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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838.

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beständig weht, ein melodisches Säuseln zu erwecken
nicht müde wird. Zahlreiche Heerden von phirsich-
blüthenen Kühen und Stieren, (so lieblich scherzt
dort die Natur in Farben) weiden in den grünen
Grasweiden; die feurigen Kälber sind goldgelb,
erst nach und nach nehmen sie jenen kälteren Far-
benton an. Dieses Rindvieh ist der einzige
Reichthum der unschuldigen Apapurincasiquinitschchi-
quisaquaner. Sie leben fast nur von der sauren
oder sogenannten Schlippermilch, welche ihre schönen
Jungfrauen, vom Antlitz bis zu den Fußknöcheln
tättowirt, mit den feinen, roth und gelbbemalten
Fingern den strotzenden Eutern der Kühe entziehn.

Ihr himmlischen Mächte, wie reizend! sagte
das Fräulein, in Gefühl schwelgend.

Das heißt, erinnerte der Baron, und rieb sich
die Stirn, aus den Eutern gewinnen sie süße
Milch, und nachher machen sie den sauren Schlipper
daraus.

Nein! antwortete der Freiherr. Der saure
Schlipper kommt auf jenem glücklichen Bergplateau
von der Kuh, und nur, wenn er lange gestanden
hat, und dem Zustande der Verderbniß sich nähert,
dann geht er in Süßigkeit über.


beſtändig weht, ein melodiſches Säuſeln zu erwecken
nicht müde wird. Zahlreiche Heerden von phirſich-
blüthenen Kühen und Stieren, (ſo lieblich ſcherzt
dort die Natur in Farben) weiden in den grünen
Grasweiden; die feurigen Kälber ſind goldgelb,
erſt nach und nach nehmen ſie jenen kälteren Far-
benton an. Dieſes Rindvieh iſt der einzige
Reichthum der unſchuldigen Apapurincaſiquinitſchchi-
quiſaquaner. Sie leben faſt nur von der ſauren
oder ſogenannten Schlippermilch, welche ihre ſchönen
Jungfrauen, vom Antlitz bis zu den Fußknöcheln
tättowirt, mit den feinen, roth und gelbbemalten
Fingern den ſtrotzenden Eutern der Kühe entziehn.

Ihr himmliſchen Mächte, wie reizend! ſagte
das Fräulein, in Gefühl ſchwelgend.

Das heißt, erinnerte der Baron, und rieb ſich
die Stirn, aus den Eutern gewinnen ſie ſüße
Milch, und nachher machen ſie den ſauren Schlipper
daraus.

Nein! antwortete der Freiherr. Der ſaure
Schlipper kommt auf jenem glücklichen Bergplateau
von der Kuh, und nur, wenn er lange geſtanden
hat, und dem Zuſtande der Verderbniß ſich nähert,
dann geht er in Süßigkeit über.


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[9/0017] beſtändig weht, ein melodiſches Säuſeln zu erwecken nicht müde wird. Zahlreiche Heerden von phirſich- blüthenen Kühen und Stieren, (ſo lieblich ſcherzt dort die Natur in Farben) weiden in den grünen Grasweiden; die feurigen Kälber ſind goldgelb, erſt nach und nach nehmen ſie jenen kälteren Far- benton an. Dieſes Rindvieh iſt der einzige Reichthum der unſchuldigen Apapurincaſiquinitſchchi- quiſaquaner. Sie leben faſt nur von der ſauren oder ſogenannten Schlippermilch, welche ihre ſchönen Jungfrauen, vom Antlitz bis zu den Fußknöcheln tättowirt, mit den feinen, roth und gelbbemalten Fingern den ſtrotzenden Eutern der Kühe entziehn. Ihr himmliſchen Mächte, wie reizend! ſagte das Fräulein, in Gefühl ſchwelgend. Das heißt, erinnerte der Baron, und rieb ſich die Stirn, aus den Eutern gewinnen ſie ſüße Milch, und nachher machen ſie den ſauren Schlipper daraus. Nein! antwortete der Freiherr. Der ſaure Schlipper kommt auf jenem glücklichen Bergplateau von der Kuh, und nur, wenn er lange geſtanden hat, und dem Zuſtande der Verderbniß ſich nähert, dann geht er in Süßigkeit über.

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen01_1838/17>, abgerufen am 21.11.2024.