nehme Fräulein, denn sie saßen unter einem gro- ßen Pilze, der wie ein prachtvolles Schirmzelt sein goldgelbes Dach über ihnen ausspannte. Dort saßen sie und schlürften mit den braunen Züngel- chen den Thau vom Grase, dann wischten sie sich die Mäulchen an einem Hälmlein ab und gingen mit einander im anstoßenden Lusthain von Farren- kräutern spazieren, welcher vermuthlich der Einen zugehörte, die ihre Freundin bei sich zum Besuch hatte. Schack! Schack! rief die Elster; der Herr möchte gern wissen, wer geseufzt hat? Die Eidex- chen hoben die Köpfchen empor, wedelten mit den Schwänzchen und riefen:
Prinzessin in der Laub' am Bronnen, Der Kanker hat sie eingesponnen.
Hm! Hm! sagte die Elster und wackelte mit dem Kopfe, daß man so vergeßlich seyn kann! Ja frei- lich, in der nahen Hainbuchenlaube schläft die schöne Prinzessin Doralice, die der böse König Kanker eingesponnen hat. O möchtet Ihr sie erretten, ge- lahrter Herr! -- Den Schüler trieb das Herz, er fragte die Elster, wo die Laube sei? Der Vogel flog voran von Zweig zu Zweig, den Weg zu zei- gen, so kamen sie an eine stille Wiese, rings ein-
nehme Fräulein, denn ſie ſaßen unter einem gro- ßen Pilze, der wie ein prachtvolles Schirmzelt ſein goldgelbes Dach über ihnen ausſpannte. Dort ſaßen ſie und ſchlürften mit den braunen Züngel- chen den Thau vom Graſe, dann wiſchten ſie ſich die Mäulchen an einem Hälmlein ab und gingen mit einander im anſtoßenden Luſthain von Farren- kräutern ſpazieren, welcher vermuthlich der Einen zugehörte, die ihre Freundin bei ſich zum Beſuch hatte. Schack! Schack! rief die Elſter; der Herr möchte gern wiſſen, wer geſeufzt hat? Die Eidex- chen hoben die Köpfchen empor, wedelten mit den Schwänzchen und riefen:
Prinzeſſin in der Laub’ am Bronnen, Der Kanker hat ſie eingeſponnen.
Hm! Hm! ſagte die Elſter und wackelte mit dem Kopfe, daß man ſo vergeßlich ſeyn kann! Ja frei- lich, in der nahen Hainbuchenlaube ſchläft die ſchöne Prinzeſſin Doralice, die der böſe König Kanker eingeſponnen hat. O möchtet Ihr ſie erretten, ge- lahrter Herr! — Den Schüler trieb das Herz, er fragte die Elſter, wo die Laube ſei? Der Vogel flog voran von Zweig zu Zweig, den Weg zu zei- gen, ſo kamen ſie an eine ſtille Wieſe, rings ein-
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nehme Fräulein, denn ſie ſaßen unter einem gro-
ßen Pilze, der wie ein prachtvolles Schirmzelt ſein
goldgelbes Dach über ihnen ausſpannte. Dort
ſaßen ſie und ſchlürften mit den braunen Züngel-
chen den Thau vom Graſe, dann wiſchten ſie ſich
die Mäulchen an einem Hälmlein ab und gingen
mit einander im anſtoßenden Luſthain von Farren-
kräutern ſpazieren, welcher vermuthlich der Einen
zugehörte, die ihre Freundin bei ſich zum Beſuch
hatte. Schack! Schack! rief die Elſter; der Herr
möchte gern wiſſen, wer geſeufzt hat? Die Eidex-
chen hoben die Köpfchen empor, wedelten mit den
Schwänzchen und riefen:
Prinzeſſin in der Laub’ am Bronnen,
Der Kanker hat ſie eingeſponnen.
Hm! Hm! ſagte die Elſter und wackelte mit dem
Kopfe, daß man ſo vergeßlich ſeyn kann! Ja frei-
lich, in der nahen Hainbuchenlaube ſchläft die ſchöne
Prinzeſſin Doralice, die der böſe König Kanker
eingeſponnen hat. O möchtet Ihr ſie erretten, ge-
lahrter Herr! — Den Schüler trieb das Herz,
er fragte die Elſter, wo die Laube ſei? Der Vogel
flog voran von Zweig zu Zweig, den Weg zu zei-
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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen03_1839/179>, abgerufen am 25.11.2024.
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