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Ichenhaeuser, Eliza: Frauenziele. Berlin, 1913.

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oder gar elternlosen Kindes. Der alte männliche
Einzelvormund, dem sein Amt gewaltsam auf-
octroyiert war, hat es meist schlecht und recht, wie
Zeit und Gelegenheit es ihm eben gestatteten, ver-
waltet, ohne sich graue Haare darüber wachsen zu
lassen, ob er auch seine Pflichten ganz und voll er-
fülle, ob er die nötigen Kenntnisse hierfür mit-
bringe.

Anders die Frauen! Sie empfanden gleich nach
Beginn ihrer Tätigkeit das Bedürfnis, über ihre
Rechte und Pflichten aufgeklärt zu werden. Sie
gründeten 1905 den "Verband für weibliche Vor-
mundschaft" in Berlin, der Belehrungskurse über
ihre gesetzlichen Rechte und Pflichten, wie über
Armenpflege und eine Auskunftsstelle einrichtete,
die sowohl für die Vormünderinnen, wie für die
Mütter Beratungsstelle geworden ist. Desgleichen
hat sich in Frankfurt a. M. ein Ausschuß zur
Förderung der ehrenamtlichen Vormundschaft ge-
bildet und ebenso in Kiel ein Verband für Einzel-
vormundschaft. Außerdem arbeiten, wie Frau
Neuhaus auf dem Deutschen Frauenkongreß An-
fang 1912 in Berlin mitteilte, von den 78 Orts-
gruppen des "Katholischen Fürsorgevereins für
Mädchen, Frauen und Kinder" etwa die Hälfte auf
dem Gebiete der Vormundschaft. 1911 sind vom
Katholischen Fürsorgeverein 3865 Vormund-
schaften übernommen worden. Fast in allen Orten,

oder gar elternlosen Kindes. Der alte männliche
Einzelvormund, dem sein Amt gewaltsam auf-
octroyiert war, hat es meist schlecht und recht, wie
Zeit und Gelegenheit es ihm eben gestatteten, ver-
waltet, ohne sich graue Haare darüber wachsen zu
lassen, ob er auch seine Pflichten ganz und voll er-
fülle, ob er die nötigen Kenntnisse hierfür mit-
bringe.

Anders die Frauen! Sie empfanden gleich nach
Beginn ihrer Tätigkeit das Bedürfnis, über ihre
Rechte und Pflichten aufgeklärt zu werden. Sie
gründeten 1905 den „Verband für weibliche Vor-
mundschaft“ in Berlin, der Belehrungskurse über
ihre gesetzlichen Rechte und Pflichten, wie über
Armenpflege und eine Auskunftsstelle einrichtete,
die sowohl für die Vormünderinnen, wie für die
Mütter Beratungsstelle geworden ist. Desgleichen
hat sich in Frankfurt a. M. ein Ausschuß zur
Förderung der ehrenamtlichen Vormundschaft ge-
bildet und ebenso in Kiel ein Verband für Einzel-
vormundschaft. Außerdem arbeiten, wie Frau
Neuhaus auf dem Deutschen Frauenkongreß An-
fang 1912 in Berlin mitteilte, von den 78 Orts-
gruppen des „Katholischen Fürsorgevereins für
Mädchen, Frauen und Kinder“ etwa die Hälfte auf
dem Gebiete der Vormundschaft. 1911 sind vom
Katholischen Fürsorgeverein 3865 Vormund-
schaften übernommen worden. Fast in allen Orten,

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[317/0321] oder gar elternlosen Kindes. Der alte männliche Einzelvormund, dem sein Amt gewaltsam auf- octroyiert war, hat es meist schlecht und recht, wie Zeit und Gelegenheit es ihm eben gestatteten, ver- waltet, ohne sich graue Haare darüber wachsen zu lassen, ob er auch seine Pflichten ganz und voll er- fülle, ob er die nötigen Kenntnisse hierfür mit- bringe. Anders die Frauen! Sie empfanden gleich nach Beginn ihrer Tätigkeit das Bedürfnis, über ihre Rechte und Pflichten aufgeklärt zu werden. Sie gründeten 1905 den „Verband für weibliche Vor- mundschaft“ in Berlin, der Belehrungskurse über ihre gesetzlichen Rechte und Pflichten, wie über Armenpflege und eine Auskunftsstelle einrichtete, die sowohl für die Vormünderinnen, wie für die Mütter Beratungsstelle geworden ist. Desgleichen hat sich in Frankfurt a. M. ein Ausschuß zur Förderung der ehrenamtlichen Vormundschaft ge- bildet und ebenso in Kiel ein Verband für Einzel- vormundschaft. Außerdem arbeiten, wie Frau Neuhaus auf dem Deutschen Frauenkongreß An- fang 1912 in Berlin mitteilte, von den 78 Orts- gruppen des „Katholischen Fürsorgevereins für Mädchen, Frauen und Kinder“ etwa die Hälfte auf dem Gebiete der Vormundschaft. 1911 sind vom Katholischen Fürsorgeverein 3865 Vormund- schaften übernommen worden. Fast in allen Orten,

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Zitationshilfe: Ichenhaeuser, Eliza: Frauenziele. Berlin, 1913, S. 317. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ichenhaeuser_frauenziele_1913/321>, abgerufen am 23.11.2024.