der Taſche,<lb/>
die Galanterie für Clelia und die Elberfelder<lb/>
Aſſiſe im Herzen.</p><lb/><p>Auch die Bauern erhoben ſich und wollten ge-<lb/>
hen, desgleichen der Chirurgus. Da kam aber<lb/>
der Ehinger Spitzenkrämer in das Zimmer geſtürzt<lb/></p></div></body></text></TEI>
[423/0437]
nicht — doch ja — wenn mir recht iſt — ich er-
innere mich — in Elberfeld können ſie bald im
Gang ſeyn.
Elberfeld? Wie weit von hier?
Acht bis neun Meilen.
Der Oberamtmann ſchnippte wie ein Knabe
der unvermuthet erfährt, daß keine Schule heute
ſei, mit den Fingern und rief fröhlich: So kann
ich ja wahrhaftig doch noch ſo glückſelig ſeyn, einer
Aſſiſe beizuwohnen!
Der im braunen Oberrock ſetzte jetzt abermals
ſeine Brille auf, legte die Hände auf den Rücken,
trat dem Oberamtmanne dicht unter die Augen,
zog ſeine Brauen zuſammen, ſah ihn ſcharf an und
ſagte darauf: Glückſelig, mein Herr? — Sonder-
barer Schwärmer! — Er ging.
Der Oberamtmann blickte ihm nach. — Wäre
doch kein Mann für mich, ſagte er nach einer
Pauſe. Auch er ging, ſein Buch in der Taſche,
die Galanterie für Clelia und die Elberfelder
Aſſiſe im Herzen.
Auch die Bauern erhoben ſich und wollten ge-
hen, desgleichen der Chirurgus. Da kam aber
der Ehinger Spitzenkrämer in das Zimmer geſtürzt
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839, S. 423. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen03_1839/437>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.