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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 2. Düsseldorf, 1839.

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Wasserstrahl zu, und ging dann in das Schloß, um
dem Herrn desselben seine veränderten Entschlüsse
kund zu thun.

Dem alten Baron schmerzte noch von den phan-
tastischen Erzählungen Münchhausen's das Haupt.
Um von diesen wesenlosen Dingen seine Vorstellun-
gen zu befreien, war er, ohne vorher den gewohnten
Frühgang durch den Garten zu machen, sogleich nach
dem Verlassen des Bettes zur Gerichtsstube hinauf-
gestiegen. Dort sich an die Tafel setzend, gelang
es ihm auch, seine Gedanken zu sammeln.

Er stützte den Arm auf die Tafel, legte das
Haupt in die Hand und sagte: Ich merke recht
wohl, wo dieses hinaus will. Es reut ihn, sein
Luftverdichtungsgeheimniß in einem unvorsichtigen
Augenblicke dahingegeben zu haben, darum sucht er
mir durch die unsinnigsten Faxen zu entschlüpfen.
Nein, mein kluger Freund, das soll dir nicht ge-
lingen. Zum Glück kennen wir deine schwache
Seite, und gegen diese habe ich bereits meinen
Operationsplan entworfen. Unter Freunden soll
Offenheit herrschen, nach diesem Grundsatze werde
ich verfahren und hinter deine Heimlichkeiten zu
kommen suchen, du unaufhaltsamer Schnurrenerzähler!

Waſſerſtrahl zu, und ging dann in das Schloß, um
dem Herrn deſſelben ſeine veränderten Entſchlüſſe
kund zu thun.

Dem alten Baron ſchmerzte noch von den phan-
taſtiſchen Erzählungen Münchhauſen’s das Haupt.
Um von dieſen weſenloſen Dingen ſeine Vorſtellun-
gen zu befreien, war er, ohne vorher den gewohnten
Frühgang durch den Garten zu machen, ſogleich nach
dem Verlaſſen des Bettes zur Gerichtsſtube hinauf-
geſtiegen. Dort ſich an die Tafel ſetzend, gelang
es ihm auch, ſeine Gedanken zu ſammeln.

Er ſtützte den Arm auf die Tafel, legte das
Haupt in die Hand und ſagte: Ich merke recht
wohl, wo dieſes hinaus will. Es reut ihn, ſein
Luftverdichtungsgeheimniß in einem unvorſichtigen
Augenblicke dahingegeben zu haben, darum ſucht er
mir durch die unſinnigſten Faxen zu entſchlüpfen.
Nein, mein kluger Freund, das ſoll dir nicht ge-
lingen. Zum Glück kennen wir deine ſchwache
Seite, und gegen dieſe habe ich bereits meinen
Operationsplan entworfen. Unter Freunden ſoll
Offenheit herrſchen, nach dieſem Grundſatze werde
ich verfahren und hinter deine Heimlichkeiten zu
kommen ſuchen, du unaufhaltſamer Schnurrenerzähler!

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[220/0238] Waſſerſtrahl zu, und ging dann in das Schloß, um dem Herrn deſſelben ſeine veränderten Entſchlüſſe kund zu thun. Dem alten Baron ſchmerzte noch von den phan- taſtiſchen Erzählungen Münchhauſen’s das Haupt. Um von dieſen weſenloſen Dingen ſeine Vorſtellun- gen zu befreien, war er, ohne vorher den gewohnten Frühgang durch den Garten zu machen, ſogleich nach dem Verlaſſen des Bettes zur Gerichtsſtube hinauf- geſtiegen. Dort ſich an die Tafel ſetzend, gelang es ihm auch, ſeine Gedanken zu ſammeln. Er ſtützte den Arm auf die Tafel, legte das Haupt in die Hand und ſagte: Ich merke recht wohl, wo dieſes hinaus will. Es reut ihn, ſein Luftverdichtungsgeheimniß in einem unvorſichtigen Augenblicke dahingegeben zu haben, darum ſucht er mir durch die unſinnigſten Faxen zu entſchlüpfen. Nein, mein kluger Freund, das ſoll dir nicht ge- lingen. Zum Glück kennen wir deine ſchwache Seite, und gegen dieſe habe ich bereits meinen Operationsplan entworfen. Unter Freunden ſoll Offenheit herrſchen, nach dieſem Grundſatze werde ich verfahren und hinter deine Heimlichkeiten zu kommen ſuchen, du unaufhaltſamer Schnurrenerzähler!

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 2. Düsseldorf, 1839, S. 220. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen02_1839/238>, abgerufen am 11.12.2024.