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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839.

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gesscheine verbunden, die wunderbarsten Schatten-
spiele um die Gruppe am Kreuz, um die Kriegs-
knechte, die den Heiland begleiten, um Simon
von Cyrene, an den Gräbern, an den Pfeilern
und ihren Capitälern umher schuf, und selbst zwi-
schen den Schutthaufen und den umgewandten
Pfeilern dunkle geisterhafte Winkel errichtete. Die
Züge des Schmerzes sahen in diesem Lichte noch
schärfer und entsetzlicher aus, ein fürchterlicher
Hohn schien von den Fratzen an den Capitälern
in sie hineinzuschreien; Schutt und Trümmer er-
schienen größer als sie waren.

Solche Krypten wurden als Grabeskirchen um
die Gebeine der Märtyrer ausgetieft, über welchen
sich die Kirchen der alten Zeit erhoben. Denn
wie das Heidenthum die Erfindungen des Lebens
verewigte und die Stätten festlich bezeichnete, wo
das Roß entsprang und der erste Oelbaum gepflanzt
wurde, so hat das Christenthum mit seiner Erfin-
dung Besitz von der Erde genommen, mit dem
Grabe. Erst das Christenthum hat das Grab er-
funden und seine süßen Zauber. Die morschen Kno-
chen der Enthaupteten, Gepfählten und Gesteinig-
ten machten, wo sie lagen, das Land in der Runde

gesſcheine verbunden, die wunderbarſten Schatten-
ſpiele um die Gruppe am Kreuz, um die Kriegs-
knechte, die den Heiland begleiten, um Simon
von Cyrene, an den Gräbern, an den Pfeilern
und ihren Capitälern umher ſchuf, und ſelbſt zwi-
ſchen den Schutthaufen und den umgewandten
Pfeilern dunkle geiſterhafte Winkel errichtete. Die
Züge des Schmerzes ſahen in dieſem Lichte noch
ſchärfer und entſetzlicher aus, ein fürchterlicher
Hohn ſchien von den Fratzen an den Capitälern
in ſie hineinzuſchreien; Schutt und Trümmer er-
ſchienen größer als ſie waren.

Solche Krypten wurden als Grabeskirchen um
die Gebeine der Märtyrer ausgetieft, über welchen
ſich die Kirchen der alten Zeit erhoben. Denn
wie das Heidenthum die Erfindungen des Lebens
verewigte und die Stätten feſtlich bezeichnete, wo
das Roß entſprang und der erſte Oelbaum gepflanzt
wurde, ſo hat das Chriſtenthum mit ſeiner Erfin-
dung Beſitz von der Erde genommen, mit dem
Grabe. Erſt das Chriſtenthum hat das Grab er-
funden und ſeine ſüßen Zauber. Die morſchen Kno-
chen der Enthaupteten, Gepfählten und Geſteinig-
ten machten, wo ſie lagen, das Land in der Runde

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[394/0408] gesſcheine verbunden, die wunderbarſten Schatten- ſpiele um die Gruppe am Kreuz, um die Kriegs- knechte, die den Heiland begleiten, um Simon von Cyrene, an den Gräbern, an den Pfeilern und ihren Capitälern umher ſchuf, und ſelbſt zwi- ſchen den Schutthaufen und den umgewandten Pfeilern dunkle geiſterhafte Winkel errichtete. Die Züge des Schmerzes ſahen in dieſem Lichte noch ſchärfer und entſetzlicher aus, ein fürchterlicher Hohn ſchien von den Fratzen an den Capitälern in ſie hineinzuſchreien; Schutt und Trümmer er- ſchienen größer als ſie waren. Solche Krypten wurden als Grabeskirchen um die Gebeine der Märtyrer ausgetieft, über welchen ſich die Kirchen der alten Zeit erhoben. Denn wie das Heidenthum die Erfindungen des Lebens verewigte und die Stätten feſtlich bezeichnete, wo das Roß entſprang und der erſte Oelbaum gepflanzt wurde, ſo hat das Chriſtenthum mit ſeiner Erfin- dung Beſitz von der Erde genommen, mit dem Grabe. Erſt das Chriſtenthum hat das Grab er- funden und ſeine ſüßen Zauber. Die morſchen Kno- chen der Enthaupteten, Gepfählten und Geſteinig- ten machten, wo ſie lagen, das Land in der Runde

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839, S. 394. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen03_1839/408>, abgerufen am 23.11.2024.