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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838.

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und scharfen Augen davon zu blinzeln begannen,
fuhr er rasch mit der Zange hinein, hob das roth-
glühende Stück Eisen heraus, legte es auf den
Amboß, schwang den Hammer darüber, daß die
Funken sprühten, schlug das noch immer Gluth-
röthliche um das Rad, da wo die Schiene fehlte,
schlug und schweißte es mit zwei gewaltigen Schlä-
gen fest, und trieb dann die Nägel, welche es in
seiner weichen Dehnbarkeit noch immer leicht hin-
durchließ, an ihre Plätze.

Einige der stärksten und heftigsten Schläge gaben
dem eingefügten Stücke das letzte Geschick. Der
Schulze stieß mit dem Fuße die vor das Rad
gelegten Steine hinweg, faßte den Wagen bei der
Stange, um das geflickte Rad zu prüfen, und zog
ihn ungeachtet seiner Schwere ohne Anstrengung quer
über den Hof, so daß die Hühner, Gänse und
Enten, welche sich ruhig gesonnt hatten, mit gro-
ßem Geschrei vor dem rasselnden Wagen entflohen,
und ein Paar Schweine aus ihrem eingewühlten
Lager grunzend auffuhren.

Zwei Männer, von denen der Eine ein Pfer-
dehändler, der Andre ein Rendant oder Receptor
war, hatten, unter der großen Linde am Tische vor

und ſcharfen Augen davon zu blinzeln begannen,
fuhr er raſch mit der Zange hinein, hob das roth-
glühende Stück Eiſen heraus, legte es auf den
Amboß, ſchwang den Hammer darüber, daß die
Funken ſprühten, ſchlug das noch immer Gluth-
röthliche um das Rad, da wo die Schiene fehlte,
ſchlug und ſchweißte es mit zwei gewaltigen Schlä-
gen feſt, und trieb dann die Nägel, welche es in
ſeiner weichen Dehnbarkeit noch immer leicht hin-
durchließ, an ihre Plätze.

Einige der ſtärkſten und heftigſten Schläge gaben
dem eingefügten Stücke das letzte Geſchick. Der
Schulze ſtieß mit dem Fuße die vor das Rad
gelegten Steine hinweg, faßte den Wagen bei der
Stange, um das geflickte Rad zu prüfen, und zog
ihn ungeachtet ſeiner Schwere ohne Anſtrengung quer
über den Hof, ſo daß die Hühner, Gänſe und
Enten, welche ſich ruhig geſonnt hatten, mit gro-
ßem Geſchrei vor dem raſſelnden Wagen entflohen,
und ein Paar Schweine aus ihrem eingewühlten
Lager grunzend auffuhren.

Zwei Männer, von denen der Eine ein Pfer-
dehändler, der Andre ein Rendant oder Receptor
war, hatten, unter der großen Linde am Tiſche vor

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[254/0262] und ſcharfen Augen davon zu blinzeln begannen, fuhr er raſch mit der Zange hinein, hob das roth- glühende Stück Eiſen heraus, legte es auf den Amboß, ſchwang den Hammer darüber, daß die Funken ſprühten, ſchlug das noch immer Gluth- röthliche um das Rad, da wo die Schiene fehlte, ſchlug und ſchweißte es mit zwei gewaltigen Schlä- gen feſt, und trieb dann die Nägel, welche es in ſeiner weichen Dehnbarkeit noch immer leicht hin- durchließ, an ihre Plätze. Einige der ſtärkſten und heftigſten Schläge gaben dem eingefügten Stücke das letzte Geſchick. Der Schulze ſtieß mit dem Fuße die vor das Rad gelegten Steine hinweg, faßte den Wagen bei der Stange, um das geflickte Rad zu prüfen, und zog ihn ungeachtet ſeiner Schwere ohne Anſtrengung quer über den Hof, ſo daß die Hühner, Gänſe und Enten, welche ſich ruhig geſonnt hatten, mit gro- ßem Geſchrei vor dem raſſelnden Wagen entflohen, und ein Paar Schweine aus ihrem eingewühlten Lager grunzend auffuhren. Zwei Männer, von denen der Eine ein Pfer- dehändler, der Andre ein Rendant oder Receptor war, hatten, unter der großen Linde am Tiſche vor

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838, S. 254. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen01_1838/262>, abgerufen am 22.11.2024.