Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 2. Düsseldorf, 1839.

Bild:
<< vorherige Seite

Nämlich, rief ich, hingerissen von dem Gedanken
aus, wenn wir die Poltergeister in den Himmel
gebracht haben, so machen wir uns sacht an die
läßlichsten Verdammten, zu denen vom Zwischen-
reiche aus doch wohl auch eine Hinterthüre sich
entdecken lassen wird, beginnen bei denen unsere
Missionsgeschäfte, und so immer weiter und weiter
hinunter, hinunter!

Wir werden es nicht erleben, sprach Eschen-
michel mit verdrehten Augen, aber unseren Nach-
kommen ist es vorbehalten, selbst den Teufel zum
Christen zu machen.

Kernbeißer lachte, daß er sich nicht zufrieden
geben konnte und rief: 'S ist Schad', daß du dann
nicht mehr auf Erden weilest, Bruder Eschenmichel,
denn wenn der Teufel erst von Gottes Gnaden
seyn wird, so würdest du gewiß Leibarzt von des
Teufes Gnade werden. -- Er hatte überhaupt
Mancherlei gegen diesen Fortschritt der Thauma-
turgie einzuwenden, meinte, es möchte nicht gut
seyn, so tief die Hände in das Geisterreich zu
stecken, man wisse nicht, was man aufwühle, Pol-
tergeister seien Poltergeister -- bis ihn Eschen-
michel anfuhr und gewaltig bedräute.


Nämlich, rief ich, hingeriſſen von dem Gedanken
aus, wenn wir die Poltergeiſter in den Himmel
gebracht haben, ſo machen wir uns ſacht an die
läßlichſten Verdammten, zu denen vom Zwiſchen-
reiche aus doch wohl auch eine Hinterthüre ſich
entdecken laſſen wird, beginnen bei denen unſere
Miſſionsgeſchäfte, und ſo immer weiter und weiter
hinunter, hinunter!

Wir werden es nicht erleben, ſprach Eſchen-
michel mit verdrehten Augen, aber unſeren Nach-
kommen iſt es vorbehalten, ſelbſt den Teufel zum
Chriſten zu machen.

Kernbeißer lachte, daß er ſich nicht zufrieden
geben konnte und rief: ’S iſt Schad’, daß du dann
nicht mehr auf Erden weileſt, Bruder Eſchenmichel,
denn wenn der Teufel erſt von Gottes Gnaden
ſeyn wird, ſo würdeſt du gewiß Leibarzt von des
Teufes Gnade werden. — Er hatte überhaupt
Mancherlei gegen dieſen Fortſchritt der Thauma-
turgie einzuwenden, meinte, es möchte nicht gut
ſeyn, ſo tief die Hände in das Geiſterreich zu
ſtecken, man wiſſe nicht, was man aufwühle, Pol-
tergeiſter ſeien Poltergeiſter — bis ihn Eſchen-
michel anfuhr und gewaltig bedräute.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0285" n="267"/>
          <p>Nämlich, rief ich, hingeri&#x017F;&#x017F;en von dem Gedanken<lb/>
aus, wenn wir die Poltergei&#x017F;ter in den Himmel<lb/>
gebracht haben, &#x017F;o machen wir uns &#x017F;acht an die<lb/>
läßlich&#x017F;ten Verdammten, zu denen vom Zwi&#x017F;chen-<lb/>
reiche aus doch wohl auch eine Hinterthüre &#x017F;ich<lb/>
entdecken la&#x017F;&#x017F;en wird, beginnen bei denen un&#x017F;ere<lb/>
Mi&#x017F;&#x017F;ionsge&#x017F;chäfte, und &#x017F;o immer weiter und weiter<lb/>
hinunter, hinunter!</p><lb/>
          <p>Wir werden es nicht erleben, &#x017F;prach E&#x017F;chen-<lb/>
michel mit verdrehten Augen, aber un&#x017F;eren Nach-<lb/>
kommen i&#x017F;t es vorbehalten, &#x017F;elb&#x017F;t den Teufel zum<lb/>
Chri&#x017F;ten zu machen.</p><lb/>
          <p>Kernbeißer lachte, daß er &#x017F;ich nicht zufrieden<lb/>
geben konnte und rief: &#x2019;S i&#x017F;t Schad&#x2019;, daß du dann<lb/>
nicht mehr auf Erden weile&#x017F;t, Bruder E&#x017F;chenmichel,<lb/>
denn wenn der Teufel er&#x017F;t von Gottes Gnaden<lb/>
&#x017F;eyn wird, &#x017F;o würde&#x017F;t du gewiß Leibarzt von des<lb/>
Teufes Gnade werden. &#x2014; Er hatte überhaupt<lb/>
Mancherlei gegen die&#x017F;en Fort&#x017F;chritt der Thauma-<lb/>
turgie einzuwenden, meinte, es möchte nicht gut<lb/>
&#x017F;eyn, &#x017F;o tief die Hände in das Gei&#x017F;terreich zu<lb/>
&#x017F;tecken, man wi&#x017F;&#x017F;e nicht, was man aufwühle, Pol-<lb/>
tergei&#x017F;ter &#x017F;eien Poltergei&#x017F;ter &#x2014; bis ihn E&#x017F;chen-<lb/>
michel anfuhr und gewaltig bedräute.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[267/0285] Nämlich, rief ich, hingeriſſen von dem Gedanken aus, wenn wir die Poltergeiſter in den Himmel gebracht haben, ſo machen wir uns ſacht an die läßlichſten Verdammten, zu denen vom Zwiſchen- reiche aus doch wohl auch eine Hinterthüre ſich entdecken laſſen wird, beginnen bei denen unſere Miſſionsgeſchäfte, und ſo immer weiter und weiter hinunter, hinunter! Wir werden es nicht erleben, ſprach Eſchen- michel mit verdrehten Augen, aber unſeren Nach- kommen iſt es vorbehalten, ſelbſt den Teufel zum Chriſten zu machen. Kernbeißer lachte, daß er ſich nicht zufrieden geben konnte und rief: ’S iſt Schad’, daß du dann nicht mehr auf Erden weileſt, Bruder Eſchenmichel, denn wenn der Teufel erſt von Gottes Gnaden ſeyn wird, ſo würdeſt du gewiß Leibarzt von des Teufes Gnade werden. — Er hatte überhaupt Mancherlei gegen dieſen Fortſchritt der Thauma- turgie einzuwenden, meinte, es möchte nicht gut ſeyn, ſo tief die Hände in das Geiſterreich zu ſtecken, man wiſſe nicht, was man aufwühle, Pol- tergeiſter ſeien Poltergeiſter — bis ihn Eſchen- michel anfuhr und gewaltig bedräute.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen02_1839
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen02_1839/285
Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 2. Düsseldorf, 1839, S. 267. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen02_1839/285>, abgerufen am 28.11.2024.