Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 2. Düsseldorf, 1839.Nun aber Ihr Herren thut mit meiner Ent- Die Magd mußte sie zurücklegen, und ihre Also wieder Eine, die in die Stricke des Cere- Alle unsere Gedanken wendeten sich mit Macht Nun aber Ihr Herren thut mit meiner Ent- Die Magd mußte ſie zurücklegen, und ihre Alſo wieder Eine, die in die Stricke des Cere- Alle unſere Gedanken wendeten ſich mit Macht <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0344" n="326"/> <p>Nun aber Ihr Herren thut mit meiner Ent-<lb/> deckung und in Betreff des bisher unbekannt ge-<lb/> bliebenen Teſtamentes, was Euch gut dünkt. Mich<lb/> laßt mit mir allein und ſchickt mir, wenn ich bitten<lb/> darf, geiſtlichen Beiſtand.</p><lb/> <p>Die Magd mußte ſie zurücklegen, und ihre<lb/> Bruſt begann zu röcheln. Wir verließen das Zim-<lb/> mer und ſandten nach dem Geiſtlichen. Keiner von<lb/> uns legte ſich nieder. Gegen Mitternacht kam die<lb/> Magd und ſagte, daß ſie verſchieden ſei. Kurz<lb/> vor ihrem Ende habe ſie geäußert: Es ſteht kein<lb/> Engel bei mir, aber ich bin dennoch getroſt. Das<lb/> Unheil iſt ohne meinen Willen über mich gekom-<lb/> men; es wird mir vergeben werden.</p><lb/> <p>Alſo wieder Eine, die in die Stricke des Cere-<lb/> bralſyſtems zurückfiel! rief Eſchenmichel. Dieſer<lb/> Umſtand, meine Herren, bleibt vor der Hand<lb/> unter uns.</p><lb/> <p>Alle unſere Gedanken wendeten ſich mit Macht<lb/> gegen das Teſtament des Magiſters Schnotter-<lb/> baum. Nach kurzer Verfinſterung durch den dunkeln<lb/> Körper der Polizei ſchien die Sonne der höheren<lb/> Welt nur um ſo ſieghafter leuchten zu ſollen. Denn<lb/> Eſchenmichel ſchrieb auf der Stelle an den Beamten,<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [326/0344]
Nun aber Ihr Herren thut mit meiner Ent-
deckung und in Betreff des bisher unbekannt ge-
bliebenen Teſtamentes, was Euch gut dünkt. Mich
laßt mit mir allein und ſchickt mir, wenn ich bitten
darf, geiſtlichen Beiſtand.
Die Magd mußte ſie zurücklegen, und ihre
Bruſt begann zu röcheln. Wir verließen das Zim-
mer und ſandten nach dem Geiſtlichen. Keiner von
uns legte ſich nieder. Gegen Mitternacht kam die
Magd und ſagte, daß ſie verſchieden ſei. Kurz
vor ihrem Ende habe ſie geäußert: Es ſteht kein
Engel bei mir, aber ich bin dennoch getroſt. Das
Unheil iſt ohne meinen Willen über mich gekom-
men; es wird mir vergeben werden.
Alſo wieder Eine, die in die Stricke des Cere-
bralſyſtems zurückfiel! rief Eſchenmichel. Dieſer
Umſtand, meine Herren, bleibt vor der Hand
unter uns.
Alle unſere Gedanken wendeten ſich mit Macht
gegen das Teſtament des Magiſters Schnotter-
baum. Nach kurzer Verfinſterung durch den dunkeln
Körper der Polizei ſchien die Sonne der höheren
Welt nur um ſo ſieghafter leuchten zu ſollen. Denn
Eſchenmichel ſchrieb auf der Stelle an den Beamten,
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