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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838.

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welchen andern möchten sie einen Tausch solches
Stammbaum's eingehen?

Hier wurden diese Gespräche von einem hef-
tigen Schreien, ja Brüllen unterbrochen, welches
sich an der Zinskarre erhob. Hinzueilend sahen sie
den Küster in entsetzter Stellung, die Arme wie
Wegweiser ausgebreitet, das Gesicht braun und
weiß gesprenkelt, den Mund wie Laocoon aufge-
sperrt. Um ihn her standen die Frauenspersonen
und der Colonus, der seine Karre zum Stehen
gebracht hatte. Die Küsterin klopfte dem Küster
den Rücken, die Magd hatte ihm den Rock halb
aufgeknöpft, aus welchem das Federkissen gefähr-
lich hervorhing. Der Diaconus forschte nach der
Ursache des Auftritts und erfuhr von seiner Magd,
(denn der Küster war noch immer sprachlos) daß
der Küster von der Karre abgestiegen sei, um, wie er
gesagt, der lieben Verdauung wegen etwas zu gehen,
da sei ein großer schwarzer Hund dicht an ihm vorbei
quer über den Weg hinübergeschossen, der Küster habe
aber sofort jenes Geschrei oder Gebrüll erhoben, so
daß beinahe die Pferde scheu geworden seien.

In diesem Augenblicke gab die Küsterin ihrem
Manne, bei dem das Klopfen nicht verfangen

welchen andern möchten ſie einen Tauſch ſolches
Stammbaum’s eingehen?

Hier wurden dieſe Geſpräche von einem hef-
tigen Schreien, ja Brüllen unterbrochen, welches
ſich an der Zinskarre erhob. Hinzueilend ſahen ſie
den Küſter in entſetzter Stellung, die Arme wie
Wegweiſer ausgebreitet, das Geſicht braun und
weiß geſprenkelt, den Mund wie Laocoon aufge-
ſperrt. Um ihn her ſtanden die Frauensperſonen
und der Colonus, der ſeine Karre zum Stehen
gebracht hatte. Die Küſterin klopfte dem Küſter
den Rücken, die Magd hatte ihm den Rock halb
aufgeknöpft, aus welchem das Federkiſſen gefähr-
lich hervorhing. Der Diaconus forſchte nach der
Urſache des Auftritts und erfuhr von ſeiner Magd,
(denn der Küſter war noch immer ſprachlos) daß
der Küſter von der Karre abgeſtiegen ſei, um, wie er
geſagt, der lieben Verdauung wegen etwas zu gehen,
da ſei ein großer ſchwarzer Hund dicht an ihm vorbei
quer über den Weg hinübergeſchoſſen, der Küſter habe
aber ſofort jenes Geſchrei oder Gebrüll erhoben, ſo
daß beinahe die Pferde ſcheu geworden ſeien.

In dieſem Augenblicke gab die Küſterin ihrem
Manne, bei dem das Klopfen nicht verfangen

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[405/0413] welchen andern möchten ſie einen Tauſch ſolches Stammbaum’s eingehen? Hier wurden dieſe Geſpräche von einem hef- tigen Schreien, ja Brüllen unterbrochen, welches ſich an der Zinskarre erhob. Hinzueilend ſahen ſie den Küſter in entſetzter Stellung, die Arme wie Wegweiſer ausgebreitet, das Geſicht braun und weiß geſprenkelt, den Mund wie Laocoon aufge- ſperrt. Um ihn her ſtanden die Frauensperſonen und der Colonus, der ſeine Karre zum Stehen gebracht hatte. Die Küſterin klopfte dem Küſter den Rücken, die Magd hatte ihm den Rock halb aufgeknöpft, aus welchem das Federkiſſen gefähr- lich hervorhing. Der Diaconus forſchte nach der Urſache des Auftritts und erfuhr von ſeiner Magd, (denn der Küſter war noch immer ſprachlos) daß der Küſter von der Karre abgeſtiegen ſei, um, wie er geſagt, der lieben Verdauung wegen etwas zu gehen, da ſei ein großer ſchwarzer Hund dicht an ihm vorbei quer über den Weg hinübergeſchoſſen, der Küſter habe aber ſofort jenes Geſchrei oder Gebrüll erhoben, ſo daß beinahe die Pferde ſcheu geworden ſeien. In dieſem Augenblicke gab die Küſterin ihrem Manne, bei dem das Klopfen nicht verfangen

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838, S. 405. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen01_1838/413>, abgerufen am 25.11.2024.