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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839.

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Diesem Geflügel war nämlich das bevorstehende
Fest am verhängnißvollsten geworden. Der Hahn,
welcher die gelichteten Reihen seiner Theuren über
die Nährplätze des Hofes führte, sah sich unter-
weilen wehmüthig um, oder blickte zornig nach den
Feuern, die sein Liebstes für fremde Freuden zu-
richteten, und in einer entfernten Ecke des Hofes
bewegte der Morgenwind einen großen Haufen
brauner, gelber und weißer Federn, hin und wieder
eine derselben bis in die Nähe der Feuer wirbelnd.

Während die Mägde in den Bratpfannen nach-
gossen, die Schinken anstachen, unter den Trut-
hähnen die Gluth erfrischten, von den Hühnern
und der Suppe den Schaum hinwegnahmen, waren
auch die Knechte fleißig an ihrem Werke. Der
schwarzäugige Verwegene richtete im Baumgarten
mit Böcken, Blöcken und Brettern eine gewaltige
lange Tafel zwischen den Blumenbeeten und unter
den Fruchtstämmen zu, nachdem ihm ein ähnliches
Gerüst bereits im Flure gelungen war. Der dicke
Langsame bekleidete die Pforten des Hauses, die
Wände des Flures und die Thüren der beiden
Zimmer, in denen wir den Diaconus und seinen
Küster einstmals haben speisen sehen, mit grünen

Dieſem Geflügel war nämlich das bevorſtehende
Feſt am verhängnißvollſten geworden. Der Hahn,
welcher die gelichteten Reihen ſeiner Theuren über
die Nährplätze des Hofes führte, ſah ſich unter-
weilen wehmüthig um, oder blickte zornig nach den
Feuern, die ſein Liebſtes für fremde Freuden zu-
richteten, und in einer entfernten Ecke des Hofes
bewegte der Morgenwind einen großen Haufen
brauner, gelber und weißer Federn, hin und wieder
eine derſelben bis in die Nähe der Feuer wirbelnd.

Während die Mägde in den Bratpfannen nach-
goſſen, die Schinken anſtachen, unter den Trut-
hähnen die Gluth erfriſchten, von den Hühnern
und der Suppe den Schaum hinwegnahmen, waren
auch die Knechte fleißig an ihrem Werke. Der
ſchwarzäugige Verwegene richtete im Baumgarten
mit Böcken, Blöcken und Brettern eine gewaltige
lange Tafel zwiſchen den Blumenbeeten und unter
den Fruchtſtämmen zu, nachdem ihm ein ähnliches
Gerüſt bereits im Flure gelungen war. Der dicke
Langſame bekleidete die Pforten des Hauſes, die
Wände des Flures und die Thüren der beiden
Zimmer, in denen wir den Diaconus und ſeinen
Küſter einſtmals haben ſpeiſen ſehen, mit grünen

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[5/0019] Dieſem Geflügel war nämlich das bevorſtehende Feſt am verhängnißvollſten geworden. Der Hahn, welcher die gelichteten Reihen ſeiner Theuren über die Nährplätze des Hofes führte, ſah ſich unter- weilen wehmüthig um, oder blickte zornig nach den Feuern, die ſein Liebſtes für fremde Freuden zu- richteten, und in einer entfernten Ecke des Hofes bewegte der Morgenwind einen großen Haufen brauner, gelber und weißer Federn, hin und wieder eine derſelben bis in die Nähe der Feuer wirbelnd. Während die Mägde in den Bratpfannen nach- goſſen, die Schinken anſtachen, unter den Trut- hähnen die Gluth erfriſchten, von den Hühnern und der Suppe den Schaum hinwegnahmen, waren auch die Knechte fleißig an ihrem Werke. Der ſchwarzäugige Verwegene richtete im Baumgarten mit Böcken, Blöcken und Brettern eine gewaltige lange Tafel zwiſchen den Blumenbeeten und unter den Fruchtſtämmen zu, nachdem ihm ein ähnliches Gerüſt bereits im Flure gelungen war. Der dicke Langſame bekleidete die Pforten des Hauſes, die Wände des Flures und die Thüren der beiden Zimmer, in denen wir den Diaconus und ſeinen Küſter einſtmals haben ſpeiſen ſehen, mit grünen

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen03_1839/19>, abgerufen am 29.03.2024.