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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838.

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gen die Sechsundzwanzig, weil es einmal nicht
anders seyn soll.

Der alte Bauer lächelte schalkhaft und sprach:
Ich wußte wohl, daß Ihr das Pferd kaufen wür-
det, Herr Marx, denn Ihr sucht für den Rittmeister
in Unna eins zu dreißig Pistolen, und mein Bräun-
chen paßt Euch dazu, wie bestellt. Ich ging auch
nur in das Haus, um die Goldwage zu holen,
und konnte vorher sehen, daß Ihr Euch unterdessen
besonnen haben würdet.

Der Alte, welcher in seinen Bewegungen bald
etwas ungemein Rasches, bald wieder die größte
Bedächtigkeit zeigte, jenachdem das Geschäft war,
was er trieb, setzte sich an den Tisch, wischte lang-
sam und sorgfältig seine Brille ab, spannte sie über
die Nase und fing nun an, die Goldstücke genau
zu wägen. Zwei oder drei musterte er als zu leicht
aus, worüber der Pferdehändler ein heftiges Ge-
zeter erhob, welchem der Hofschulze schweigend und
kaltblütig, die Wage in der Hand behaltend,
zuhörte, bis der Andre statt der verworfenen voll-
wichtige hervorholte. Endlich war die Sache been-
digt, der Verkäufer packte bedächtig das Geld
in ein Papier und ging mit dem Pferdehänd-

gen die Sechsundzwanzig, weil es einmal nicht
anders ſeyn ſoll.

Der alte Bauer lächelte ſchalkhaft und ſprach:
Ich wußte wohl, daß Ihr das Pferd kaufen wür-
det, Herr Marx, denn Ihr ſucht für den Rittmeiſter
in Unna eins zu dreißig Piſtolen, und mein Bräun-
chen paßt Euch dazu, wie beſtellt. Ich ging auch
nur in das Haus, um die Goldwage zu holen,
und konnte vorher ſehen, daß Ihr Euch unterdeſſen
beſonnen haben würdet.

Der Alte, welcher in ſeinen Bewegungen bald
etwas ungemein Raſches, bald wieder die größte
Bedächtigkeit zeigte, jenachdem das Geſchäft war,
was er trieb, ſetzte ſich an den Tiſch, wiſchte lang-
ſam und ſorgfältig ſeine Brille ab, ſpannte ſie über
die Naſe und fing nun an, die Goldſtücke genau
zu wägen. Zwei oder drei muſterte er als zu leicht
aus, worüber der Pferdehändler ein heftiges Ge-
zeter erhob, welchem der Hofſchulze ſchweigend und
kaltblütig, die Wage in der Hand behaltend,
zuhörte, bis der Andre ſtatt der verworfenen voll-
wichtige hervorholte. Endlich war die Sache been-
digt, der Verkäufer packte bedächtig das Geld
in ein Papier und ging mit dem Pferdehänd-

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[264/0272] gen die Sechsundzwanzig, weil es einmal nicht anders ſeyn ſoll. Der alte Bauer lächelte ſchalkhaft und ſprach: Ich wußte wohl, daß Ihr das Pferd kaufen wür- det, Herr Marx, denn Ihr ſucht für den Rittmeiſter in Unna eins zu dreißig Piſtolen, und mein Bräun- chen paßt Euch dazu, wie beſtellt. Ich ging auch nur in das Haus, um die Goldwage zu holen, und konnte vorher ſehen, daß Ihr Euch unterdeſſen beſonnen haben würdet. Der Alte, welcher in ſeinen Bewegungen bald etwas ungemein Raſches, bald wieder die größte Bedächtigkeit zeigte, jenachdem das Geſchäft war, was er trieb, ſetzte ſich an den Tiſch, wiſchte lang- ſam und ſorgfältig ſeine Brille ab, ſpannte ſie über die Naſe und fing nun an, die Goldſtücke genau zu wägen. Zwei oder drei muſterte er als zu leicht aus, worüber der Pferdehändler ein heftiges Ge- zeter erhob, welchem der Hofſchulze ſchweigend und kaltblütig, die Wage in der Hand behaltend, zuhörte, bis der Andre ſtatt der verworfenen voll- wichtige hervorholte. Endlich war die Sache been- digt, der Verkäufer packte bedächtig das Geld in ein Papier und ging mit dem Pferdehänd-

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838, S. 264. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen01_1838/272>, abgerufen am 25.11.2024.