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Ichenhaeuser, Eliza: Die politische Gleichberechtigung der Frau. Berlin, 1898.

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Die politische Gleichberechtigung der Frau.
Amerika zu betonen, sie begriff die Gefahr, die in einem
solchen Vorgehen in einem conservativen Lande wie
Deutschland gelegen hätte und verschleierte im Anfang
ihre Ziele. "Wir mussten vorsichtig vorgehen," berichtet
die Mutter der deutschen Frauenbewegung, die unendlich
verdiente Louise Otto Peters, auf jedem Blatte ihrer
Erinnerungen.*) Aber trotz dieser Vorsicht legte die
zweite nicht minder verdiente Veteranin der Bewegung,
Auguste Schmidt, an der ersten deutschen Frauenconferenz
am 15. October 1865 sehr klar und unverhüllt die Ziele
der Frauenbewegung auseinander, die unbedingt auf die
absolute Gleichberechtigung gerichtet waren, mithin auch
die politische einschloss, ohne dass diese besonders genannt
zu werden brauchte. Sie entwickelte die natürliche Be-
rechtigung der Frauen, sich aus der bisherigen Unter-
ordnung zu der ihnen gebührenden Gleichberech-
tigung
neben dem Manne emporzuheben. "Einen neuen
Lebensodem werde die Wiedergeburt der Frau in die
Schöpfung bringen; Menschen werden wollen die Frauen
und theilnehmen am Kranz der Arbeit und des Sieges."

Wenn trotzdem die Frauenfrage in Deutschland im
Beginne hauptsächlich zu einer Erwerbs- und Bildungs-
frage gemacht wurde, so lag es eben in den Verhält-
nissen des Landes, in dem blinden Conservatismus, der
alles Neue hasste, der jeden Culturfortschritt, besonders
wenn er die Frau betrifft, verabscheute und dem jede
Verbesserung nur stückweise abgerungen werden konnte.

*) "Daserste Vierteljahrhundert des Allgemeinen Deutschen Frauen-
vereins." Leipzig 1890.

Die politische Gleichberechtigung der Frau.
Amerika zu betonen, sie begriff die Gefahr, die in einem
solchen Vorgehen in einem conservativen Lande wie
Deutschland gelegen hätte und verschleierte im Anfang
ihre Ziele. »Wir mussten vorsichtig vorgehen,« berichtet
die Mutter der deutschen Frauenbewegung, die unendlich
verdiente Louise Otto Peters, auf jedem Blatte ihrer
Erinnerungen.*) Aber trotz dieser Vorsicht legte die
zweite nicht minder verdiente Veteranin der Bewegung,
Auguste Schmidt, an der ersten deutschen Frauenconferenz
am 15. October 1865 sehr klar und unverhüllt die Ziele
der Frauenbewegung auseinander, die unbedingt auf die
absolute Gleichberechtigung gerichtet waren, mithin auch
die politische einschloss, ohne dass diese besonders genannt
zu werden brauchte. Sie entwickelte die natürliche Be-
rechtigung der Frauen, sich aus der bisherigen Unter-
ordnung zu der ihnen gebührenden Gleichberech-
tigung
neben dem Manne emporzuheben. »Einen neuen
Lebensodem werde die Wiedergeburt der Frau in die
Schöpfung bringen; Menschen werden wollen die Frauen
und theilnehmen am Kranz der Arbeit und des Sieges

Wenn trotzdem die Frauenfrage in Deutschland im
Beginne hauptsächlich zu einer Erwerbs- und Bildungs-
frage gemacht wurde, so lag es eben in den Verhält-
nissen des Landes, in dem blinden Conservatismus, der
alles Neue hasste, der jeden Culturfortschritt, besonders
wenn er die Frau betrifft, verabscheute und dem jede
Verbesserung nur stückweise abgerungen werden konnte.

*) »Daserste Vierteljahrhundert des Allgemeinen Deutschen Frauen-
vereins.« Leipzig 1890.
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[87/0100] Die politische Gleichberechtigung der Frau. Amerika zu betonen, sie begriff die Gefahr, die in einem solchen Vorgehen in einem conservativen Lande wie Deutschland gelegen hätte und verschleierte im Anfang ihre Ziele. »Wir mussten vorsichtig vorgehen,« berichtet die Mutter der deutschen Frauenbewegung, die unendlich verdiente Louise Otto Peters, auf jedem Blatte ihrer Erinnerungen. *) Aber trotz dieser Vorsicht legte die zweite nicht minder verdiente Veteranin der Bewegung, Auguste Schmidt, an der ersten deutschen Frauenconferenz am 15. October 1865 sehr klar und unverhüllt die Ziele der Frauenbewegung auseinander, die unbedingt auf die absolute Gleichberechtigung gerichtet waren, mithin auch die politische einschloss, ohne dass diese besonders genannt zu werden brauchte. Sie entwickelte die natürliche Be- rechtigung der Frauen, sich aus der bisherigen Unter- ordnung zu der ihnen gebührenden Gleichberech- tigungneben dem Manne emporzuheben. »Einen neuen Lebensodem werde die Wiedergeburt der Frau in die Schöpfung bringen; Menschen werden wollen die Frauen und theilnehmen am Kranz der Arbeit und des Sieges.« Wenn trotzdem die Frauenfrage in Deutschland im Beginne hauptsächlich zu einer Erwerbs- und Bildungs- frage gemacht wurde, so lag es eben in den Verhält- nissen des Landes, in dem blinden Conservatismus, der alles Neue hasste, der jeden Culturfortschritt, besonders wenn er die Frau betrifft, verabscheute und dem jede Verbesserung nur stückweise abgerungen werden konnte.   *) »Daserste Vierteljahrhundert des Allgemeinen Deutschen Frauen- vereins.« Leipzig 1890.

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Zitationshilfe: Ichenhaeuser, Eliza: Die politische Gleichberechtigung der Frau. Berlin, 1898, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ichenhaeuser_gleichberechtigung_1898/100>, abgerufen am 05.05.2024.