ist ein Impromptü. Er verwandelte das militai- rische Kleid in den Frack und den dreieckichten Hut in den Klack zurück, forderte auch, daß sein Biograph sich entferne, denn er wolle, sagte er, allein seinen Mann stehen. Dieser aber schwor, daß er seinen Helden nicht verlassen werde und so mußte er sich die Waffenbrüderschaft gefallen lassen, wohl die ungewöhnlichste, die seit langer Zeit vorgekommen ist. Freilich aber hatte der Schriftsteller noch außer seinem zärtlichen auch ein großes egoistisches Interesse dabei, daß der Freiherr von Münchhausen in diesem Kampfe nicht umkam. Denn um von tausend Gründen nur einen anzuführen: Er hatte Herrn Schaub in Düsseldorf die Fortsetzung der münchhausenschen Abentheuer versprochen, und wo blieben die Abentheuer, wenn Münchhausen unterging?
Schriftsteller und Held verabredeten in der Eile doch einige allgemeine Maaßregeln. Wir aber überlassen vor der Hand die Ereignisse im Schlosse ihrer Entwickelung und verfügen uns nach dem Schneckenberge. Auf diesem Gebirge Tayge- tus saß das Fräulein mit feierlicher Miene und im ungewöhnlichsten Putze, der aus einem ehemals
iſt ein Impromptü. Er verwandelte das militai- riſche Kleid in den Frack und den dreieckichten Hut in den Klack zurück, forderte auch, daß ſein Biograph ſich entferne, denn er wolle, ſagte er, allein ſeinen Mann ſtehen. Dieſer aber ſchwor, daß er ſeinen Helden nicht verlaſſen werde und ſo mußte er ſich die Waffenbrüderſchaft gefallen laſſen, wohl die ungewöhnlichſte, die ſeit langer Zeit vorgekommen iſt. Freilich aber hatte der Schriftſteller noch außer ſeinem zärtlichen auch ein großes egoiſtiſches Intereſſe dabei, daß der Freiherr von Münchhauſen in dieſem Kampfe nicht umkam. Denn um von tauſend Gründen nur einen anzuführen: Er hatte Herrn Schaub in Düſſeldorf die Fortſetzung der münchhauſenſchen Abentheuer verſprochen, und wo blieben die Abentheuer, wenn Münchhauſen unterging?
Schriftſteller und Held verabredeten in der Eile doch einige allgemeine Maaßregeln. Wir aber überlaſſen vor der Hand die Ereigniſſe im Schloſſe ihrer Entwickelung und verfügen uns nach dem Schneckenberge. Auf dieſem Gebirge Tayge- tus ſaß das Fräulein mit feierlicher Miene und im ungewöhnlichſten Putze, der aus einem ehemals
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iſt ein Impromptü. Er verwandelte das militai-
riſche Kleid in den Frack und den dreieckichten
Hut in den Klack zurück, forderte auch, daß ſein
Biograph ſich entferne, denn er wolle, ſagte er,
allein ſeinen Mann ſtehen. Dieſer aber ſchwor,
daß er ſeinen Helden nicht verlaſſen werde und
ſo mußte er ſich die Waffenbrüderſchaft gefallen
laſſen, wohl die ungewöhnlichſte, die ſeit langer
Zeit vorgekommen iſt. Freilich aber hatte der
Schriftſteller noch außer ſeinem zärtlichen auch
ein großes egoiſtiſches Intereſſe dabei, daß der
Freiherr von Münchhauſen in dieſem Kampfe nicht
umkam. Denn um von tauſend Gründen nur einen
anzuführen: Er hatte Herrn Schaub in Düſſeldorf
die Fortſetzung der münchhauſenſchen Abentheuer
verſprochen, und wo blieben die Abentheuer, wenn
Münchhauſen unterging?
Schriftſteller und Held verabredeten in der
Eile doch einige allgemeine Maaßregeln. Wir
aber überlaſſen vor der Hand die Ereigniſſe im
Schloſſe ihrer Entwickelung und verfügen uns nach
dem Schneckenberge. Auf dieſem Gebirge Tayge-
tus ſaß das Fräulein mit feierlicher Miene und
im ungewöhnlichſten Putze, der aus einem ehemals
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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839, S. 281. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen03_1839/295>, abgerufen am 22.11.2024.
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