Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838.

Bild:
<< vorherige Seite

Von diesem biedern Zurufe des tüchtigen
Manns fuhren Piepmeyers gleichzeitig aus dem
Schlummer auf, und wollten sich gleichzeitig erhe-
ben. Da ihnen aber dies Schmerzen verursachte,
so sanken sie zurück, tasteten gleichzeitig nach ihren
Zöpfen, entdeckten die Ursache der Schmerzen und
sagten gleichzeitig wie aus einem Munde, kalten
Blutes: Herr Feldwebel, es muß sich, derweil
wir schliefen, ein dummer Junge in die Wacht
geschlichen und einen Jux mit uns verübt haben. --
Auf Ehre, so ist es, sprach der Fähnrich von
Zinzerling, der herzugetreten war. Feldwebel,
machen Sie den einen Mann los, und der kann
wieder seinen Brüdern helfen. Wo bleibt der
Schelm, der Hirsewenzel? --

Der Feldwebel lös'te Karl Piepmeyer von
Heinrich Piepmeyer ab, Karl trennte demnächst
Heinrich von Ferdinand, Heinrich schied Ferdinand
von Guido, Ferdinand dismembrirte Guido und
Christian, Guido setzte Christian mit Romeo aus-
einander, Christian endlich stellte den Dualismus
zwischen Romeo und Peter her. Nachdem die
sechs Brüder solchergestalt wieder in das Fürsich-
seyn getreten waren, vollendeten sie ihre reale

Immermann's Münchhausen 1. Th. 5

Von dieſem biedern Zurufe des tüchtigen
Manns fuhren Piepmeyers gleichzeitig aus dem
Schlummer auf, und wollten ſich gleichzeitig erhe-
ben. Da ihnen aber dies Schmerzen verurſachte,
ſo ſanken ſie zurück, taſteten gleichzeitig nach ihren
Zöpfen, entdeckten die Urſache der Schmerzen und
ſagten gleichzeitig wie aus einem Munde, kalten
Blutes: Herr Feldwebel, es muß ſich, derweil
wir ſchliefen, ein dummer Junge in die Wacht
geſchlichen und einen Jux mit uns verübt haben. —
Auf Ehre, ſo iſt es, ſprach der Fähnrich von
Zinzerling, der herzugetreten war. Feldwebel,
machen Sie den einen Mann los, und der kann
wieder ſeinen Brüdern helfen. Wo bleibt der
Schelm, der Hirſewenzel? —

Der Feldwebel löſ’te Karl Piepmeyer von
Heinrich Piepmeyer ab, Karl trennte demnächſt
Heinrich von Ferdinand, Heinrich ſchied Ferdinand
von Guido, Ferdinand dismembrirte Guido und
Chriſtian, Guido ſetzte Chriſtian mit Romeo aus-
einander, Chriſtian endlich ſtellte den Dualismus
zwiſchen Romeo und Peter her. Nachdem die
ſechs Brüder ſolchergeſtalt wieder in das Fürſich-
ſeyn getreten waren, vollendeten ſie ihre reale

Immermann’s Münchhauſen 1. Th. 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0073" n="65"/>
          <p>Von die&#x017F;em biedern Zurufe des tüchtigen<lb/>
Manns fuhren Piepmeyers gleichzeitig aus dem<lb/>
Schlummer auf, und wollten &#x017F;ich gleichzeitig erhe-<lb/>
ben. Da ihnen aber dies Schmerzen verur&#x017F;achte,<lb/>
&#x017F;o &#x017F;anken &#x017F;ie zurück, ta&#x017F;teten gleichzeitig nach ihren<lb/>
Zöpfen, entdeckten die Ur&#x017F;ache der Schmerzen und<lb/>
&#x017F;agten gleichzeitig wie aus <hi rendition="#g">einem</hi> Munde, kalten<lb/>
Blutes: Herr Feldwebel, es muß &#x017F;ich, derweil<lb/>
wir &#x017F;chliefen, ein dummer Junge in die Wacht<lb/>
ge&#x017F;chlichen und einen Jux mit uns verübt haben. &#x2014;<lb/>
Auf Ehre, &#x017F;o i&#x017F;t es, &#x017F;prach der Fähnrich von<lb/>
Zinzerling, der herzugetreten war. Feldwebel,<lb/>
machen Sie den einen Mann los, und der kann<lb/>
wieder &#x017F;einen Brüdern helfen. Wo bleibt der<lb/>
Schelm, der Hir&#x017F;ewenzel? &#x2014;</p><lb/>
          <p>Der Feldwebel lö&#x017F;&#x2019;te Karl Piepmeyer von<lb/>
Heinrich Piepmeyer ab, Karl trennte demnäch&#x017F;t<lb/>
Heinrich von Ferdinand, Heinrich &#x017F;chied Ferdinand<lb/>
von Guido, Ferdinand dismembrirte Guido und<lb/>
Chri&#x017F;tian, Guido &#x017F;etzte Chri&#x017F;tian mit Romeo aus-<lb/>
einander, Chri&#x017F;tian endlich &#x017F;tellte den Dualismus<lb/>
zwi&#x017F;chen Romeo und Peter her. Nachdem die<lb/>
&#x017F;echs Brüder &#x017F;olcherge&#x017F;talt wieder in das Für&#x017F;ich-<lb/>
&#x017F;eyn getreten waren, vollendeten &#x017F;ie ihre reale<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Immermann&#x2019;s Münchhau&#x017F;en 1. Th. 5</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[65/0073] Von dieſem biedern Zurufe des tüchtigen Manns fuhren Piepmeyers gleichzeitig aus dem Schlummer auf, und wollten ſich gleichzeitig erhe- ben. Da ihnen aber dies Schmerzen verurſachte, ſo ſanken ſie zurück, taſteten gleichzeitig nach ihren Zöpfen, entdeckten die Urſache der Schmerzen und ſagten gleichzeitig wie aus einem Munde, kalten Blutes: Herr Feldwebel, es muß ſich, derweil wir ſchliefen, ein dummer Junge in die Wacht geſchlichen und einen Jux mit uns verübt haben. — Auf Ehre, ſo iſt es, ſprach der Fähnrich von Zinzerling, der herzugetreten war. Feldwebel, machen Sie den einen Mann los, und der kann wieder ſeinen Brüdern helfen. Wo bleibt der Schelm, der Hirſewenzel? — Der Feldwebel löſ’te Karl Piepmeyer von Heinrich Piepmeyer ab, Karl trennte demnächſt Heinrich von Ferdinand, Heinrich ſchied Ferdinand von Guido, Ferdinand dismembrirte Guido und Chriſtian, Guido ſetzte Chriſtian mit Romeo aus- einander, Chriſtian endlich ſtellte den Dualismus zwiſchen Romeo und Peter her. Nachdem die ſechs Brüder ſolchergeſtalt wieder in das Fürſich- ſeyn getreten waren, vollendeten ſie ihre reale Immermann’s Münchhauſen 1. Th. 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen01_1838
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen01_1838/73
Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen01_1838/73>, abgerufen am 23.11.2024.