evident. Aber sie laufen auch Gefahr für ihr Leben dabei, wie oft meldet der Polizeibericht in trocke- nen Worten, die trotzdem jeden Menschenfreund bis aufs tiefste ergreifen müssen, von Wohnungs- bränden, die durch Unbeaufsichtigtheit der Kinder entstehen, bei denen diese elend verbrennen. Jm Bezirke Ratibor sind laut Bekanntmachung und Warnung des Polizeipräsidenten 13 Kinder durch Einsperren verbrannt!
Noch größer erscheinen trotzdem dem Menschen- freunde die Gefahren, die das körperlich schon selbständigere größere Kind läuft. Denn noch schlimmer als der körperliche Tod ist der morali- sche. Und den erleiden all die Knaben, die statt in die Schule zu gehen, sich auf der Straße herum- treiben, in böse Gesellschaft geraten, jeden Sinn für Arbeit und Pflichtgefühl verlieren, durch die Gelegenheit zu Dieben oder sonst unehrlichen Menschen werden und von da ab von Stufe zu Stufe sinken. Und erst die Mädchen! Doppelt sind die Gefahren, die ihrer lauern, wenn sie unbeauf- sichtigt sind. Nicht allein erliegen sie dann häufig, wie die Jungen, der Versuchung, in den Waren- häusern ihre ersten Sporen in der Diebeskunst zu verdienen, sich auf unrechtmäßige Weise den Ein- tritt in ihr Kino-Paradies zu erzwingen, sondern sie werden überdies noch allzuleicht ein Opfer von Lüstlingen. Je stolzer eine solch arme, an Freuden
evident. Aber sie laufen auch Gefahr für ihr Leben dabei, wie oft meldet der Polizeibericht in trocke- nen Worten, die trotzdem jeden Menschenfreund bis aufs tiefste ergreifen müssen, von Wohnungs- bränden, die durch Unbeaufsichtigtheit der Kinder entstehen, bei denen diese elend verbrennen. Jm Bezirke Ratibor sind laut Bekanntmachung und Warnung des Polizeipräsidenten 13 Kinder durch Einsperren verbrannt!
Noch größer erscheinen trotzdem dem Menschen- freunde die Gefahren, die das körperlich schon selbständigere größere Kind läuft. Denn noch schlimmer als der körperliche Tod ist der morali- sche. Und den erleiden all die Knaben, die statt in die Schule zu gehen, sich auf der Straße herum- treiben, in böse Gesellschaft geraten, jeden Sinn für Arbeit und Pflichtgefühl verlieren, durch die Gelegenheit zu Dieben oder sonst unehrlichen Menschen werden und von da ab von Stufe zu Stufe sinken. Und erst die Mädchen! Doppelt sind die Gefahren, die ihrer lauern, wenn sie unbeauf- sichtigt sind. Nicht allein erliegen sie dann häufig, wie die Jungen, der Versuchung, in den Waren- häusern ihre ersten Sporen in der Diebeskunst zu verdienen, sich auf unrechtmäßige Weise den Ein- tritt in ihr Kino-Paradies zu erzwingen, sondern sie werden überdies noch allzuleicht ein Opfer von Lüstlingen. Je stolzer eine solch arme, an Freuden
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0225"n="221"/>
evident. Aber sie laufen auch Gefahr für ihr Leben<lb/>
dabei, wie oft meldet der Polizeibericht in trocke-<lb/>
nen Worten, die trotzdem jeden Menschenfreund bis<lb/>
aufs tiefste ergreifen müssen, von Wohnungs-<lb/>
bränden, die durch Unbeaufsichtigtheit der Kinder<lb/>
entstehen, bei denen diese elend verbrennen. Jm<lb/>
Bezirke Ratibor sind laut Bekanntmachung und<lb/>
Warnung des Polizeipräsidenten 13 Kinder durch<lb/>
Einsperren verbrannt!</p><lb/><p>Noch größer erscheinen trotzdem dem Menschen-<lb/>
freunde die Gefahren, die das körperlich schon<lb/>
selbständigere größere Kind läuft. Denn noch<lb/>
schlimmer als der körperliche Tod ist der morali-<lb/>
sche. Und den erleiden all die Knaben, die statt in<lb/>
die Schule zu gehen, sich auf der Straße herum-<lb/>
treiben, in böse Gesellschaft geraten, jeden Sinn<lb/>
für Arbeit und Pflichtgefühl verlieren, durch die<lb/>
Gelegenheit zu Dieben oder sonst unehrlichen<lb/>
Menschen werden und von da ab von Stufe zu<lb/>
Stufe sinken. Und erst die Mädchen! Doppelt sind<lb/>
die Gefahren, die ihrer lauern, wenn sie unbeauf-<lb/>
sichtigt sind. Nicht allein erliegen sie dann häufig,<lb/>
wie die Jungen, der Versuchung, in den Waren-<lb/>
häusern ihre ersten Sporen in der Diebeskunst zu<lb/>
verdienen, sich auf unrechtmäßige Weise den Ein-<lb/>
tritt in ihr Kino-Paradies zu erzwingen, sondern<lb/>
sie werden überdies noch allzuleicht ein Opfer von<lb/>
Lüstlingen. Je stolzer eine solch arme, an Freuden<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[221/0225]
evident. Aber sie laufen auch Gefahr für ihr Leben
dabei, wie oft meldet der Polizeibericht in trocke-
nen Worten, die trotzdem jeden Menschenfreund bis
aufs tiefste ergreifen müssen, von Wohnungs-
bränden, die durch Unbeaufsichtigtheit der Kinder
entstehen, bei denen diese elend verbrennen. Jm
Bezirke Ratibor sind laut Bekanntmachung und
Warnung des Polizeipräsidenten 13 Kinder durch
Einsperren verbrannt!
Noch größer erscheinen trotzdem dem Menschen-
freunde die Gefahren, die das körperlich schon
selbständigere größere Kind läuft. Denn noch
schlimmer als der körperliche Tod ist der morali-
sche. Und den erleiden all die Knaben, die statt in
die Schule zu gehen, sich auf der Straße herum-
treiben, in böse Gesellschaft geraten, jeden Sinn
für Arbeit und Pflichtgefühl verlieren, durch die
Gelegenheit zu Dieben oder sonst unehrlichen
Menschen werden und von da ab von Stufe zu
Stufe sinken. Und erst die Mädchen! Doppelt sind
die Gefahren, die ihrer lauern, wenn sie unbeauf-
sichtigt sind. Nicht allein erliegen sie dann häufig,
wie die Jungen, der Versuchung, in den Waren-
häusern ihre ersten Sporen in der Diebeskunst zu
verdienen, sich auf unrechtmäßige Weise den Ein-
tritt in ihr Kino-Paradies zu erzwingen, sondern
sie werden überdies noch allzuleicht ein Opfer von
Lüstlingen. Je stolzer eine solch arme, an Freuden
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription.
(2020-12-07T10:34:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Anna Pfundt, Juliane Nau: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2020-12-07T10:34:09Z)
Weitere Informationen:
Bogensignaturen: gekennzeichnet;
Druckfehler: gekennzeichnet;
fremdsprachliches Material: keine Angabe;
Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage;
I/J in Fraktur: wie Vorlage;
i/j in Fraktur: keine Angabe;
Kolumnentitel: keine Angabe;
Kustoden: keine Angabe;
langes s (ſ): als s transkribiert;
Normalisierungen: keine Angabe;
rundes r (ꝛ): keine Angabe;
Seitenumbrüche markiert: ja;
Silbentrennung: wie Vorlage;
u/v bzw. U/V: keine Angabe;
Vokale mit übergest. e: keine Angabe;
Vollständigkeit: vollständig erfasst;
Zeichensetzung: wie Vorlage;
Zeilenumbrüche markiert: ja;
Ichenhaeuser, Eliza: Frauenziele. Berlin, 1913, S. 221. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ichenhaeuser_frauenziele_1913/225>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.