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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838.

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Und ich sage und behaupte, daß es das ächte
und aufrichtige Schwert Caroli Magni ist, womit
er hier auf dem Oberhofe den Freistuhl gesetzet
und eingerichtet hat. Und das Schwert wirket und
vollbringet noch heut zu Tage sein Amt, obgleich
davon nicht weiter geredet werden darf. Der Alte
sprach diese Worte mit einem Ausdrucke in den
Mienen und mit einer Gebärde, die etwas Erha-
benes hatten.

Und ich sage und behaupte, daß das eitel Thor-
heiten sind, eiferte der Sammler. Ich habe den
alten Flederwisch an die hundertmale untersucht,
er hat kein halb Jahrtausend erlebt und rührt viel-
leicht aus der Soester Fehde her, wo ihn ein
Reisiger des Erzbischofs, der sich hier in den Bü-
schen verkrochen, mag haben stehen lassen.

Daß dich! rief der Hofschulze und schlug mit
der Faust auf den Tisch. Dann murmelte er vor
sich hin: Nun warte! Dafür sollst du heute deine
Strafe kriegen.

Der Knecht trat aus der Thüre. Er trug ein
Gefäß aus gebrannter Erde, von bedeutendem Um-
fange und fremdartigem Ansehen, es steif und acht-
sam mit beiden Händen an den Henkeln gefaßt.


Und ich ſage und behaupte, daß es das ächte
und aufrichtige Schwert Caroli Magni iſt, womit
er hier auf dem Oberhofe den Freiſtuhl geſetzet
und eingerichtet hat. Und das Schwert wirket und
vollbringet noch heut zu Tage ſein Amt, obgleich
davon nicht weiter geredet werden darf. Der Alte
ſprach dieſe Worte mit einem Ausdrucke in den
Mienen und mit einer Gebärde, die etwas Erha-
benes hatten.

Und ich ſage und behaupte, daß das eitel Thor-
heiten ſind, eiferte der Sammler. Ich habe den
alten Flederwiſch an die hundertmale unterſucht,
er hat kein halb Jahrtauſend erlebt und rührt viel-
leicht aus der Soeſter Fehde her, wo ihn ein
Reiſiger des Erzbiſchofs, der ſich hier in den Bü-
ſchen verkrochen, mag haben ſtehen laſſen.

Daß dich! rief der Hofſchulze und ſchlug mit
der Fauſt auf den Tiſch. Dann murmelte er vor
ſich hin: Nun warte! Dafür ſollſt du heute deine
Strafe kriegen.

Der Knecht trat aus der Thüre. Er trug ein
Gefäß aus gebrannter Erde, von bedeutendem Um-
fange und fremdartigem Anſehen, es ſteif und acht-
ſam mit beiden Händen an den Henkeln gefaßt.


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[283/0291] Und ich ſage und behaupte, daß es das ächte und aufrichtige Schwert Caroli Magni iſt, womit er hier auf dem Oberhofe den Freiſtuhl geſetzet und eingerichtet hat. Und das Schwert wirket und vollbringet noch heut zu Tage ſein Amt, obgleich davon nicht weiter geredet werden darf. Der Alte ſprach dieſe Worte mit einem Ausdrucke in den Mienen und mit einer Gebärde, die etwas Erha- benes hatten. Und ich ſage und behaupte, daß das eitel Thor- heiten ſind, eiferte der Sammler. Ich habe den alten Flederwiſch an die hundertmale unterſucht, er hat kein halb Jahrtauſend erlebt und rührt viel- leicht aus der Soeſter Fehde her, wo ihn ein Reiſiger des Erzbiſchofs, der ſich hier in den Bü- ſchen verkrochen, mag haben ſtehen laſſen. Daß dich! rief der Hofſchulze und ſchlug mit der Fauſt auf den Tiſch. Dann murmelte er vor ſich hin: Nun warte! Dafür ſollſt du heute deine Strafe kriegen. Der Knecht trat aus der Thüre. Er trug ein Gefäß aus gebrannter Erde, von bedeutendem Um- fange und fremdartigem Anſehen, es ſteif und acht- ſam mit beiden Händen an den Henkeln gefaßt.

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838, S. 283. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen01_1838/291>, abgerufen am 22.11.2024.