Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 2. Düsseldorf, 1839.

Bild:
<< vorherige Seite

wieder in ihre schimpflichen Angewöhnungen zurück-
fallen!

Der Jubel drang zu den übrigen Ziegengatten,
welche ungeachtet ihrer Ehrwürdigkeit den frohen
Fall mit einem herrlichen Reigentanze in den kühn-
sten Sprüngen feierten. Auch die Mütter und
uns Zicklein und Böcklein zog das Getöse herbei.
Die Mütter wurden mit wenigen freudigmeckernden
Worten von dem Gelingen der Versittlichung in
Kenntniß gesetzt, sahen Roß und Schwärmerin die
Füße von sich strecken und vergossen Thränen der
Rührung. Wie die Frauen denn immer mit blitz-
schneller Ahnung das Höchste, Richtigste treffen, so
ging auch in den helikonischen Ziegen damals die
Blüthe des versittlichenden Wirkens auf. -- Laßt
uns aus diesen beiden der Tugend gewonnenen
Wesen ein Paar machen! riefen die Ziegen be-
geistert. Verheirathen wir sie mit einander, und
als Aussteuer geben wir ihnen so viele Lilien, Rosen
und Feigen, als sie am Helikon finden können!

Ein unglaublicher Sturm des Entzückens folgte
diesem Vorschlage. Zwar wollte der ehrwürdige
Moschus den Zweifel erheben, ob selbiges Ehebünd-
niß wohl fruchtbar ausfallen möchte, und der kritische

wieder in ihre ſchimpflichen Angewöhnungen zurück-
fallen!

Der Jubel drang zu den übrigen Ziegengatten,
welche ungeachtet ihrer Ehrwürdigkeit den frohen
Fall mit einem herrlichen Reigentanze in den kühn-
ſten Sprüngen feierten. Auch die Mütter und
uns Zicklein und Böcklein zog das Getöſe herbei.
Die Mütter wurden mit wenigen freudigmeckernden
Worten von dem Gelingen der Verſittlichung in
Kenntniß geſetzt, ſahen Roß und Schwärmerin die
Füße von ſich ſtrecken und vergoſſen Thränen der
Rührung. Wie die Frauen denn immer mit blitz-
ſchneller Ahnung das Höchſte, Richtigſte treffen, ſo
ging auch in den helikoniſchen Ziegen damals die
Blüthe des verſittlichenden Wirkens auf. — Laßt
uns aus dieſen beiden der Tugend gewonnenen
Weſen ein Paar machen! riefen die Ziegen be-
geiſtert. Verheirathen wir ſie mit einander, und
als Ausſteuer geben wir ihnen ſo viele Lilien, Roſen
und Feigen, als ſie am Helikon finden können!

Ein unglaublicher Sturm des Entzückens folgte
dieſem Vorſchlage. Zwar wollte der ehrwürdige
Moſchus den Zweifel erheben, ob ſelbiges Ehebünd-
niß wohl fruchtbar ausfallen möchte, und der kritiſche

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0186" n="168"/>
wieder in ihre &#x017F;chimpflichen Angewöhnungen zurück-<lb/>
fallen!</p><lb/>
          <p>Der Jubel drang zu den übrigen Ziegengatten,<lb/>
welche ungeachtet ihrer Ehrwürdigkeit den frohen<lb/>
Fall mit einem herrlichen Reigentanze in den kühn-<lb/>
&#x017F;ten Sprüngen feierten. Auch die Mütter und<lb/>
uns Zicklein und Böcklein zog das Getö&#x017F;e herbei.<lb/>
Die Mütter wurden mit wenigen freudigmeckernden<lb/>
Worten von dem Gelingen der Ver&#x017F;ittlichung in<lb/>
Kenntniß ge&#x017F;etzt, &#x017F;ahen Roß und Schwärmerin die<lb/>
Füße von &#x017F;ich &#x017F;trecken und vergo&#x017F;&#x017F;en Thränen der<lb/>
Rührung. Wie die Frauen denn immer mit blitz-<lb/>
&#x017F;chneller Ahnung das Höch&#x017F;te, Richtig&#x017F;te treffen, &#x017F;o<lb/>
ging auch in den helikoni&#x017F;chen Ziegen damals die<lb/>
Blüthe des ver&#x017F;ittlichenden Wirkens auf. &#x2014; Laßt<lb/>
uns aus die&#x017F;en beiden der Tugend gewonnenen<lb/>
We&#x017F;en ein Paar machen! riefen die Ziegen be-<lb/>
gei&#x017F;tert. Verheirathen wir &#x017F;ie mit einander, und<lb/>
als Aus&#x017F;teuer geben wir ihnen &#x017F;o viele Lilien, Ro&#x017F;en<lb/>
und Feigen, als &#x017F;ie am Helikon finden können!</p><lb/>
          <p>Ein unglaublicher Sturm des Entzückens folgte<lb/>
die&#x017F;em Vor&#x017F;chlage. Zwar wollte der ehrwürdige<lb/>
Mo&#x017F;chus den Zweifel erheben, ob &#x017F;elbiges Ehebünd-<lb/>
niß wohl fruchtbar ausfallen möchte, und der kriti&#x017F;che<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[168/0186] wieder in ihre ſchimpflichen Angewöhnungen zurück- fallen! Der Jubel drang zu den übrigen Ziegengatten, welche ungeachtet ihrer Ehrwürdigkeit den frohen Fall mit einem herrlichen Reigentanze in den kühn- ſten Sprüngen feierten. Auch die Mütter und uns Zicklein und Böcklein zog das Getöſe herbei. Die Mütter wurden mit wenigen freudigmeckernden Worten von dem Gelingen der Verſittlichung in Kenntniß geſetzt, ſahen Roß und Schwärmerin die Füße von ſich ſtrecken und vergoſſen Thränen der Rührung. Wie die Frauen denn immer mit blitz- ſchneller Ahnung das Höchſte, Richtigſte treffen, ſo ging auch in den helikoniſchen Ziegen damals die Blüthe des verſittlichenden Wirkens auf. — Laßt uns aus dieſen beiden der Tugend gewonnenen Weſen ein Paar machen! riefen die Ziegen be- geiſtert. Verheirathen wir ſie mit einander, und als Ausſteuer geben wir ihnen ſo viele Lilien, Roſen und Feigen, als ſie am Helikon finden können! Ein unglaublicher Sturm des Entzückens folgte dieſem Vorſchlage. Zwar wollte der ehrwürdige Moſchus den Zweifel erheben, ob ſelbiges Ehebünd- niß wohl fruchtbar ausfallen möchte, und der kritiſche

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen02_1839
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen02_1839/186
Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 2. Düsseldorf, 1839, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen02_1839/186>, abgerufen am 28.04.2024.