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Ichenhaeuser, Eliza: Frauenziele. Berlin, 1913.

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50 Prozent. Man sieht daraus, unter welchen er-
schwerten Umständen die Mädchenwelt die Studien-
anstalt besucht. Dazu gehört auch der Umstand,
daß die überwiegende Majorität der Besucherinnen
von Studienanstalten gezwungen ist, real-
gymnasiale Jnstitute zu besuchen, gleichviel, ob ihre
Neigung und das in Aussicht genommene Studium
damit übereinstimmen oder nicht, es bleibt ihnen
nichts anderes übrig, weil 5/6 aller preußischen
Studienanstalten realgymnasialen Charakter
haben. Schließlich stellt die Studienanstalt höhere
Anforderungen als irgendeine höhere Knaben-
schule und von seiten der Direktoren und Lehrer
wird von den Mädchen eine Auslese erwartet, die
man von den Jungens nie und nimmermehr verlangt.

Es spricht für ihren Ernst und ihr Können, daß
sie all diese und andere Schwierigkeiten glücklich
überwinden und sich von nichts abschrecken lassen.

Daß der Preußische Minister trotz alledem und
alledem bei seiner ebenso merkwürdigen Antipathie
gegen eine Vermehrung der Studienanstalten wie
bei der nicht minder unverständlichen Sympathie
für die Oberlyzeen bleibt, ist geradezu unbegreif-
lich. Wie die "Frau"1) mitteilt, hat Geheimrat
Meier aus dem Kultusministerium dem Kura-
torium der evangelischen Töchterschule in Münster

1) Berlin, Dezember 1912.

50 Prozent. Man sieht daraus, unter welchen er-
schwerten Umständen die Mädchenwelt die Studien-
anstalt besucht. Dazu gehört auch der Umstand,
daß die überwiegende Majorität der Besucherinnen
von Studienanstalten gezwungen ist, real-
gymnasiale Jnstitute zu besuchen, gleichviel, ob ihre
Neigung und das in Aussicht genommene Studium
damit übereinstimmen oder nicht, es bleibt ihnen
nichts anderes übrig, weil ⅚ aller preußischen
Studienanstalten realgymnasialen Charakter
haben. Schließlich stellt die Studienanstalt höhere
Anforderungen als irgendeine höhere Knaben-
schule und von seiten der Direktoren und Lehrer
wird von den Mädchen eine Auslese erwartet, die
man von den Jungens nie und nimmermehr verlangt.

Es spricht für ihren Ernst und ihr Können, daß
sie all diese und andere Schwierigkeiten glücklich
überwinden und sich von nichts abschrecken lassen.

Daß der Preußische Minister trotz alledem und
alledem bei seiner ebenso merkwürdigen Antipathie
gegen eine Vermehrung der Studienanstalten wie
bei der nicht minder unverständlichen Sympathie
für die Oberlyzeen bleibt, ist geradezu unbegreif-
lich. Wie die „Frau“1) mitteilt, hat Geheimrat
Meier aus dem Kultusministerium dem Kura-
torium der evangelischen Töchterschule in Münster

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[148/0152] 50 Prozent. Man sieht daraus, unter welchen er- schwerten Umständen die Mädchenwelt die Studien- anstalt besucht. Dazu gehört auch der Umstand, daß die überwiegende Majorität der Besucherinnen von Studienanstalten gezwungen ist, real- gymnasiale Jnstitute zu besuchen, gleichviel, ob ihre Neigung und das in Aussicht genommene Studium damit übereinstimmen oder nicht, es bleibt ihnen nichts anderes übrig, weil ⅚ aller preußischen Studienanstalten realgymnasialen Charakter haben. Schließlich stellt die Studienanstalt höhere Anforderungen als irgendeine höhere Knaben- schule und von seiten der Direktoren und Lehrer wird von den Mädchen eine Auslese erwartet, die man von den Jungens nie und nimmermehr verlangt. Es spricht für ihren Ernst und ihr Können, daß sie all diese und andere Schwierigkeiten glücklich überwinden und sich von nichts abschrecken lassen. Daß der Preußische Minister trotz alledem und alledem bei seiner ebenso merkwürdigen Antipathie gegen eine Vermehrung der Studienanstalten wie bei der nicht minder unverständlichen Sympathie für die Oberlyzeen bleibt, ist geradezu unbegreif- lich. Wie die „Frau“ 1) mitteilt, hat Geheimrat Meier aus dem Kultusministerium dem Kura- torium der evangelischen Töchterschule in Münster 1) Berlin, Dezember 1912.

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Zitationshilfe: Ichenhaeuser, Eliza: Frauenziele. Berlin, 1913, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ichenhaeuser_frauenziele_1913/152>, abgerufen am 27.11.2024.