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Immermann, Karl: Der Carneval und die Somnambüle. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 5. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 139–273. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Nein, so viel verlange ich nicht, sprach der Wirth, der andere Systematiker, der sich unterdessen keuchend mit einer festgekorkten Flasche abgemüht hatte, aber da Sie Alles vermögen, Herr Doctor, so sein Sie doch von der großen Güte und Gewogenheit, den Pfropfen mir aus dieser Flasche zu schaffen. Er hielt dem Philosophen die Flasche hin. Dieser murmelte ein verächtliches Wort -- nicht in den Bart, denn er besaß noch keinen, sah uns mitleidig an und ging dann mit gehaltenem Schritt aus dem Zimmer, worin der Versuch, die Welt von seiner Weisheit aus zu begründen, an der Barbarei der Anwesenden gescheitert war. Die drei Kalender erhoben gleichzeitig ihre Römer und sprachen, anklingend, dumpf und eintönig: die alten guten Zeiten! Friedlich tranken sie diese Gesundheit, obgleich, wie ihre Reden bewiesen, jeder dabei etwas Andres sich dachte. Der Wirth sagte mir, so säßen sie alle Abende, und so, wie heute, sprächen sie immer, und stets zu derselben Zeit. Sie gingen mit Niemandem um. Sie kämen auch nur hier zusammen, und nirgend anderswo hätte man sie je bei einander gesehen.

Das war ein langes und langweiliges Intermezzo. Endlich erschien meine geheimnißvolle Schöne, umgekleidet, im reizenden Pilgerrocke, die beiden Ringe, ihren und meinen, am Hute befestigt -- aber in welcher Gesellschaft? Ich rieb mir die Angen, ich glaubte, behext zu

Nein, so viel verlange ich nicht, sprach der Wirth, der andere Systematiker, der sich unterdessen keuchend mit einer festgekorkten Flasche abgemüht hatte, aber da Sie Alles vermögen, Herr Doctor, so sein Sie doch von der großen Güte und Gewogenheit, den Pfropfen mir aus dieser Flasche zu schaffen. Er hielt dem Philosophen die Flasche hin. Dieser murmelte ein verächtliches Wort — nicht in den Bart, denn er besaß noch keinen, sah uns mitleidig an und ging dann mit gehaltenem Schritt aus dem Zimmer, worin der Versuch, die Welt von seiner Weisheit aus zu begründen, an der Barbarei der Anwesenden gescheitert war. Die drei Kalender erhoben gleichzeitig ihre Römer und sprachen, anklingend, dumpf und eintönig: die alten guten Zeiten! Friedlich tranken sie diese Gesundheit, obgleich, wie ihre Reden bewiesen, jeder dabei etwas Andres sich dachte. Der Wirth sagte mir, so säßen sie alle Abende, und so, wie heute, sprächen sie immer, und stets zu derselben Zeit. Sie gingen mit Niemandem um. Sie kämen auch nur hier zusammen, und nirgend anderswo hätte man sie je bei einander gesehen.

Das war ein langes und langweiliges Intermezzo. Endlich erschien meine geheimnißvolle Schöne, umgekleidet, im reizenden Pilgerrocke, die beiden Ringe, ihren und meinen, am Hute befestigt — aber in welcher Gesellschaft? Ich rieb mir die Angen, ich glaubte, behext zu

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T12:19:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T12:19:09Z)

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Der Carneval und die Somnambüle. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 5. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 139–273. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_carneval_1910/82>, abgerufen am 23.11.2024.