barsten Aufschlüsse erhalten, sprach Eschenmichel im Seherton. Die Zeit ist aber für solche Mitthei- lungen noch nicht reif.
Wie steht's heut, Pochhammer? fragte er den Besessenen. -- Bis jetzt noch so ziemlich, Herr Doctor, versetzte dieser sehr höflich und in der Sprache eines gewöhnlichen Menschen, aber es wird leider nicht lange dauern, er kullert schon etwas unter'm Zwerchfell, es ist ihm wieder eine Ratz' durch den Kopf gelaufen, o weh -- da steigt er auf -- da sitzt er in der Kehle schon -- da -- da -- oih! oih! oih! -- So fing er an zu grunzen, und dazwischen schrie er unaufhörlich mit rauher Stimme: Kleien! Schrot! Kleien! Schrot! Eschen- michel betete, Kernbeißer sagte tolle Knittelreime auf den Gergesener her, und die übrigen Tischge- nossen aßen ruhig fort, denn dergleichen gehörte hier zu den alltäglichen Dingen, aus welchen Nie- mand mehr ein Aufhebens machte.
Während dem trat der Knecht, den ich im Hofe gesehen hatte, ein, und sagte: Der Dürr ist erwacht und begehrt zu trinken. -- Ei, was hat der Schliffel ein Gefäll, rief Kernbeißer. Er soll sich hereinscheeren und hier erst seine Arbeit verrichten,
barſten Aufſchlüſſe erhalten, ſprach Eſchenmichel im Seherton. Die Zeit iſt aber für ſolche Mitthei- lungen noch nicht reif.
Wie ſteht’s heut, Pochhammer? fragte er den Beſeſſenen. — Bis jetzt noch ſo ziemlich, Herr Doctor, verſetzte dieſer ſehr höflich und in der Sprache eines gewöhnlichen Menſchen, aber es wird leider nicht lange dauern, er kullert ſchon etwas unter’m Zwerchfell, es iſt ihm wieder eine Ratz’ durch den Kopf gelaufen, o weh — da ſteigt er auf — da ſitzt er in der Kehle ſchon — da — da — oih! oih! oih! — So fing er an zu grunzen, und dazwiſchen ſchrie er unaufhörlich mit rauher Stimme: Kleien! Schrot! Kleien! Schrot! Eſchen- michel betete, Kernbeißer ſagte tolle Knittelreime auf den Gergeſener her, und die übrigen Tiſchge- noſſen aßen ruhig fort, denn dergleichen gehörte hier zu den alltäglichen Dingen, aus welchen Nie- mand mehr ein Aufhebens machte.
Während dem trat der Knecht, den ich im Hofe geſehen hatte, ein, und ſagte: Der Dürr iſt erwacht und begehrt zu trinken. — Ei, was hat der Schliffel ein Gefäll, rief Kernbeißer. Er ſoll ſich hereinſcheeren und hier erſt ſeine Arbeit verrichten,
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barſten Aufſchlüſſe erhalten, ſprach Eſchenmichel im
Seherton. Die Zeit iſt aber für ſolche Mitthei-
lungen noch nicht reif.
Wie ſteht’s heut, Pochhammer? fragte er den
Beſeſſenen. — Bis jetzt noch ſo ziemlich, Herr
Doctor, verſetzte dieſer ſehr höflich und in der
Sprache eines gewöhnlichen Menſchen, aber es wird
leider nicht lange dauern, er kullert ſchon etwas
unter’m Zwerchfell, es iſt ihm wieder eine Ratz’
durch den Kopf gelaufen, o weh — da ſteigt er
auf — da ſitzt er in der Kehle ſchon — da — da
— oih! oih! oih! — So fing er an zu grunzen,
und dazwiſchen ſchrie er unaufhörlich mit rauher
Stimme: Kleien! Schrot! Kleien! Schrot! Eſchen-
michel betete, Kernbeißer ſagte tolle Knittelreime
auf den Gergeſener her, und die übrigen Tiſchge-
noſſen aßen ruhig fort, denn dergleichen gehörte
hier zu den alltäglichen Dingen, aus welchen Nie-
mand mehr ein Aufhebens machte.
Während dem trat der Knecht, den ich im
Hofe geſehen hatte, ein, und ſagte: Der Dürr iſt
erwacht und begehrt zu trinken. — Ei, was hat
der Schliffel ein Gefäll, rief Kernbeißer. Er ſoll
ſich hereinſcheeren und hier erſt ſeine Arbeit verrichten,
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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 2. Düsseldorf, 1839, S. 255. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen02_1839/273>, abgerufen am 22.12.2024.
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