nun ihren Gang gehen. -- Sie packte ein Bündel- chen Wäsche zusammen und gab ihrem Hänfling Futter auf acht Tage. Dann legte sie ihre Näh- sachen in saubergefaltete Packete, reichte diese einem Jungen und hieß ihm, sie den Leuten zurückzubrin- gen, mit der Bestellung, sie könne nicht mehr ar- beiten, denn sie habe einen Dämon im Leibe.
Während dieser kleinen Beschäftigungen kamen Kernbeißer und Eschenmichel, denen schon etwas angesagt worden war. Dürr, welcher, als die bei- den Doctoren eintraten, mitten in der Stube stand, sagte groß und ruhig, wie Falstaff, als er den Percy bringt: Da habt Ihr den Dämon!
Wir führten die Schnotterbaum im Triumph nach dem Etablissement und gaben ihr ein kleines Familienfest aus dem Stegereif. Dürr ging oder taumelte vielmehr bald nach seinem Stalle, worin er ein für allemal seine Wohnung aufgeschlagen hatte, der außerordentliche Mensch. Kernbeißer ließ zur Ehre der Magie den Stall mit bunten Lampen erleuchten.
Sehr glücklich sanken wir Alle auf unser Lager. Wir glaubten über alle Berge zu seyn. Eschen- michel stand nur in Zweifel, ob er den Dämon
nun ihren Gang gehen. — Sie packte ein Bündel- chen Wäſche zuſammen und gab ihrem Hänfling Futter auf acht Tage. Dann legte ſie ihre Näh- ſachen in ſaubergefaltete Packete, reichte dieſe einem Jungen und hieß ihm, ſie den Leuten zurückzubrin- gen, mit der Beſtellung, ſie könne nicht mehr ar- beiten, denn ſie habe einen Dämon im Leibe.
Während dieſer kleinen Beſchäftigungen kamen Kernbeißer und Eſchenmichel, denen ſchon etwas angeſagt worden war. Dürr, welcher, als die bei- den Doctoren eintraten, mitten in der Stube ſtand, ſagte groß und ruhig, wie Falſtaff, als er den Percy bringt: Da habt Ihr den Dämon!
Wir führten die Schnotterbaum im Triumph nach dem Etabliſſement und gaben ihr ein kleines Familienfeſt aus dem Stegereif. Dürr ging oder taumelte vielmehr bald nach ſeinem Stalle, worin er ein für allemal ſeine Wohnung aufgeſchlagen hatte, der außerordentliche Menſch. Kernbeißer ließ zur Ehre der Magie den Stall mit bunten Lampen erleuchten.
Sehr glücklich ſanken wir Alle auf unſer Lager. Wir glaubten über alle Berge zu ſeyn. Eſchen- michel ſtand nur in Zweifel, ob er den Dämon
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0310"n="292"/>
nun ihren Gang gehen. — Sie packte ein Bündel-<lb/>
chen Wäſche zuſammen und gab ihrem Hänfling<lb/>
Futter auf acht Tage. Dann legte ſie ihre Näh-<lb/>ſachen in ſaubergefaltete Packete, reichte dieſe einem<lb/>
Jungen und hieß ihm, ſie den Leuten zurückzubrin-<lb/>
gen, mit der Beſtellung, ſie könne nicht mehr ar-<lb/>
beiten, denn ſie habe einen Dämon im Leibe.</p><lb/><p>Während dieſer kleinen Beſchäftigungen kamen<lb/>
Kernbeißer und Eſchenmichel, denen ſchon etwas<lb/>
angeſagt worden war. Dürr, welcher, als die bei-<lb/>
den Doctoren eintraten, mitten in der Stube<lb/>ſtand, ſagte groß und ruhig, wie Falſtaff, als er<lb/>
den Percy bringt: Da habt Ihr den Dämon!</p><lb/><p>Wir führten die Schnotterbaum im Triumph<lb/>
nach dem Etabliſſement und gaben ihr ein kleines<lb/>
Familienfeſt aus dem Stegereif. Dürr ging oder<lb/>
taumelte vielmehr bald nach ſeinem Stalle, worin<lb/>
er ein für allemal ſeine Wohnung aufgeſchlagen<lb/>
hatte, der außerordentliche Menſch. Kernbeißer<lb/>
ließ zur Ehre der Magie den Stall mit bunten<lb/>
Lampen erleuchten.</p><lb/><p>Sehr glücklich ſanken wir Alle auf unſer Lager.<lb/>
Wir glaubten über alle Berge zu ſeyn. Eſchen-<lb/>
michel ſtand nur in Zweifel, ob er den Dämon<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[292/0310]
nun ihren Gang gehen. — Sie packte ein Bündel-
chen Wäſche zuſammen und gab ihrem Hänfling
Futter auf acht Tage. Dann legte ſie ihre Näh-
ſachen in ſaubergefaltete Packete, reichte dieſe einem
Jungen und hieß ihm, ſie den Leuten zurückzubrin-
gen, mit der Beſtellung, ſie könne nicht mehr ar-
beiten, denn ſie habe einen Dämon im Leibe.
Während dieſer kleinen Beſchäftigungen kamen
Kernbeißer und Eſchenmichel, denen ſchon etwas
angeſagt worden war. Dürr, welcher, als die bei-
den Doctoren eintraten, mitten in der Stube
ſtand, ſagte groß und ruhig, wie Falſtaff, als er
den Percy bringt: Da habt Ihr den Dämon!
Wir führten die Schnotterbaum im Triumph
nach dem Etabliſſement und gaben ihr ein kleines
Familienfeſt aus dem Stegereif. Dürr ging oder
taumelte vielmehr bald nach ſeinem Stalle, worin
er ein für allemal ſeine Wohnung aufgeſchlagen
hatte, der außerordentliche Menſch. Kernbeißer
ließ zur Ehre der Magie den Stall mit bunten
Lampen erleuchten.
Sehr glücklich ſanken wir Alle auf unſer Lager.
Wir glaubten über alle Berge zu ſeyn. Eſchen-
michel ſtand nur in Zweifel, ob er den Dämon
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 2. Düsseldorf, 1839, S. 292. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen02_1839/310>, abgerufen am 18.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.