Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ichenhaeuser, Eliza: Frauenziele. Berlin, 1913.

Bild:
<< vorherige Seite

Amerika hat, wie Henriette Herzfelder in ihrer
Studie 1) über dieses Thema mitteilt, die in den
Colleges fast überall eingeführte ärztliche Unter-
suchung ergeben, daß die Gesundheit der Mädchen
während ihrer Collegejahre eine Kräftigung er-
fährt, und daß ihre Gesundheitsverhältnisse nicht
allein besser sind als die der manuell arbeitenden
Frauen, sondern auch als die der berufslosen Mäd-
chen der wohlhabenden Kreise. Überdies ist in der
Gemeinschaftserziehung die Beobachtung gemacht
worden, daß die durch Krankheit verursachten
Abzenzen bei den weiblichen Schülern seltener vor-
kommen, als bei den männlichen.

Daß eine geistige Jnferiorität der Mädchen
nicht vorhanden ist, haben ebenfalls bereits Er-
fahrungen im Deutschen Reiche ergeben. Jn den
süddeutschen Staaten Baden, Württemberg usw.
werden die Erfahrungen mit der Zulassung von
Mädchen zu den höheren Knabenschulen auch
nach dieser Richtung hin als günstig bezeich-
net und die Fähigkeit der Mädchen, den An-
forderungen des Unterrichts zu folgen bestätigt, in
vielen Fällen wird sogar der große Fleiß und das
regere Jnteresse der Mädchen an den einzelnen
Unterrichtsgegenständen hervorgehoben, werden
Beobachtungen mitgeteilt, daß die Mädchen reg-

1) "Die gemeinsame Erziehung der Geschlechter"
Leipzig 1907.

Amerika hat, wie Henriette Herzfelder in ihrer
Studie 1) über dieses Thema mitteilt, die in den
Colleges fast überall eingeführte ärztliche Unter-
suchung ergeben, daß die Gesundheit der Mädchen
während ihrer Collegejahre eine Kräftigung er-
fährt, und daß ihre Gesundheitsverhältnisse nicht
allein besser sind als die der manuell arbeitenden
Frauen, sondern auch als die der berufslosen Mäd-
chen der wohlhabenden Kreise. Überdies ist in der
Gemeinschaftserziehung die Beobachtung gemacht
worden, daß die durch Krankheit verursachten
Abzenzen bei den weiblichen Schülern seltener vor-
kommen, als bei den männlichen.

Daß eine geistige Jnferiorität der Mädchen
nicht vorhanden ist, haben ebenfalls bereits Er-
fahrungen im Deutschen Reiche ergeben. Jn den
süddeutschen Staaten Baden, Württemberg usw.
werden die Erfahrungen mit der Zulassung von
Mädchen zu den höheren Knabenschulen auch
nach dieser Richtung hin als günstig bezeich-
net und die Fähigkeit der Mädchen, den An-
forderungen des Unterrichts zu folgen bestätigt, in
vielen Fällen wird sogar der große Fleiß und das
regere Jnteresse der Mädchen an den einzelnen
Unterrichtsgegenständen hervorgehoben, werden
Beobachtungen mitgeteilt, daß die Mädchen reg-

1) „Die gemeinsame Erziehung der Geschlechter“
Leipzig 1907.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0137" n="133"/>
Amerika hat, wie Henriette Herzfelder in ihrer<lb/>
Studie <note place="foot" n="1)"> &#x201E;Die gemeinsame Erziehung der Geschlechter&#x201C;<lb/>
Leipzig 1907.</note> über dieses Thema mitteilt, die in den<lb/>
Colleges fast überall eingeführte ärztliche Unter-<lb/>
suchung ergeben, daß die Gesundheit der Mädchen<lb/>
während ihrer Collegejahre eine Kräftigung er-<lb/>
fährt, und daß ihre Gesundheitsverhältnisse nicht<lb/>
allein besser sind als die der manuell arbeitenden<lb/>
Frauen, sondern auch als die der berufslosen Mäd-<lb/>
chen der wohlhabenden Kreise. Überdies ist in der<lb/>
Gemeinschaftserziehung die Beobachtung gemacht<lb/>
worden, daß die durch Krankheit verursachten<lb/>
Abzenzen bei den weiblichen Schülern seltener vor-<lb/>
kommen, als bei den männlichen.</p><lb/>
          <p>Daß eine geistige Jnferiorität der Mädchen<lb/>
nicht vorhanden ist, haben ebenfalls bereits Er-<lb/>
fahrungen im Deutschen Reiche ergeben. Jn den<lb/>
süddeutschen Staaten Baden, Württemberg usw.<lb/>
werden die Erfahrungen mit der Zulassung von<lb/>
Mädchen zu den höheren Knabenschulen auch<lb/>
nach dieser Richtung hin als günstig bezeich-<lb/>
net und die Fähigkeit der Mädchen, den An-<lb/>
forderungen des Unterrichts zu folgen bestätigt, in<lb/>
vielen Fällen wird sogar der große Fleiß und das<lb/>
regere Jnteresse der Mädchen an den einzelnen<lb/>
Unterrichtsgegenständen hervorgehoben, werden<lb/>
Beobachtungen mitgeteilt, daß die Mädchen reg-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[133/0137] Amerika hat, wie Henriette Herzfelder in ihrer Studie 1) über dieses Thema mitteilt, die in den Colleges fast überall eingeführte ärztliche Unter- suchung ergeben, daß die Gesundheit der Mädchen während ihrer Collegejahre eine Kräftigung er- fährt, und daß ihre Gesundheitsverhältnisse nicht allein besser sind als die der manuell arbeitenden Frauen, sondern auch als die der berufslosen Mäd- chen der wohlhabenden Kreise. Überdies ist in der Gemeinschaftserziehung die Beobachtung gemacht worden, daß die durch Krankheit verursachten Abzenzen bei den weiblichen Schülern seltener vor- kommen, als bei den männlichen. Daß eine geistige Jnferiorität der Mädchen nicht vorhanden ist, haben ebenfalls bereits Er- fahrungen im Deutschen Reiche ergeben. Jn den süddeutschen Staaten Baden, Württemberg usw. werden die Erfahrungen mit der Zulassung von Mädchen zu den höheren Knabenschulen auch nach dieser Richtung hin als günstig bezeich- net und die Fähigkeit der Mädchen, den An- forderungen des Unterrichts zu folgen bestätigt, in vielen Fällen wird sogar der große Fleiß und das regere Jnteresse der Mädchen an den einzelnen Unterrichtsgegenständen hervorgehoben, werden Beobachtungen mitgeteilt, daß die Mädchen reg- 1) „Die gemeinsame Erziehung der Geschlechter“ Leipzig 1907.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-12-07T10:34:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Anna Pfundt, Juliane Nau: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-12-07T10:34:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: gekennzeichnet; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ichenhaeuser_frauenziele_1913
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ichenhaeuser_frauenziele_1913/137
Zitationshilfe: Ichenhaeuser, Eliza: Frauenziele. Berlin, 1913, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ichenhaeuser_frauenziele_1913/137>, abgerufen am 27.11.2024.