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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838.

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Reden schon in der Erinnerung meine keusche Seele
aus tausend Wunden bluten machen. O komm,
Mensch, fühlender Mitmensch, den ich nicht kenne,
aber gestaltet vor den Augen meines Geistes sehe,
der du mich verstehen wirst ohne Wort, wie der
heilige Mond, wenn ich zu ihm aufblicke, dem das
Unaussprechliche in mir klar seyn wird, wie ein
Spruch der Einfalt, komm, Tröster, Paraclet, mir
meine süßen Ahnungen auszudeuten, und mich in
dem zu begreifen, worin ich mich selbst nicht fasse!
-- Nach dieser Rede, die Emerentien gewiß jeder
Leserin von Gemüth theuer macht, setzte sie sich dem
Delphin gegenüber auf einen unformlichen Rasen-
hügel, der ehemals eine Bergere gewesen war, und
fuhr fort, herzbrechende Seufzer auszustoßen.

Auch der Schulmeister war nicht glücklich. Er
kauerte auf seinem Gebirge Taygetus, oder Schne-
ckenberge, vor einem Feuer, welches der Wind hin
und herwehte, und kochte schwarze Suppe. Denn
es hatte zum Mittagsessen auf dem Schlosse Spi-
nat gegeben, das einzige Gericht, welches er, sonst
nicht auf Leckerei gestellt, zu genießen unvermögend
war, weil er behauptete, es schmecke nach Rauch-
tabak. Während seiner Beschäftigung polterte und

Reden ſchon in der Erinnerung meine keuſche Seele
aus tauſend Wunden bluten machen. O komm,
Menſch, fühlender Mitmenſch, den ich nicht kenne,
aber geſtaltet vor den Augen meines Geiſtes ſehe,
der du mich verſtehen wirſt ohne Wort, wie der
heilige Mond, wenn ich zu ihm aufblicke, dem das
Unausſprechliche in mir klar ſeyn wird, wie ein
Spruch der Einfalt, komm, Tröſter, Paraclet, mir
meine ſüßen Ahnungen auszudeuten, und mich in
dem zu begreifen, worin ich mich ſelbſt nicht faſſe!
— Nach dieſer Rede, die Emerentien gewiß jeder
Leſerin von Gemüth theuer macht, ſetzte ſie ſich dem
Delphin gegenüber auf einen unformlichen Raſen-
hügel, der ehemals eine Bergere geweſen war, und
fuhr fort, herzbrechende Seufzer auszuſtoßen.

Auch der Schulmeiſter war nicht glücklich. Er
kauerte auf ſeinem Gebirge Taygetus, oder Schne-
ckenberge, vor einem Feuer, welches der Wind hin
und herwehte, und kochte ſchwarze Suppe. Denn
es hatte zum Mittagseſſen auf dem Schloſſe Spi-
nat gegeben, das einzige Gericht, welches er, ſonſt
nicht auf Leckerei geſtellt, zu genießen unvermögend
war, weil er behauptete, es ſchmecke nach Rauch-
tabak. Während ſeiner Beſchäftigung polterte und

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[171/0179] Reden ſchon in der Erinnerung meine keuſche Seele aus tauſend Wunden bluten machen. O komm, Menſch, fühlender Mitmenſch, den ich nicht kenne, aber geſtaltet vor den Augen meines Geiſtes ſehe, der du mich verſtehen wirſt ohne Wort, wie der heilige Mond, wenn ich zu ihm aufblicke, dem das Unausſprechliche in mir klar ſeyn wird, wie ein Spruch der Einfalt, komm, Tröſter, Paraclet, mir meine ſüßen Ahnungen auszudeuten, und mich in dem zu begreifen, worin ich mich ſelbſt nicht faſſe! — Nach dieſer Rede, die Emerentien gewiß jeder Leſerin von Gemüth theuer macht, ſetzte ſie ſich dem Delphin gegenüber auf einen unformlichen Raſen- hügel, der ehemals eine Bergere geweſen war, und fuhr fort, herzbrechende Seufzer auszuſtoßen. Auch der Schulmeiſter war nicht glücklich. Er kauerte auf ſeinem Gebirge Taygetus, oder Schne- ckenberge, vor einem Feuer, welches der Wind hin und herwehte, und kochte ſchwarze Suppe. Denn es hatte zum Mittagseſſen auf dem Schloſſe Spi- nat gegeben, das einzige Gericht, welches er, ſonſt nicht auf Leckerei geſtellt, zu genießen unvermögend war, weil er behauptete, es ſchmecke nach Rauch- tabak. Während ſeiner Beſchäftigung polterte und

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen01_1838/179>, abgerufen am 28.11.2024.