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Ichenhaeuser, Eliza: Die politische Gleichberechtigung der Frau. Berlin, 1898.

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Eliza Ichenhaeuser.
anderer folgten diesem ersten Beispiel, wenn auch die
ersten Grade Frauen erst zehn Jahre später in England
verliehen wurden. Im Jahre 1869 gelang es Jacob Bright,
einen Antrag durchzubringen, demzufolge die Frauen
das Municipalwahlrecht erhielten, 1870 folgte diesem das
active und passive Schulwahlrecht, 1888 das Recht, sich
an den Grafschaftswahlen zu betheiligen, 1893 das active
und passive Kirchenspielwahlrecht.

Auch ihre gemeinrechtliche Stellung erfuhr grosse
Verbesserungen, die "Married Women's Property Acts"
sicherten der Ehefrau die Verfügung über ihr Verdienst
und verschiedene andere Gesetzesänderungen gestalteten
ihren einst so schlechten gesetzlichen Status zu einem
sehr günstigen um.

Das Endziel allein zu der ganzen grossen Bewegung,
die Aufhebung ihrer politischen Hörigkeit, fehlt den
Frauen Englands noch. Aber sie arbeiteten wacker an
der Erlangung desselben, in den dreissig Jahren, die seit
dem ersten Antrag Mills verflossen sind, wurden im
Unterhause Frauenwahlrechtsgesetzentwürfe nicht weniger
als fünfzehn Mal behandelt, mehrere von ihnen unter
ganz merkwürdigen Verhältnissen. Als im Jahre 1884
das den Einwohnern der Städte verliehene Wahlrecht
auch auf die ländliche Bevölkerung ausgedehnt werden
sollte, da glaubten alle Anhänger des Frauenwahlrechts,
die Stunde für dasselbe sei gekommen. Thatsächlich
war eine Majorität der Anhänger desselben im Parlament
vorhanden. Da gab Gladstone trotz früherer wiederholter

Eliza Ichenhaeuser.
anderer folgten diesem ersten Beispiel, wenn auch die
ersten Grade Frauen erst zehn Jahre später in England
verliehen wurden. Im Jahre 1869 gelang es Jacob Bright,
einen Antrag durchzubringen, demzufolge die Frauen
das Municipalwahlrecht erhielten, 1870 folgte diesem das
active und passive Schulwahlrecht, 1888 das Recht, sich
an den Grafschaftswahlen zu betheiligen, 1893 das active
und passive Kirchenspielwahlrecht.

Auch ihre gemeinrechtliche Stellung erfuhr grosse
Verbesserungen, die »Married Women's Property Acts«
sicherten der Ehefrau die Verfügung über ihr Verdienst
und verschiedene andere Gesetzesänderungen gestalteten
ihren einst so schlechten gesetzlichen Status zu einem
sehr günstigen um.

Das Endziel allein zu der ganzen grossen Bewegung,
die Aufhebung ihrer politischen Hörigkeit, fehlt den
Frauen Englands noch. Aber sie arbeiteten wacker an
der Erlangung desselben, in den dreissig Jahren, die seit
dem ersten Antrag Mills verflossen sind, wurden im
Unterhause Frauenwahlrechtsgesetzentwürfe nicht weniger
als fünfzehn Mal behandelt, mehrere von ihnen unter
ganz merkwürdigen Verhältnissen. Als im Jahre 1884
das den Einwohnern der Städte verliehene Wahlrecht
auch auf die ländliche Bevölkerung ausgedehnt werden
sollte, da glaubten alle Anhänger des Frauenwahlrechts,
die Stunde für dasselbe sei gekommen. Thatsächlich
war eine Majorität der Anhänger desselben im Parlament
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[42/0055] Eliza Ichenhaeuser. anderer folgten diesem ersten Beispiel, wenn auch die ersten Grade Frauen erst zehn Jahre später in England verliehen wurden. Im Jahre 1869 gelang es Jacob Bright, einen Antrag durchzubringen, demzufolge die Frauen das Municipalwahlrecht erhielten, 1870 folgte diesem das active und passive Schulwahlrecht, 1888 das Recht, sich an den Grafschaftswahlen zu betheiligen, 1893 das active und passive Kirchenspielwahlrecht. Auch ihre gemeinrechtliche Stellung erfuhr grosse Verbesserungen, die »Married Women's Property Acts« sicherten der Ehefrau die Verfügung über ihr Verdienst und verschiedene andere Gesetzesänderungen gestalteten ihren einst so schlechten gesetzlichen Status zu einem sehr günstigen um. Das Endziel allein zu der ganzen grossen Bewegung, die Aufhebung ihrer politischen Hörigkeit, fehlt den Frauen Englands noch. Aber sie arbeiteten wacker an der Erlangung desselben, in den dreissig Jahren, die seit dem ersten Antrag Mills verflossen sind, wurden im Unterhause Frauenwahlrechtsgesetzentwürfe nicht weniger als fünfzehn Mal behandelt, mehrere von ihnen unter ganz merkwürdigen Verhältnissen. Als im Jahre 1884 das den Einwohnern der Städte verliehene Wahlrecht auch auf die ländliche Bevölkerung ausgedehnt werden sollte, da glaubten alle Anhänger des Frauenwahlrechts, die Stunde für dasselbe sei gekommen. Thatsächlich war eine Majorität der Anhänger desselben im Parlament vorhanden. Da gab Gladstone trotz früherer wiederholter

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Zitationshilfe: Ichenhaeuser, Eliza: Die politische Gleichberechtigung der Frau. Berlin, 1898, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ichenhaeuser_gleichberechtigung_1898/55>, abgerufen am 06.05.2024.