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Ichenhaeuser, Eliza: Frauenziele. Berlin, 1913.

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Die Heimarbeiterin

Das soziale Leben und die sozialen An-
schauungen sind in ständigem Fluß, in ständigem
Wechsel begriffen. Es gibt aber wohl schwerlich
eine andere sozialpolitisch gleichbedeutende Frage,
über die sich die Ansichten im Laufe verhältnis-
mäßig kurzer Zeit so von Grund auf gewandelt
hätten, wie über die Heimarbeit.

Jn seiner 1886 erschienenen Volkswirtschafts-
lehre äußert sich der Nationalökonom Professor
Gustav Schönberg über das Verhältnis von Haus-
und Fabrikindustrie wie folgt: "Unleugbar hat
jene Jndustriearbeit vor dieser für die Arbeiter
und ihr Familienleben erhebliche Vorteile. Die
Arbeit ist eine Arbeit in der Familie, Eltern und
Kinder, Ehegatten sind nicht getrennt; der Vater
kann die Erziehung seiner Kinder leiten, die
Frauen können für ihren Haushalt und die Kinder
sorgen, die Mädchen stehen unter der Kontrolle und
dem Schutz der Familie. Die Arbeitszeit ist keine
festbestimmte, nicht von dem Willen eines Dritten,
sondern vom Arbeiter abhängig; die Arbeitsart ist
in der Regel eine die Gesundheit nicht schädigende.
... Dabei gestattet sie - ohne Gefahr für das
Personen- und Familienleben - die Verwendung
aller produktiven Erwerbskräfte der Familie.
... Sie kann zu einer übermäßigen, gesundheits-
schädlichen Verwendung der kindlichen Arbeits-

Die Heimarbeiterin

Das soziale Leben und die sozialen An-
schauungen sind in ständigem Fluß, in ständigem
Wechsel begriffen. Es gibt aber wohl schwerlich
eine andere sozialpolitisch gleichbedeutende Frage,
über die sich die Ansichten im Laufe verhältnis-
mäßig kurzer Zeit so von Grund auf gewandelt
hätten, wie über die Heimarbeit.

Jn seiner 1886 erschienenen Volkswirtschafts-
lehre äußert sich der Nationalökonom Professor
Gustav Schönberg über das Verhältnis von Haus-
und Fabrikindustrie wie folgt: „Unleugbar hat
jene Jndustriearbeit vor dieser für die Arbeiter
und ihr Familienleben erhebliche Vorteile. Die
Arbeit ist eine Arbeit in der Familie, Eltern und
Kinder, Ehegatten sind nicht getrennt; der Vater
kann die Erziehung seiner Kinder leiten, die
Frauen können für ihren Haushalt und die Kinder
sorgen, die Mädchen stehen unter der Kontrolle und
dem Schutz der Familie. Die Arbeitszeit ist keine
festbestimmte, nicht von dem Willen eines Dritten,
sondern vom Arbeiter abhängig; die Arbeitsart ist
in der Regel eine die Gesundheit nicht schädigende.
… Dabei gestattet sie – ohne Gefahr für das
Personen- und Familienleben – die Verwendung
aller produktiven Erwerbskräfte der Familie.
… Sie kann zu einer übermäßigen, gesundheits-
schädlichen Verwendung der kindlichen Arbeits-

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[55/0059] Die Heimarbeiterin Das soziale Leben und die sozialen An- schauungen sind in ständigem Fluß, in ständigem Wechsel begriffen. Es gibt aber wohl schwerlich eine andere sozialpolitisch gleichbedeutende Frage, über die sich die Ansichten im Laufe verhältnis- mäßig kurzer Zeit so von Grund auf gewandelt hätten, wie über die Heimarbeit. Jn seiner 1886 erschienenen Volkswirtschafts- lehre äußert sich der Nationalökonom Professor Gustav Schönberg über das Verhältnis von Haus- und Fabrikindustrie wie folgt: „Unleugbar hat jene Jndustriearbeit vor dieser für die Arbeiter und ihr Familienleben erhebliche Vorteile. Die Arbeit ist eine Arbeit in der Familie, Eltern und Kinder, Ehegatten sind nicht getrennt; der Vater kann die Erziehung seiner Kinder leiten, die Frauen können für ihren Haushalt und die Kinder sorgen, die Mädchen stehen unter der Kontrolle und dem Schutz der Familie. Die Arbeitszeit ist keine festbestimmte, nicht von dem Willen eines Dritten, sondern vom Arbeiter abhängig; die Arbeitsart ist in der Regel eine die Gesundheit nicht schädigende. … Dabei gestattet sie – ohne Gefahr für das Personen- und Familienleben – die Verwendung aller produktiven Erwerbskräfte der Familie. … Sie kann zu einer übermäßigen, gesundheits- schädlichen Verwendung der kindlichen Arbeits-

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Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-12-07T10:34:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
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Zitationshilfe: Ichenhaeuser, Eliza: Frauenziele. Berlin, 1913, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ichenhaeuser_frauenziele_1913/59>, abgerufen am 27.11.2024.