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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838.

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neben einander herlaufen, wie die Lombardischen
Pappeln zu beiden Seiten der Chaussee von Halle
nach Magdeburg, und dieses Wunder soll nur von
dem Wunder der Kühnheit übertroffen werden,
womit ich versichern will, daß ich nie einen un-
schönen Vers verfertiget habe. Nicht durch Fehler
und Ausschweifungen will ich die Bretter reizen;
nein, ich will das Theater nivelliren, entnerven
und abmergeln. Es soll aus meiner Feder Nichts
kommen, was selbst der Censur von China ver-
dächtig werden könnte, ich will ein völlig etats-
mäßiger Poet werden, gleichwohl aber will ich von
mir behaupten, ich sei durch große Geschichtsepochen,
die von keinem Etat etwas wußten, zu Thränen
der Rührung hingerissen worden, denn Klingeln
gehört zum Handwerk. Wahrlich, wahrlich, ich
sage Euch, es wird die Zeit kommen, da die
Schauspieler meine Rollen im Schlaf abspielen,
das Auditorium schläft, und der Kritiker Gottsched
am folgenden Tage während seines Nachmittags-
schläfchens eine Recension in die velinpapiernen
Blätter stiftet, worin er sagt, das neuste geniale
Werk aus meiner unermüdlichen Feder habe das
Publicum zum Enthusiasmus hingerissen. Mit

neben einander herlaufen, wie die Lombardiſchen
Pappeln zu beiden Seiten der Chauſſee von Halle
nach Magdeburg, und dieſes Wunder ſoll nur von
dem Wunder der Kühnheit übertroffen werden,
womit ich verſichern will, daß ich nie einen un-
ſchönen Vers verfertiget habe. Nicht durch Fehler
und Ausſchweifungen will ich die Bretter reizen;
nein, ich will das Theater nivelliren, entnerven
und abmergeln. Es ſoll aus meiner Feder Nichts
kommen, was ſelbſt der Cenſur von China ver-
dächtig werden könnte, ich will ein völlig etats-
mäßiger Poet werden, gleichwohl aber will ich von
mir behaupten, ich ſei durch große Geſchichtsepochen,
die von keinem Etat etwas wußten, zu Thränen
der Rührung hingeriſſen worden, denn Klingeln
gehört zum Handwerk. Wahrlich, wahrlich, ich
ſage Euch, es wird die Zeit kommen, da die
Schauſpieler meine Rollen im Schlaf abſpielen,
das Auditorium ſchläft, und der Kritiker Gottſched
am folgenden Tage während ſeines Nachmittags-
ſchläfchens eine Recenſion in die velinpapiernen
Blätter ſtiftet, worin er ſagt, das neuſte geniale
Werk aus meiner unermüdlichen Feder habe das
Publicum zum Enthuſiasmus hingeriſſen. Mit

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[53/0061] neben einander herlaufen, wie die Lombardiſchen Pappeln zu beiden Seiten der Chauſſee von Halle nach Magdeburg, und dieſes Wunder ſoll nur von dem Wunder der Kühnheit übertroffen werden, womit ich verſichern will, daß ich nie einen un- ſchönen Vers verfertiget habe. Nicht durch Fehler und Ausſchweifungen will ich die Bretter reizen; nein, ich will das Theater nivelliren, entnerven und abmergeln. Es ſoll aus meiner Feder Nichts kommen, was ſelbſt der Cenſur von China ver- dächtig werden könnte, ich will ein völlig etats- mäßiger Poet werden, gleichwohl aber will ich von mir behaupten, ich ſei durch große Geſchichtsepochen, die von keinem Etat etwas wußten, zu Thränen der Rührung hingeriſſen worden, denn Klingeln gehört zum Handwerk. Wahrlich, wahrlich, ich ſage Euch, es wird die Zeit kommen, da die Schauſpieler meine Rollen im Schlaf abſpielen, das Auditorium ſchläft, und der Kritiker Gottſched am folgenden Tage während ſeines Nachmittags- ſchläfchens eine Recenſion in die velinpapiernen Blätter ſtiftet, worin er ſagt, das neuſte geniale Werk aus meiner unermüdlichen Feder habe das Publicum zum Enthuſiasmus hingeriſſen. Mit

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen01_1838/61>, abgerufen am 23.11.2024.