standen, der Herr bleibe zur Tafel, und sei bis auf den Abend mit den Pferden nach Hause gerit- ten. Nun, da es so ist, laß dir's gefallen und nimm hier vorlieb, sagte der Fürst. Du kannst doch nicht die zwei Stunden zu Fuß nach Hause gehen. -- Was sollte mein Vater beginnen? So unlieb es ihm war, er mußte bleiben. Bei Tafel, als es ziemlich lärmend zu werden anfing, warf Einer die Frage hin, ob er morgen mit zur Jagd komme?
Ohne seine Antwort abzuwarten, rief ein Ande- rer: Nein, er darf nicht, seine Frau hat es ihm streng verboten. -- Ist es wahr, fragte der Fürst laut über die ganze Tafel hin, daß dir deine Frau befohlen hat, kein Gewehr mehr abzudrücken? Wenn dem so ist, und du gehorchst, so bist du ja ein wahrer Mustermann für Stadt und Land. Ein schallendes Gelächter folgte diesen Worten, obgleich darin nicht viel Lachenswerthes steckte.
Mein Vater ärgerte sich, nahm sich aber zusam- men und versetzte, daß dem nicht so sei; wie man denken könne, daß seine Frau ihm so etwas befeh- len werde? und dergleichen mehr, was ein Jeder in seiner Lage und in einer so wilden Gesellschaft
ſtanden, der Herr bleibe zur Tafel, und ſei bis auf den Abend mit den Pferden nach Hauſe gerit- ten. Nun, da es ſo iſt, laß dir’s gefallen und nimm hier vorlieb, ſagte der Fürſt. Du kannſt doch nicht die zwei Stunden zu Fuß nach Hauſe gehen. — Was ſollte mein Vater beginnen? So unlieb es ihm war, er mußte bleiben. Bei Tafel, als es ziemlich lärmend zu werden anfing, warf Einer die Frage hin, ob er morgen mit zur Jagd komme?
Ohne ſeine Antwort abzuwarten, rief ein Ande- rer: Nein, er darf nicht, ſeine Frau hat es ihm ſtreng verboten. — Iſt es wahr, fragte der Fürſt laut über die ganze Tafel hin, daß dir deine Frau befohlen hat, kein Gewehr mehr abzudrücken? Wenn dem ſo iſt, und du gehorchſt, ſo biſt du ja ein wahrer Muſtermann für Stadt und Land. Ein ſchallendes Gelächter folgte dieſen Worten, obgleich darin nicht viel Lachenswerthes ſteckte.
Mein Vater ärgerte ſich, nahm ſich aber zuſam- men und verſetzte, daß dem nicht ſo ſei; wie man denken könne, daß ſeine Frau ihm ſo etwas befeh- len werde? und dergleichen mehr, was ein Jeder in ſeiner Lage und in einer ſo wilden Geſellſchaft
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ſtanden, der Herr bleibe zur Tafel, und ſei bis
auf den Abend mit den Pferden nach Hauſe gerit-
ten. Nun, da es ſo iſt, laß dir’s gefallen und
nimm hier vorlieb, ſagte der Fürſt. Du kannſt
doch nicht die zwei Stunden zu Fuß nach Hauſe
gehen. — Was ſollte mein Vater beginnen? So
unlieb es ihm war, er mußte bleiben. Bei Tafel,
als es ziemlich lärmend zu werden anfing, warf
Einer die Frage hin, ob er morgen mit zur Jagd
komme?
Ohne ſeine Antwort abzuwarten, rief ein Ande-
rer: Nein, er darf nicht, ſeine Frau hat es ihm
ſtreng verboten. — Iſt es wahr, fragte der Fürſt
laut über die ganze Tafel hin, daß dir deine Frau
befohlen hat, kein Gewehr mehr abzudrücken?
Wenn dem ſo iſt, und du gehorchſt, ſo biſt du ja
ein wahrer Muſtermann für Stadt und Land.
Ein ſchallendes Gelächter folgte dieſen Worten,
obgleich darin nicht viel Lachenswerthes ſteckte.
Mein Vater ärgerte ſich, nahm ſich aber zuſam-
men und verſetzte, daß dem nicht ſo ſei; wie man
denken könne, daß ſeine Frau ihm ſo etwas befeh-
len werde? und dergleichen mehr, was ein Jeder
in ſeiner Lage und in einer ſo wilden Geſellſchaft
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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838, S. 356. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen01_1838/364>, abgerufen am 22.11.2024.
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