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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839.

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worin der Mensch seine Thaten zu vollbringen an-
fängt, schrieb ihr Vater an sie drei gleichlautende
Billette des Inhalts, er erwarte jetzt von ihnen
Großes. Karl Emanuel setzte sich darauf hin, um
ein neues System zu erfinden, Karl Nathanael
griff zur Feder, um eine nie erhörte politische
Wahrheit zu offenbaren, Karl Gabriel ging im
Thiergarten spazieren, um ein Trauerspiel zu er-
sinnen, welches die Reformation der Bühne bewir-
ken sollte. Sie gaben sich die größte Mühe Jeder
in seinem Fache, aber sie war umsonst. Nicht
einmal den Titel zu einem Trauerspiele fand Karl
Gabriel trotz seiner vielen Spaziergänge im Thier-
garten, er begriff nicht, wie einen geborenen Dich-
ter die Musen so im Stich lassen konnten. Karl
Nathanael brachte nach langem Sinnen den Satz
heraus: Die Staaten theilen sich in Monarchien,
Aristocratien und Democratien. Aber ein kundi-
ger Freund, dem er davon sprach, rieth ihm, mit
dieser politischen Wahrheit nicht hervorzutreten,
weil sie kaum ganz neu zu nennen sei. Karl Emanuel
machte es, wie Karl Gabriel, nämlich, er machte Nichts.

Als sie die Vergeblichkeit ihrer Bestrebungen
einsahen, zerfielen sie mit dem Leben. Gabriel

worin der Menſch ſeine Thaten zu vollbringen an-
fängt, ſchrieb ihr Vater an ſie drei gleichlautende
Billette des Inhalts, er erwarte jetzt von ihnen
Großes. Karl Emanuel ſetzte ſich darauf hin, um
ein neues Syſtem zu erfinden, Karl Nathanael
griff zur Feder, um eine nie erhörte politiſche
Wahrheit zu offenbaren, Karl Gabriel ging im
Thiergarten ſpazieren, um ein Trauerſpiel zu er-
ſinnen, welches die Reformation der Bühne bewir-
ken ſollte. Sie gaben ſich die größte Mühe Jeder
in ſeinem Fache, aber ſie war umſonſt. Nicht
einmal den Titel zu einem Trauerſpiele fand Karl
Gabriel trotz ſeiner vielen Spaziergänge im Thier-
garten, er begriff nicht, wie einen geborenen Dich-
ter die Muſen ſo im Stich laſſen konnten. Karl
Nathanael brachte nach langem Sinnen den Satz
heraus: Die Staaten theilen ſich in Monarchien,
Ariſtocratien und Democratien. Aber ein kundi-
ger Freund, dem er davon ſprach, rieth ihm, mit
dieſer politiſchen Wahrheit nicht hervorzutreten,
weil ſie kaum ganz neu zu nennen ſei. Karl Emanuel
machte es, wie Karl Gabriel, nämlich, er machte Nichts.

Als ſie die Vergeblichkeit ihrer Beſtrebungen
einſahen, zerfielen ſie mit dem Leben. Gabriel

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[212/0226] worin der Menſch ſeine Thaten zu vollbringen an- fängt, ſchrieb ihr Vater an ſie drei gleichlautende Billette des Inhalts, er erwarte jetzt von ihnen Großes. Karl Emanuel ſetzte ſich darauf hin, um ein neues Syſtem zu erfinden, Karl Nathanael griff zur Feder, um eine nie erhörte politiſche Wahrheit zu offenbaren, Karl Gabriel ging im Thiergarten ſpazieren, um ein Trauerſpiel zu er- ſinnen, welches die Reformation der Bühne bewir- ken ſollte. Sie gaben ſich die größte Mühe Jeder in ſeinem Fache, aber ſie war umſonſt. Nicht einmal den Titel zu einem Trauerſpiele fand Karl Gabriel trotz ſeiner vielen Spaziergänge im Thier- garten, er begriff nicht, wie einen geborenen Dich- ter die Muſen ſo im Stich laſſen konnten. Karl Nathanael brachte nach langem Sinnen den Satz heraus: Die Staaten theilen ſich in Monarchien, Ariſtocratien und Democratien. Aber ein kundi- ger Freund, dem er davon ſprach, rieth ihm, mit dieſer politiſchen Wahrheit nicht hervorzutreten, weil ſie kaum ganz neu zu nennen ſei. Karl Emanuel machte es, wie Karl Gabriel, nämlich, er machte Nichts. Als ſie die Vergeblichkeit ihrer Beſtrebungen einſahen, zerfielen ſie mit dem Leben. Gabriel

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839, S. 212. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen03_1839/226>, abgerufen am 24.11.2024.