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Immermann, Karl: Der Carneval und die Somnambüle. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 5. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 139–273. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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O wehe dir, wehe euch Allen, die ihr das glaubt; verkriecht euch in die Klüfte der Eulen, denn dahin gehört ihr, schwirrt durch die Nacht, die euch verbleibe, aber laßt uns unsern Tag und unsre Sonne!

Hältst du mich für einen Finsterling? unterbrach ich ihn, ärgerlich über seine mir empfindliche Anrede und darüber, daß er mich nicht einmal ruhig auspacken ließ. Habe ich nicht anonym zu General Foy's Subscription einen halben Louisd'or eingeschickt mit dem Motto: Der Brave besitzt Landsleute auf der ganzen Erde? -- Hangen nicht Bolivar, Miaulis und Canaris über meinem Secretair? Was treibt dich, deinen Freund, den du eingeladen hast, das Vergnügen dieser Tage bei dir zu genießen, mit beleidigenden Worten zu überschütten ? -- Bruder, sagte Anselm verschnaufend, sei nicht böse! Gott weiß es, ich kann nicht anders, ich bin Enthusiast, ich schwärme, ich rase für die gute Sache. Wenn ich das Gespenst der alten Begriffe mit den Augen meines Geistes erblicke, so kenne ich mich selbst nicht mehr; ich gerathe außer mir, ich könnte meinen Bruder über den Haufen stoßen, wenn er mir dann begegnete!

Diese und ähnliche Reden, die mein begeisterter Freund aus dem Stegreife vortrug, begleitete er mit raschen und gewaltigen Bewegungen des Hauptes, wodurch eine sonderbar geformte Mütze, die er zu meinem Erstaunen trug, locker gemacht wurde und in eine schiefe Richtung gerieth. Endlich fiel sie ihm vom Kopfe, und

O wehe dir, wehe euch Allen, die ihr das glaubt; verkriecht euch in die Klüfte der Eulen, denn dahin gehört ihr, schwirrt durch die Nacht, die euch verbleibe, aber laßt uns unsern Tag und unsre Sonne!

Hältst du mich für einen Finsterling? unterbrach ich ihn, ärgerlich über seine mir empfindliche Anrede und darüber, daß er mich nicht einmal ruhig auspacken ließ. Habe ich nicht anonym zu General Foy's Subscription einen halben Louisd'or eingeschickt mit dem Motto: Der Brave besitzt Landsleute auf der ganzen Erde? — Hangen nicht Bolivar, Miaulis und Canaris über meinem Secretair? Was treibt dich, deinen Freund, den du eingeladen hast, das Vergnügen dieser Tage bei dir zu genießen, mit beleidigenden Worten zu überschütten ? — Bruder, sagte Anselm verschnaufend, sei nicht böse! Gott weiß es, ich kann nicht anders, ich bin Enthusiast, ich schwärme, ich rase für die gute Sache. Wenn ich das Gespenst der alten Begriffe mit den Augen meines Geistes erblicke, so kenne ich mich selbst nicht mehr; ich gerathe außer mir, ich könnte meinen Bruder über den Haufen stoßen, wenn er mir dann begegnete!

Diese und ähnliche Reden, die mein begeisterter Freund aus dem Stegreife vortrug, begleitete er mit raschen und gewaltigen Bewegungen des Hauptes, wodurch eine sonderbar geformte Mütze, die er zu meinem Erstaunen trug, locker gemacht wurde und in eine schiefe Richtung gerieth. Endlich fiel sie ihm vom Kopfe, und

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O wehe dir, wehe euch Allen, die ihr das glaubt; verkriecht euch in die Klüfte der Eulen,      denn dahin gehört ihr, schwirrt durch die Nacht, die euch verbleibe, aber laßt uns unsern Tag      und unsre Sonne!</p><lb/>
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[0054] O wehe dir, wehe euch Allen, die ihr das glaubt; verkriecht euch in die Klüfte der Eulen, denn dahin gehört ihr, schwirrt durch die Nacht, die euch verbleibe, aber laßt uns unsern Tag und unsre Sonne! Hältst du mich für einen Finsterling? unterbrach ich ihn, ärgerlich über seine mir empfindliche Anrede und darüber, daß er mich nicht einmal ruhig auspacken ließ. Habe ich nicht anonym zu General Foy's Subscription einen halben Louisd'or eingeschickt mit dem Motto: Der Brave besitzt Landsleute auf der ganzen Erde? — Hangen nicht Bolivar, Miaulis und Canaris über meinem Secretair? Was treibt dich, deinen Freund, den du eingeladen hast, das Vergnügen dieser Tage bei dir zu genießen, mit beleidigenden Worten zu überschütten ? — Bruder, sagte Anselm verschnaufend, sei nicht böse! Gott weiß es, ich kann nicht anders, ich bin Enthusiast, ich schwärme, ich rase für die gute Sache. Wenn ich das Gespenst der alten Begriffe mit den Augen meines Geistes erblicke, so kenne ich mich selbst nicht mehr; ich gerathe außer mir, ich könnte meinen Bruder über den Haufen stoßen, wenn er mir dann begegnete! Diese und ähnliche Reden, die mein begeisterter Freund aus dem Stegreife vortrug, begleitete er mit raschen und gewaltigen Bewegungen des Hauptes, wodurch eine sonderbar geformte Mütze, die er zu meinem Erstaunen trug, locker gemacht wurde und in eine schiefe Richtung gerieth. Endlich fiel sie ihm vom Kopfe, und

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T12:19:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T12:19:09Z)

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Der Carneval und die Somnambüle. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 5. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 139–273. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_carneval_1910/54>, abgerufen am 24.11.2024.