Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Iffland, August Wilhelm: Die Jäger. Berlin, 1785.

Bild:
<< vorherige Seite
Obfstr. Höre -- sing uns einen Vers vor -- wir
singen ihn nach, und so -- -- -- wenn Sie es näm-
lich erlauben, Herr Pastor?
Pastor. (gutmüthig.) Ei ei -- seit wann dürfen die
Menschen in meiner Gegenwart nicht froh sein? Weil
mein Amt mich oft zum Zeugen der ernsten, betrübten
Begebenheiten meiner Freunde macht, muß ich deswe-
gen von ihren muntern fröhlichen Stunden ausge-
schlossen sein? Verbietet mir auch die Sitte, an ihrer
Freude laut Theil zu nehmen: so lehrt mich doch mein
Gefühl, ihre Freude still zu ehren.
Obfstr. Nun -- also -- fang an. Und Du, Alte!
Du mußt mit singen.
Obfstn. Wer? Ich? Ei ich schreie ja wie ein
Rabe!
Obfstr. Du sollst mitsingen, er auch, Herr Schulz.
Nun -- still! -- Fang an. Es ist doch wohl nicht
zu schwer?
Fr. Eine simple Melodie.
Obfstr. Nun so fang an?
Friedrike. (singt.)
Am Rhein, am Rhein da wachsen unsre Reben,
Gesegnet sei der Rhein!
Obfſtr. Hoͤre — ſing uns einen Vers vor — wir
ſingen ihn nach, und ſo — — — wenn Sie es naͤm-
lich erlauben, Herr Paſtor?
Paſtor. (gutmuͤthig.) Ei ei — ſeit wann duͤrfen die
Menſchen in meiner Gegenwart nicht froh ſein? Weil
mein Amt mich oft zum Zeugen der ernſten, betruͤbten
Begebenheiten meiner Freunde macht, muß ich deswe-
gen von ihren muntern froͤhlichen Stunden ausge-
ſchloſſen ſein? Verbietet mir auch die Sitte, an ihrer
Freude laut Theil zu nehmen: ſo lehrt mich doch mein
Gefuͤhl, ihre Freude ſtill zu ehren.
Obfſtr. Nun — alſo — fang an. Und Du, Alte!
Du mußt mit ſingen.
Obfſtn. Wer? Ich? Ei ich ſchreie ja wie ein
Rabe!
Obfſtr. Du ſollſt mitſingen, er auch, Herr Schulz.
Nun — ſtill! — Fang an. Es iſt doch wohl nicht
zu ſchwer?
Fr. Eine ſimple Melodie.
Obfſtr. Nun ſo fang an?
Friedrike. (ſingt.)
Am Rhein, am Rhein da wachſen unſre Reben,
Geſegnet ſei der Rhein!
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0160" n="154"/>
          <sp who="#OBE">
            <speaker>Obf&#x017F;tr.</speaker>
            <p>Ho&#x0364;re &#x2014; &#x017F;ing uns einen Vers vor &#x2014; wir<lb/>
&#x017F;ingen ihn nach, und &#x017F;o &#x2014; &#x2014; &#x2014; wenn Sie es na&#x0364;m-<lb/>
lich erlauben, Herr Pa&#x017F;tor?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#PAS">
            <speaker>Pa&#x017F;tor.</speaker>
            <stage>(gutmu&#x0364;thig.)</stage>
            <p>Ei ei &#x2014; &#x017F;eit wann du&#x0364;rfen die<lb/>
Men&#x017F;chen in meiner Gegenwart nicht froh &#x017F;ein? Weil<lb/>
mein Amt mich oft zum Zeugen der ern&#x017F;ten, betru&#x0364;bten<lb/>
Begebenheiten meiner Freunde macht, muß ich deswe-<lb/>
gen von ihren muntern fro&#x0364;hlichen Stunden ausge-<lb/>
&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ein? Verbietet mir auch die Sitte, an ihrer<lb/>
Freude <hi rendition="#g">laut</hi> Theil zu nehmen: &#x017F;o lehrt mich doch mein<lb/>
Gefu&#x0364;hl, ihre Freude <hi rendition="#g">&#x017F;till</hi> zu ehren.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#OBE">
            <speaker>Obf&#x017F;tr.</speaker>
            <p>Nun &#x2014; al&#x017F;o &#x2014; fang an. Und Du, Alte!<lb/>
Du mußt mit &#x017F;ingen.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#OBEI">
            <speaker>Obf&#x017F;tn.</speaker>
            <p>Wer? Ich? Ei ich &#x017F;chreie ja wie ein<lb/>
Rabe!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#OBE">
            <speaker>Obf&#x017F;tr.</speaker>
            <p>Du &#x017F;oll&#x017F;t mit&#x017F;ingen, er auch, Herr Schulz.<lb/>
Nun &#x2014; &#x017F;till! &#x2014; Fang an. Es i&#x017F;t doch wohl nicht<lb/>
zu &#x017F;chwer?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#FRI">
            <speaker>Fr.</speaker>
            <p>Eine &#x017F;imple Melodie.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#OBE">
            <speaker>Obf&#x017F;tr.</speaker>
            <p>Nun &#x017F;o fang an?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#FRI">
            <speaker>Friedrike.</speaker>
            <stage>(&#x017F;ingt.)</stage><lb/>
            <p>Am Rhein, am Rhein da wach&#x017F;en un&#x017F;re Reben,<lb/>
Ge&#x017F;egnet &#x017F;ei der Rhein!</p>
          </sp><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[154/0160] Obfſtr. Hoͤre — ſing uns einen Vers vor — wir ſingen ihn nach, und ſo — — — wenn Sie es naͤm- lich erlauben, Herr Paſtor? Paſtor. (gutmuͤthig.) Ei ei — ſeit wann duͤrfen die Menſchen in meiner Gegenwart nicht froh ſein? Weil mein Amt mich oft zum Zeugen der ernſten, betruͤbten Begebenheiten meiner Freunde macht, muß ich deswe- gen von ihren muntern froͤhlichen Stunden ausge- ſchloſſen ſein? Verbietet mir auch die Sitte, an ihrer Freude laut Theil zu nehmen: ſo lehrt mich doch mein Gefuͤhl, ihre Freude ſtill zu ehren. Obfſtr. Nun — alſo — fang an. Und Du, Alte! Du mußt mit ſingen. Obfſtn. Wer? Ich? Ei ich ſchreie ja wie ein Rabe! Obfſtr. Du ſollſt mitſingen, er auch, Herr Schulz. Nun — ſtill! — Fang an. Es iſt doch wohl nicht zu ſchwer? Fr. Eine ſimple Melodie. Obfſtr. Nun ſo fang an? Friedrike. (ſingt.) Am Rhein, am Rhein da wachſen unſre Reben, Geſegnet ſei der Rhein!

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/iffland_jaeger_1785
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/iffland_jaeger_1785/160
Zitationshilfe: Iffland, August Wilhelm: Die Jäger. Berlin, 1785, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/iffland_jaeger_1785/160>, abgerufen am 25.04.2024.