Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ichenhaeuser, Eliza: Frauenziele. Berlin, 1913.

Bild:
<< vorherige Seite

sie vorbereiten, nachdem sie sich theoretisch be-
lehrt und in der Gemeindearbeit praktisch betätigt
haben, nunmehr in der Parteipolitik politische
Schulung erlangen.

Um so bedauerlicher ist es, daß auf dem im Ok-
tober 1912 stattgehabten Mannheimer Parteitag
der Fortschrittlichen Volkspartei trotz der Diplo-
matie der ihr angehörenden Frauen und der
Energie und Logik, mit der eine Anzahl männlicher
Mitglieder für die Frauen eintraten, nur die nach-
folgende Resolution zustande kam:

"Die wirtschaftliche und soziale Entwicklung
hat die Zahl der berufstätigen Frauen außer-
ordentlich vermehrt. Diese Entwicklung, die sich
zweifellos fortsetzt, und die wachsende Teilnahme
von Frauen aller Schichten im öffentlichen Leben,
führt mit innerer Notwendigkeit zur politischen
Gleichberechtigung der Frau. Der Parteitag
fordert deshalb die Parteigenossen auf, die Frauen
im Kampf um ihre politischen Rechte bis zur vollen
staatsbürgerlichen Gleichberechtigung zu unter-
stützen."

Es war gewiß ein Akt der Klugheit, daß die der
Partei angehörenden Frauen sich damit begnügt
haben, denn, wie Dr. Potthoff mitteilte, hat die
Mehrheit der Partei darauf verzichtet, die Minder-
heit zu einem Bekenntnis gegen die Überzeugung

sie vorbereiten, nachdem sie sich theoretisch be-
lehrt und in der Gemeindearbeit praktisch betätigt
haben, nunmehr in der Parteipolitik politische
Schulung erlangen.

Um so bedauerlicher ist es, daß auf dem im Ok-
tober 1912 stattgehabten Mannheimer Parteitag
der Fortschrittlichen Volkspartei trotz der Diplo-
matie der ihr angehörenden Frauen und der
Energie und Logik, mit der eine Anzahl männlicher
Mitglieder für die Frauen eintraten, nur die nach-
folgende Resolution zustande kam:

„Die wirtschaftliche und soziale Entwicklung
hat die Zahl der berufstätigen Frauen außer-
ordentlich vermehrt. Diese Entwicklung, die sich
zweifellos fortsetzt, und die wachsende Teilnahme
von Frauen aller Schichten im öffentlichen Leben,
führt mit innerer Notwendigkeit zur politischen
Gleichberechtigung der Frau. Der Parteitag
fordert deshalb die Parteigenossen auf, die Frauen
im Kampf um ihre politischen Rechte bis zur vollen
staatsbürgerlichen Gleichberechtigung zu unter-
stützen.“

Es war gewiß ein Akt der Klugheit, daß die der
Partei angehörenden Frauen sich damit begnügt
haben, denn, wie Dr. Potthoff mitteilte, hat die
Mehrheit der Partei darauf verzichtet, die Minder-
heit zu einem Bekenntnis gegen die Überzeugung

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0338" n="334"/>
sie vorbereiten, nachdem sie sich theoretisch be-<lb/>
lehrt und in der Gemeindearbeit praktisch betätigt<lb/>
haben, nunmehr in der Parteipolitik politische<lb/>
Schulung erlangen.</p><lb/>
          <p>Um so bedauerlicher ist es, daß auf dem im Ok-<lb/>
tober 1912 stattgehabten Mannheimer Parteitag<lb/>
der Fortschrittlichen Volkspartei trotz der Diplo-<lb/>
matie der ihr angehörenden Frauen und der<lb/>
Energie und Logik, mit der eine Anzahl männlicher<lb/>
Mitglieder für die Frauen eintraten, nur die nach-<lb/>
folgende Resolution zustande kam:</p><lb/>
          <p>&#x201E;Die wirtschaftliche und soziale Entwicklung<lb/>
hat die Zahl der berufstätigen Frauen außer-<lb/>
ordentlich vermehrt. Diese Entwicklung, die sich<lb/>
zweifellos fortsetzt, und die wachsende Teilnahme<lb/>
von Frauen aller Schichten im öffentlichen Leben,<lb/>
führt mit innerer Notwendigkeit zur politischen<lb/>
Gleichberechtigung der Frau. Der Parteitag<lb/>
fordert deshalb die Parteigenossen auf, die Frauen<lb/>
im Kampf um ihre politischen Rechte bis zur vollen<lb/>
staatsbürgerlichen Gleichberechtigung zu unter-<lb/>
stützen.&#x201C;</p><lb/>
          <p>Es war gewiß ein Akt der Klugheit, daß die der<lb/>
Partei angehörenden Frauen sich damit begnügt<lb/>
haben, denn, wie Dr. Potthoff mitteilte, hat die<lb/>
Mehrheit der Partei darauf verzichtet, die Minder-<lb/>
heit zu einem Bekenntnis gegen die Überzeugung<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[334/0338] sie vorbereiten, nachdem sie sich theoretisch be- lehrt und in der Gemeindearbeit praktisch betätigt haben, nunmehr in der Parteipolitik politische Schulung erlangen. Um so bedauerlicher ist es, daß auf dem im Ok- tober 1912 stattgehabten Mannheimer Parteitag der Fortschrittlichen Volkspartei trotz der Diplo- matie der ihr angehörenden Frauen und der Energie und Logik, mit der eine Anzahl männlicher Mitglieder für die Frauen eintraten, nur die nach- folgende Resolution zustande kam: „Die wirtschaftliche und soziale Entwicklung hat die Zahl der berufstätigen Frauen außer- ordentlich vermehrt. Diese Entwicklung, die sich zweifellos fortsetzt, und die wachsende Teilnahme von Frauen aller Schichten im öffentlichen Leben, führt mit innerer Notwendigkeit zur politischen Gleichberechtigung der Frau. Der Parteitag fordert deshalb die Parteigenossen auf, die Frauen im Kampf um ihre politischen Rechte bis zur vollen staatsbürgerlichen Gleichberechtigung zu unter- stützen.“ Es war gewiß ein Akt der Klugheit, daß die der Partei angehörenden Frauen sich damit begnügt haben, denn, wie Dr. Potthoff mitteilte, hat die Mehrheit der Partei darauf verzichtet, die Minder- heit zu einem Bekenntnis gegen die Überzeugung

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-12-07T10:34:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Anna Pfundt, Juliane Nau: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-12-07T10:34:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: gekennzeichnet; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ichenhaeuser_frauenziele_1913
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ichenhaeuser_frauenziele_1913/338
Zitationshilfe: Ichenhaeuser, Eliza: Frauenziele. Berlin, 1913, S. 334. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ichenhaeuser_frauenziele_1913/338>, abgerufen am 25.11.2024.