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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839.

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seltsam-irren Ausdruck an. Zuweilen warf er dem
Schläfer einen scheuen Blick von der Seite zu und
murmelte dabei: Nicht einmal ein Mensch, nur ein
Munkel, o pfui, und ihn du genannt -- pfui --
pfui! -- Die Interessenten rieben mit sonderbaren
Gebärden die Stirnen, Semilasso recitirte franzö-
sische Verse, der Ehinger hieb mit dem Stocke
auf den Boden, die drei Unbefriedigten kehrten
ihre Sammetkappen um, so daß die Schirme hin-
ten zu sitzen kamen. Draußen pfiff der Wind,
das alte Schloß bewegte sich in seinen Grundvesten
und die Sonne sah durch den weißen Dunst, in
ihrem Strahlenlichte geschwächt und entstellt, wie
ein riesiger gelber Eidotter zum Fenster herein.
Alle fühlten, daß ihre Vernunft im Schwanken
war, und nur Karl Buttervogel war mit seinem
Loose zufrieden. Er saß hinter dem Bette und
dankte Gott, daß er durch einen Verrath zur
rechten Zeit dem drohenden Pistolenkolben entgan-
gen war.

In dieser allgemeinen Noth und Bedrängniß
erschien der Schriftsteller wieder als der einzige
noch übrige Halt; und Alle wiederholten ihre Frage
an ihn: Wer ist er denn eigentlich?


ſeltſam-irren Ausdruck an. Zuweilen warf er dem
Schläfer einen ſcheuen Blick von der Seite zu und
murmelte dabei: Nicht einmal ein Menſch, nur ein
Munkel, o pfui, und ihn du genannt — pfui —
pfui! — Die Intereſſenten rieben mit ſonderbaren
Gebärden die Stirnen, Semilaſſo recitirte franzö-
ſiſche Verſe, der Ehinger hieb mit dem Stocke
auf den Boden, die drei Unbefriedigten kehrten
ihre Sammetkappen um, ſo daß die Schirme hin-
ten zu ſitzen kamen. Draußen pfiff der Wind,
das alte Schloß bewegte ſich in ſeinen Grundveſten
und die Sonne ſah durch den weißen Dunſt, in
ihrem Strahlenlichte geſchwächt und entſtellt, wie
ein rieſiger gelber Eidotter zum Fenſter herein.
Alle fühlten, daß ihre Vernunft im Schwanken
war, und nur Karl Buttervogel war mit ſeinem
Looſe zufrieden. Er ſaß hinter dem Bette und
dankte Gott, daß er durch einen Verrath zur
rechten Zeit dem drohenden Piſtolenkolben entgan-
gen war.

In dieſer allgemeinen Noth und Bedrängniß
erſchien der Schriftſteller wieder als der einzige
noch übrige Halt; und Alle wiederholten ihre Frage
an ihn: Wer iſt er denn eigentlich?


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[333/0347] ſeltſam-irren Ausdruck an. Zuweilen warf er dem Schläfer einen ſcheuen Blick von der Seite zu und murmelte dabei: Nicht einmal ein Menſch, nur ein Munkel, o pfui, und ihn du genannt — pfui — pfui! — Die Intereſſenten rieben mit ſonderbaren Gebärden die Stirnen, Semilaſſo recitirte franzö- ſiſche Verſe, der Ehinger hieb mit dem Stocke auf den Boden, die drei Unbefriedigten kehrten ihre Sammetkappen um, ſo daß die Schirme hin- ten zu ſitzen kamen. Draußen pfiff der Wind, das alte Schloß bewegte ſich in ſeinen Grundveſten und die Sonne ſah durch den weißen Dunſt, in ihrem Strahlenlichte geſchwächt und entſtellt, wie ein rieſiger gelber Eidotter zum Fenſter herein. Alle fühlten, daß ihre Vernunft im Schwanken war, und nur Karl Buttervogel war mit ſeinem Looſe zufrieden. Er ſaß hinter dem Bette und dankte Gott, daß er durch einen Verrath zur rechten Zeit dem drohenden Piſtolenkolben entgan- gen war. In dieſer allgemeinen Noth und Bedrängniß erſchien der Schriftſteller wieder als der einzige noch übrige Halt; und Alle wiederholten ihre Frage an ihn: Wer iſt er denn eigentlich?

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839, S. 333. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen03_1839/347>, abgerufen am 22.11.2024.