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Ichenhaeuser, Eliza: Die politische Gleichberechtigung der Frau. Berlin, 1898.

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Eliza Ichenhaeuser.
angenommen und nur von der bei Verfassungsänderungen
nothwendigen Volksabstimmung verworfen, ein gleiches
Schicksal hatten auch die jüngeren Staaten Michigan,
Ohio, Nebraska, Oregon, Indiana, Wisconsin. Es ist
zweifellos, dass in einem so demokratischen Lande, wie
die Union es ist, das demokratische Gleichberechtigungs-
princip immer tiefer in's Volk dringen muss, und dies
im Verein mit den ausgezeichneten Erfahrungen, die das
Frauenwahlrecht überall da gezeitigt hat, wo es gewährt
wurde, wird nicht verfehlen, in absehbarer Zeit die
ganze Union im Gleichheitslicht erstrahlen zu lassen.

Ist es zu einer wissenschaftlichen Doctrin geworden,
dass man an der Stellung, die die Frauen in einem Lande
einnehmen, den Grad der Cultur desselben messen kann,
so führt dieselbe bei einem Vergleich zwischen den Ver-
einigten Staaten von Nordamerika und Deutschland zu
einem vernichtenden Urtheil über das Letztere. Dort die
absoluteste Gleichberechtigung im Staat, in der Bildung,
im Erwerbsleben, eine dominirende Stellung im socialen
Leben, eine dankbarst angenommene Theilnahme am
communalen und Staatsleben, hier nach Jahrzehnte langem
Ringen minimalste Rechtszugeständnisse, Ausschliessung
jeder höheren Bildung, widerwillig ertheilte Zulassung zu
den niedrigen und schlecht bezahlten Erwerbsarten, abso-
lute Ausschliessung von allen staatlichen und städtischen
Aemtern, von allen academischen Berufsarten: im socialen
Leben wird den deutschen Frauen die Ueberzeugung ihrer
geistigen Inferiorität auf Schritt und Tritt gezeigt, und

Eliza Ichenhaeuser.
angenommen und nur von der bei Verfassungsänderungen
nothwendigen Volksabstimmung verworfen, ein gleiches
Schicksal hatten auch die jüngeren Staaten Michigan,
Ohio, Nebraska, Oregon, Indiana, Wisconsin. Es ist
zweifellos, dass in einem so demokratischen Lande, wie
die Union es ist, das demokratische Gleichberechtigungs-
princip immer tiefer in's Volk dringen muss, und dies
im Verein mit den ausgezeichneten Erfahrungen, die das
Frauenwahlrecht überall da gezeitigt hat, wo es gewährt
wurde, wird nicht verfehlen, in absehbarer Zeit die
ganze Union im Gleichheitslicht erstrahlen zu lassen.

Ist es zu einer wissenschaftlichen Doctrin geworden,
dass man an der Stellung, die die Frauen in einem Lande
einnehmen, den Grad der Cultur desselben messen kann,
so führt dieselbe bei einem Vergleich zwischen den Ver-
einigten Staaten von Nordamerika und Deutschland zu
einem vernichtenden Urtheil über das Letztere. Dort die
absoluteste Gleichberechtigung im Staat, in der Bildung,
im Erwerbsleben, eine dominirende Stellung im socialen
Leben, eine dankbarst angenommene Theilnahme am
communalen und Staatsleben, hier nach Jahrzehnte langem
Ringen minimalste Rechtszugeständnisse, Ausschliessung
jeder höheren Bildung, widerwillig ertheilte Zulassung zu
den niedrigen und schlecht bezahlten Erwerbsarten, abso-
lute Ausschliessung von allen staatlichen und städtischen
Aemtern, von allen academischen Berufsarten: im socialen
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[74/0087] Eliza Ichenhaeuser. angenommen und nur von der bei Verfassungsänderungen nothwendigen Volksabstimmung verworfen, ein gleiches Schicksal hatten auch die jüngeren Staaten Michigan, Ohio, Nebraska, Oregon, Indiana, Wisconsin. Es ist zweifellos, dass in einem so demokratischen Lande, wie die Union es ist, das demokratische Gleichberechtigungs- princip immer tiefer in's Volk dringen muss, und dies im Verein mit den ausgezeichneten Erfahrungen, die das Frauenwahlrecht überall da gezeitigt hat, wo es gewährt wurde, wird nicht verfehlen, in absehbarer Zeit die ganze Union im Gleichheitslicht erstrahlen zu lassen. Ist es zu einer wissenschaftlichen Doctrin geworden, dass man an der Stellung, die die Frauen in einem Lande einnehmen, den Grad der Cultur desselben messen kann, so führt dieselbe bei einem Vergleich zwischen den Ver- einigten Staaten von Nordamerika und Deutschland zu einem vernichtenden Urtheil über das Letztere. Dort die absoluteste Gleichberechtigung im Staat, in der Bildung, im Erwerbsleben, eine dominirende Stellung im socialen Leben, eine dankbarst angenommene Theilnahme am communalen und Staatsleben, hier nach Jahrzehnte langem Ringen minimalste Rechtszugeständnisse, Ausschliessung jeder höheren Bildung, widerwillig ertheilte Zulassung zu den niedrigen und schlecht bezahlten Erwerbsarten, abso- lute Ausschliessung von allen staatlichen und städtischen Aemtern, von allen academischen Berufsarten: im socialen Leben wird den deutschen Frauen die Ueberzeugung ihrer geistigen Inferiorität auf Schritt und Tritt gezeigt, und  

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Zitationshilfe: Ichenhaeuser, Eliza: Die politische Gleichberechtigung der Frau. Berlin, 1898, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ichenhaeuser_gleichberechtigung_1898/87>, abgerufen am 28.11.2024.