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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 2. Düsseldorf, 1839.

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Schurzfell vorgebunden, wollte grob seyn, fragte,
was ich in seiner Schmiede thät', ich sollte mich
'naus scheeren --

Wer? fragten wir Alle.

Wer? Wer sonst, als der Grobschmidt, der hier
umgehen thut? -- Aber ich nahm ihn wacker zu-
sammen, sagt', ob er nicht wiß', daß ich der Dürr
sei? schmiß ihn auf seinen eigenen Amboß, und
arbeitet' ihm mit dem Hammer so lange auf die
luftigen Knochen los, bis er klein beigab, zu win-
seln begann, mir seine verborgene Missethat be-
kannte und auch schon einige Lust, erlöset zu werden,
spüren läßt. Nur sei hier der rechte Ort nicht,
den Heilsweg zu betreten, es sei hier oben zu
einsam, er müsse mehr unter Menschen, sagte er.

Wo ist er? fragten die Straßenjungen. Ich
will ihn Euch zeigen, rief der Magische, packte den
größten Jungen bei den Haaren, stieß ihn mit der
Nase auf den Amboß und rief: Siehst ihn nun?

Ja, ja, schrie der Knabe, dem das Blut aus
der Nase drang, ich sehe ihn. Die andern Jungen
versicherten zitternd, sie sähen ihn ebenfalls, ich hatte
ihn von Anfang an gesehen, sobald der Magische
ihn nur genannt hatte, ob der Nachbar ihn gesehen,

Schurzfell vorgebunden, wollte grob ſeyn, fragte,
was ich in ſeiner Schmiede thät’, ich ſollte mich
’naus ſcheeren —

Wer? fragten wir Alle.

Wer? Wer ſonſt, als der Grobſchmidt, der hier
umgehen thut? — Aber ich nahm ihn wacker zu-
ſammen, ſagt’, ob er nicht wiß’, daß ich der Dürr
ſei? ſchmiß ihn auf ſeinen eigenen Amboß, und
arbeitet’ ihm mit dem Hammer ſo lange auf die
luftigen Knochen los, bis er klein beigab, zu win-
ſeln begann, mir ſeine verborgene Miſſethat be-
kannte und auch ſchon einige Luſt, erlöſet zu werden,
ſpüren läßt. Nur ſei hier der rechte Ort nicht,
den Heilsweg zu betreten, es ſei hier oben zu
einſam, er müſſe mehr unter Menſchen, ſagte er.

Wo iſt er? fragten die Straßenjungen. Ich
will ihn Euch zeigen, rief der Magiſche, packte den
größten Jungen bei den Haaren, ſtieß ihn mit der
Naſe auf den Amboß und rief: Siehſt ihn nun?

Ja, ja, ſchrie der Knabe, dem das Blut aus
der Naſe drang, ich ſehe ihn. Die andern Jungen
verſicherten zitternd, ſie ſähen ihn ebenfalls, ich hatte
ihn von Anfang an geſehen, ſobald der Magiſche
ihn nur genannt hatte, ob der Nachbar ihn geſehen,

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[288/0306] Schurzfell vorgebunden, wollte grob ſeyn, fragte, was ich in ſeiner Schmiede thät’, ich ſollte mich ’naus ſcheeren — Wer? fragten wir Alle. Wer? Wer ſonſt, als der Grobſchmidt, der hier umgehen thut? — Aber ich nahm ihn wacker zu- ſammen, ſagt’, ob er nicht wiß’, daß ich der Dürr ſei? ſchmiß ihn auf ſeinen eigenen Amboß, und arbeitet’ ihm mit dem Hammer ſo lange auf die luftigen Knochen los, bis er klein beigab, zu win- ſeln begann, mir ſeine verborgene Miſſethat be- kannte und auch ſchon einige Luſt, erlöſet zu werden, ſpüren läßt. Nur ſei hier der rechte Ort nicht, den Heilsweg zu betreten, es ſei hier oben zu einſam, er müſſe mehr unter Menſchen, ſagte er. Wo iſt er? fragten die Straßenjungen. Ich will ihn Euch zeigen, rief der Magiſche, packte den größten Jungen bei den Haaren, ſtieß ihn mit der Naſe auf den Amboß und rief: Siehſt ihn nun? Ja, ja, ſchrie der Knabe, dem das Blut aus der Naſe drang, ich ſehe ihn. Die andern Jungen verſicherten zitternd, ſie ſähen ihn ebenfalls, ich hatte ihn von Anfang an geſehen, ſobald der Magiſche ihn nur genannt hatte, ob der Nachbar ihn geſehen,

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 2. Düsseldorf, 1839, S. 288. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen02_1839/306>, abgerufen am 23.12.2024.