und Alt einen weiten Kreis um das Paar. Das in der Eile entworfene Programm der Festlich- keiten ordnete diese Reihenfolge derselben an: Strophe; Reden von Solon und Plato; Gegen- strophe; Ceremonie, Schlußgesang, gymnisches Spiel, Reigentanz, Festmahl.
Eine der kleinen lahmen Grillen, die einzige, welche mit dem Kunsthackebrettlein aus Blättchen und Dörnchen hatte fertig werden können, war zur Festsängerin ernannt worden. Als daher der Kreis sich gebildet hatte, schritt oder hüpfelte vielmehr diese Dichterin des Wohlthätigkeitsvereins zur hei- ligen Quelle, netzte darin ihre Freßzangen ein We- niges, verdrehte darauf die goldgelben Aeugelein im Kopfe, erreichte mit einem lahmen Sprunge das Gezweig einer Tamariske, nach vergeblichen Bemü- hungen, auf einen der Lorbeerbäume, den niedrig- sten unter Allen, zu gelangen, stimmte das Hacke- brettlein, putzte die Freßzangen an demselben ab, und sang nun, das Kunstinstrumentlein schlagend, begeistert folgende:
Strophe.
Der Käfer ist ein Schweinichen, Brumm! Brumm!
und Alt einen weiten Kreis um das Paar. Das in der Eile entworfene Programm der Feſtlich- keiten ordnete dieſe Reihenfolge derſelben an: Strophe; Reden von Solon und Plato; Gegen- ſtrophe; Ceremonie, Schlußgeſang, gymniſches Spiel, Reigentanz, Feſtmahl.
Eine der kleinen lahmen Grillen, die einzige, welche mit dem Kunſthackebrettlein aus Blättchen und Dörnchen hatte fertig werden können, war zur Feſtſängerin ernannt worden. Als daher der Kreis ſich gebildet hatte, ſchritt oder hüpfelte vielmehr dieſe Dichterin des Wohlthätigkeitsvereins zur hei- ligen Quelle, netzte darin ihre Freßzangen ein We- niges, verdrehte darauf die goldgelben Aeugelein im Kopfe, erreichte mit einem lahmen Sprunge das Gezweig einer Tamariske, nach vergeblichen Bemü- hungen, auf einen der Lorbeerbäume, den niedrig- ſten unter Allen, zu gelangen, ſtimmte das Hacke- brettlein, putzte die Freßzangen an demſelben ab, und ſang nun, das Kunſtinſtrumentlein ſchlagend, begeiſtert folgende:
Strophe.
Der Käfer iſt ein Schweinichen, Brumm! Brumm!
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0188"n="170"/>
und Alt einen weiten Kreis um das Paar. Das<lb/>
in der Eile entworfene Programm der Feſtlich-<lb/>
keiten ordnete dieſe Reihenfolge derſelben an:<lb/>
Strophe; Reden von Solon und Plato; Gegen-<lb/>ſtrophe; Ceremonie, Schlußgeſang, gymniſches<lb/>
Spiel, Reigentanz, Feſtmahl.</p><lb/><p>Eine der kleinen lahmen Grillen, die einzige,<lb/>
welche mit dem Kunſthackebrettlein aus Blättchen<lb/>
und Dörnchen hatte fertig werden können, war zur<lb/>
Feſtſängerin ernannt worden. Als daher der Kreis<lb/>ſich gebildet hatte, ſchritt oder hüpfelte vielmehr<lb/>
dieſe Dichterin des Wohlthätigkeitsvereins zur hei-<lb/>
ligen Quelle, netzte darin ihre Freßzangen ein We-<lb/>
niges, verdrehte darauf die goldgelben Aeugelein<lb/>
im Kopfe, erreichte mit einem lahmen Sprunge das<lb/>
Gezweig einer Tamariske, nach vergeblichen Bemü-<lb/>
hungen, auf einen der Lorbeerbäume, den niedrig-<lb/>ſten unter Allen, zu gelangen, ſtimmte das Hacke-<lb/>
brettlein, putzte die Freßzangen an demſelben ab,<lb/>
und ſang nun, das Kunſtinſtrumentlein ſchlagend,<lb/>
begeiſtert folgende:</p><lb/><lgtype="poem"><head><hirendition="#g">Strophe</hi>.</head><lb/><l>Der Käfer iſt ein Schweinichen,</l><lb/><l>Brumm! Brumm!</l><lb/></lg></div></div></body></text></TEI>
[170/0188]
und Alt einen weiten Kreis um das Paar. Das
in der Eile entworfene Programm der Feſtlich-
keiten ordnete dieſe Reihenfolge derſelben an:
Strophe; Reden von Solon und Plato; Gegen-
ſtrophe; Ceremonie, Schlußgeſang, gymniſches
Spiel, Reigentanz, Feſtmahl.
Eine der kleinen lahmen Grillen, die einzige,
welche mit dem Kunſthackebrettlein aus Blättchen
und Dörnchen hatte fertig werden können, war zur
Feſtſängerin ernannt worden. Als daher der Kreis
ſich gebildet hatte, ſchritt oder hüpfelte vielmehr
dieſe Dichterin des Wohlthätigkeitsvereins zur hei-
ligen Quelle, netzte darin ihre Freßzangen ein We-
niges, verdrehte darauf die goldgelben Aeugelein
im Kopfe, erreichte mit einem lahmen Sprunge das
Gezweig einer Tamariske, nach vergeblichen Bemü-
hungen, auf einen der Lorbeerbäume, den niedrig-
ſten unter Allen, zu gelangen, ſtimmte das Hacke-
brettlein, putzte die Freßzangen an demſelben ab,
und ſang nun, das Kunſtinſtrumentlein ſchlagend,
begeiſtert folgende:
Strophe.
Der Käfer iſt ein Schweinichen,
Brumm! Brumm!
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 2. Düsseldorf, 1839, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen02_1839/188>, abgerufen am 23.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.