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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839.

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haben. Erinnere Er sich nun, wie gut ich an Euch
gehandelt habe, sei Er dankbar für so viele Gast-
freundschaft, erwäge Er, was Er mir für meine
Güte schuldig ist, und wenn dadurch in Ihm ein
richtiges Gefühl entstand, so sage Er mir, warum
Sein Herr Seine Grobheiten vermischt mit gehei-
men Anspielungen duldet? denn dahinter muß noth-
wendig etwas stecken.

Dahinter steckt auch etwas, sagte Karl Butter-
vogel ernsthaft. Und ich wollte mich wohl ver-
führen lassen aus Liebe und Erkenntlichkeit zu dem
gnädigen Herrn Baron und zum Delinquenten an
meinem Herrn von Münchhausen werden, wenn nur ...
Er sah starr nach der Hosentasche des alten Barons.

Was, Karl? Spreche Er sich deutlich aus,
mein Sohn.

Karl Buttervogel machte eine krumme Hand
und sah den Schloßherrn dabei gerührt an. Sie
haben als Vater an uns gehandelt, und wer so
ist, wie Sie, der macht mich weichherzig und da
kenne ich gar keine Pflichten und laß' meinen eige-
nen Bruder im Stich. Aber insofern ...

Aber insofern? -- Stocke Er doch nicht so oft.
Heraus mit der Sprache! Was versteht Er unter

haben. Erinnere Er ſich nun, wie gut ich an Euch
gehandelt habe, ſei Er dankbar für ſo viele Gaſt-
freundſchaft, erwäge Er, was Er mir für meine
Güte ſchuldig iſt, und wenn dadurch in Ihm ein
richtiges Gefühl entſtand, ſo ſage Er mir, warum
Sein Herr Seine Grobheiten vermiſcht mit gehei-
men Anſpielungen duldet? denn dahinter muß noth-
wendig etwas ſtecken.

Dahinter ſteckt auch etwas, ſagte Karl Butter-
vogel ernſthaft. Und ich wollte mich wohl ver-
führen laſſen aus Liebe und Erkenntlichkeit zu dem
gnädigen Herrn Baron und zum Delinquenten an
meinem Herrn von Münchhauſen werden, wenn nur …
Er ſah ſtarr nach der Hoſentaſche des alten Barons.

Was, Karl? Spreche Er ſich deutlich aus,
mein Sohn.

Karl Buttervogel machte eine krumme Hand
und ſah den Schloßherrn dabei gerührt an. Sie
haben als Vater an uns gehandelt, und wer ſo
iſt, wie Sie, der macht mich weichherzig und da
kenne ich gar keine Pflichten und laß’ meinen eige-
nen Bruder im Stich. Aber inſofern …

Aber inſofern? — Stocke Er doch nicht ſo oft.
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[252/0266] haben. Erinnere Er ſich nun, wie gut ich an Euch gehandelt habe, ſei Er dankbar für ſo viele Gaſt- freundſchaft, erwäge Er, was Er mir für meine Güte ſchuldig iſt, und wenn dadurch in Ihm ein richtiges Gefühl entſtand, ſo ſage Er mir, warum Sein Herr Seine Grobheiten vermiſcht mit gehei- men Anſpielungen duldet? denn dahinter muß noth- wendig etwas ſtecken. Dahinter ſteckt auch etwas, ſagte Karl Butter- vogel ernſthaft. Und ich wollte mich wohl ver- führen laſſen aus Liebe und Erkenntlichkeit zu dem gnädigen Herrn Baron und zum Delinquenten an meinem Herrn von Münchhauſen werden, wenn nur … Er ſah ſtarr nach der Hoſentaſche des alten Barons. Was, Karl? Spreche Er ſich deutlich aus, mein Sohn. Karl Buttervogel machte eine krumme Hand und ſah den Schloßherrn dabei gerührt an. Sie haben als Vater an uns gehandelt, und wer ſo iſt, wie Sie, der macht mich weichherzig und da kenne ich gar keine Pflichten und laß’ meinen eige- nen Bruder im Stich. Aber inſofern … Aber inſofern? — Stocke Er doch nicht ſo oft. Heraus mit der Sprache! Was verſteht Er unter

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839, S. 252. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen03_1839/266>, abgerufen am 22.11.2024.