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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839.

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Oben stand Semilasso still und wischte sich mit
einem Taschentuche von feinem Battist den Schweiß
von der Stirn. Der Ehinger zog eine Brannt-
weinflasche aus dem Ränzel, nahm einen derben
Schluck und bot seinem Genossen, dessen Eigen-
schaften ihm so unbekannt waren, die Flasche
gleichfalls dar. Semilasso wies aber mit einem
Zuge des innigsten Widerwillens in dem feinen
blassen Gesichte den Schnaps zurück und schien
überhaupt nach gerade den Ehinger lästig zu finden.
Seine Neigung zu dem Manne stieg nicht, als
dieser mit der Frage sich an ihn wandte: Sagt
mir, Landsmann, wo Ihr Eure Bude stehen habt?
und als er durch verwunderungsvolle Erkundigung
von ihm herausbrachte, wofür er angesehen wurde.
Voila ce qui est bien drole! sagte er mit einer
süßsäuerlichen Mischung im Tone der Stimme und
suchte dem Ehinger zu entkommen, der ihn aber
mit wiederholentlichen Fragen nach der Bude bis
vor die Thüre des Schlosses verfolgte. Denn er
hatte viel Geld gelöst und wollte sich nun auch in
der Thier- oder Bereiterbude ein Vergnügen machen.

An der Schloßthüre nahm jedoch die Verram-
melung derselben die Aufmerksamkeit beider Wan-

Immermann's Münchhausen. 3. Th. 17

Oben ſtand Semilaſſo ſtill und wiſchte ſich mit
einem Taſchentuche von feinem Battiſt den Schweiß
von der Stirn. Der Ehinger zog eine Brannt-
weinflaſche aus dem Ränzel, nahm einen derben
Schluck und bot ſeinem Genoſſen, deſſen Eigen-
ſchaften ihm ſo unbekannt waren, die Flaſche
gleichfalls dar. Semilaſſo wies aber mit einem
Zuge des innigſten Widerwillens in dem feinen
blaſſen Geſichte den Schnaps zurück und ſchien
überhaupt nach gerade den Ehinger läſtig zu finden.
Seine Neigung zu dem Manne ſtieg nicht, als
dieſer mit der Frage ſich an ihn wandte: Sagt
mir, Landsmann, wo Ihr Eure Bude ſtehen habt?
und als er durch verwunderungsvolle Erkundigung
von ihm herausbrachte, wofür er angeſehen wurde.
Voilà ce qui est bien drôle! ſagte er mit einer
ſüßſäuerlichen Miſchung im Tone der Stimme und
ſuchte dem Ehinger zu entkommen, der ihn aber
mit wiederholentlichen Fragen nach der Bude bis
vor die Thüre des Schloſſes verfolgte. Denn er
hatte viel Geld gelöſt und wollte ſich nun auch in
der Thier- oder Bereiterbude ein Vergnügen machen.

An der Schloßthüre nahm jedoch die Verram-
melung derſelben die Aufmerkſamkeit beider Wan-

Immermann’s Münchhauſen. 3. Th. 17
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[257/0271] Oben ſtand Semilaſſo ſtill und wiſchte ſich mit einem Taſchentuche von feinem Battiſt den Schweiß von der Stirn. Der Ehinger zog eine Brannt- weinflaſche aus dem Ränzel, nahm einen derben Schluck und bot ſeinem Genoſſen, deſſen Eigen- ſchaften ihm ſo unbekannt waren, die Flaſche gleichfalls dar. Semilaſſo wies aber mit einem Zuge des innigſten Widerwillens in dem feinen blaſſen Geſichte den Schnaps zurück und ſchien überhaupt nach gerade den Ehinger läſtig zu finden. Seine Neigung zu dem Manne ſtieg nicht, als dieſer mit der Frage ſich an ihn wandte: Sagt mir, Landsmann, wo Ihr Eure Bude ſtehen habt? und als er durch verwunderungsvolle Erkundigung von ihm herausbrachte, wofür er angeſehen wurde. Voilà ce qui est bien drôle! ſagte er mit einer ſüßſäuerlichen Miſchung im Tone der Stimme und ſuchte dem Ehinger zu entkommen, der ihn aber mit wiederholentlichen Fragen nach der Bude bis vor die Thüre des Schloſſes verfolgte. Denn er hatte viel Geld gelöſt und wollte ſich nun auch in der Thier- oder Bereiterbude ein Vergnügen machen. An der Schloßthüre nahm jedoch die Verram- melung derſelben die Aufmerkſamkeit beider Wan- Immermann’s Münchhauſen. 3. Th. 17

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839, S. 257. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen03_1839/271>, abgerufen am 22.11.2024.