Nutzen habe. Mache mir jetzt Thee, das Wasser dort scheint noch so ziemlich klar zu seyn, wie es in diesem vermaledeiten Lande seyn kann, denn freilich, Wasser von Utrecht ist es nicht. Ich will unterdessen in der Elektra unseres großen Vondel lesen. Er nahm ein Buch aus der Tasche, schlug es auf, und las halblaut mit sonderbarem Pathos die Anfangsverse der Vondelschen Elektra:
O zoon van Atreus zoon, die't opperste gezagh, In't Grieksche Leeger had, toen hy voor Troje lagh, Nu zietge zelf het gee, daer staegh uw hart nacr haeckte. Dit's Argos, d'oude Stad, daer uw gemoed om blaeckte. Dit's't woud van Jö zelf, dat dolgeprickelt dier. Het wolfsveld van Apol, den wolvenschrick, is hier, En dees vermaerde Kerck, die Argos Juno wydde, Rijst ginder hemelhoogh, aen uwe rechte zijde ...
Ja, ja, unterbrach sich Myn Heer van Streef, das ist denn freilich etwas Griechischer, als diese helikonische Knüppeldammwirthschaft. Er summte sacht in seinem Vondel weiter.
Sebulon hatte unterdessen die Reisetheema- schine, welche sein Herr überall mit hinnahm, aus dem Mantelsacke hervorgeholt, Feuer angezündet, Wasser aus der Hippokrene geschöpft, es gekocht und grünen Thee aufgeschüttet. Als das unent-
Nutzen habe. Mache mir jetzt Thee, das Waſſer dort ſcheint noch ſo ziemlich klar zu ſeyn, wie es in dieſem vermaledeiten Lande ſeyn kann, denn freilich, Waſſer von Utrecht iſt es nicht. Ich will unterdeſſen in der Elektra unſeres großen Vondel leſen. Er nahm ein Buch aus der Taſche, ſchlug es auf, und las halblaut mit ſonderbarem Pathos die Anfangsverſe der Vondelſchen Elektra:
O zoon van Atreus zoon, die’t opperste gezagh, In’t Grieksche Leeger had, toen hy voor Troje lagh, Nu zietge zelf het gée, daer staegh uw hart nacr haeckte. Dit’s Argos, d’oude Stad, daer uw gemoed om blaeckte. Dit’s’t woud van Jö zelf, dat dolgeprickelt dier. Het wolfsveld van Apol, den wolvenschrick, is hier, En dees vermaerde Kerck, die Argos Juno wydde, Rijst ginder hemelhoogh, aen uwe rechte zijde …
Ja, ja, unterbrach ſich Myn Heer van Streef, das iſt denn freilich etwas Griechiſcher, als dieſe helikoniſche Knüppeldammwirthſchaft. Er ſummte ſacht in ſeinem Vondel weiter.
Sebulon hatte unterdeſſen die Reiſetheema- ſchine, welche ſein Herr überall mit hinnahm, aus dem Mantelſacke hervorgeholt, Feuer angezündet, Waſſer aus der Hippokrene geſchöpft, es gekocht und grünen Thee aufgeſchüttet. Als das unent-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbn="180"facs="#f0198"/>
Nutzen habe. Mache mir jetzt Thee, das Waſſer<lb/>
dort ſcheint noch ſo ziemlich klar zu ſeyn, wie es<lb/>
in dieſem vermaledeiten Lande ſeyn kann, denn<lb/>
freilich, Waſſer von Utrecht iſt es nicht. Ich will<lb/>
unterdeſſen in der Elektra unſeres großen Vondel<lb/>
leſen. Er nahm ein Buch aus der Taſche, ſchlug<lb/>
es auf, und las halblaut mit ſonderbarem Pathos<lb/>
die Anfangsverſe der Vondelſchen Elektra:</p><lb/><lgtype="poem"><l><hirendition="#aq">O zoon van Atreus zoon, die’t opperste gezagh,</hi></l><lb/><l><hirendition="#aq">In’t Grieksche Leeger had, toen hy voor Troje lagh,</hi></l><lb/><l><hirendition="#aq">Nu zietge zelf het gée, daer staegh uw hart nacr</hi></l><lb/><l><hirendition="#aq">haeckte.</hi></l><lb/><l><hirendition="#aq">Dit’s Argos, d’oude Stad, daer uw gemoed om blaeckte.</hi></l><lb/><l><hirendition="#aq">Dit’s’t woud van Jö zelf, dat dolgeprickelt dier.</hi></l><lb/><l><hirendition="#aq">Het wolfsveld van Apol, den wolvenschrick, is hier,</hi></l><lb/><l><hirendition="#aq">En dees vermaerde Kerck, die Argos Juno wydde,</hi></l><lb/><l><hirendition="#aq">Rijst ginder hemelhoogh, aen uwe rechte zijde</hi>…</l></lg><lb/><p>Ja, ja, unterbrach ſich Myn Heer van Streef,<lb/>
das iſt denn freilich etwas Griechiſcher, als dieſe<lb/>
helikoniſche Knüppeldammwirthſchaft. Er ſummte<lb/>ſacht in ſeinem Vondel weiter.</p><lb/><p>Sebulon hatte unterdeſſen die Reiſetheema-<lb/>ſchine, welche ſein Herr überall mit hinnahm, aus<lb/>
dem Mantelſacke hervorgeholt, Feuer angezündet,<lb/>
Waſſer aus der Hippokrene geſchöpft, es gekocht<lb/>
und grünen Thee aufgeſchüttet. Als das unent-<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[180/0198]
Nutzen habe. Mache mir jetzt Thee, das Waſſer
dort ſcheint noch ſo ziemlich klar zu ſeyn, wie es
in dieſem vermaledeiten Lande ſeyn kann, denn
freilich, Waſſer von Utrecht iſt es nicht. Ich will
unterdeſſen in der Elektra unſeres großen Vondel
leſen. Er nahm ein Buch aus der Taſche, ſchlug
es auf, und las halblaut mit ſonderbarem Pathos
die Anfangsverſe der Vondelſchen Elektra:
O zoon van Atreus zoon, die’t opperste gezagh,
In’t Grieksche Leeger had, toen hy voor Troje lagh,
Nu zietge zelf het gée, daer staegh uw hart nacr
haeckte.
Dit’s Argos, d’oude Stad, daer uw gemoed om blaeckte.
Dit’s’t woud van Jö zelf, dat dolgeprickelt dier.
Het wolfsveld van Apol, den wolvenschrick, is hier,
En dees vermaerde Kerck, die Argos Juno wydde,
Rijst ginder hemelhoogh, aen uwe rechte zijde …
Ja, ja, unterbrach ſich Myn Heer van Streef,
das iſt denn freilich etwas Griechiſcher, als dieſe
helikoniſche Knüppeldammwirthſchaft. Er ſummte
ſacht in ſeinem Vondel weiter.
Sebulon hatte unterdeſſen die Reiſetheema-
ſchine, welche ſein Herr überall mit hinnahm, aus
dem Mantelſacke hervorgeholt, Feuer angezündet,
Waſſer aus der Hippokrene geſchöpft, es gekocht
und grünen Thee aufgeſchüttet. Als das unent-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 2. Düsseldorf, 1839, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen02_1839/198>, abgerufen am 04.03.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.