Hunold, Christian Friedrich: Die Edle Bemühung müssiger Stunden. Hamburg, 1702.Sinn-Gedichte. Grabschrifft eines unglückse- ligen Liebhabers der verbrandt wurde. SOnst war es meine Lust in heisser Gluth zu liegen. Die Flammen musten stets mein Freuden Feuer seyn. Doch da ich durch die Gluth auch soll mein Urtheil kriegen/ So wünscht ich: Wär ich doch von kalten Eiß und Stein. Denn Statt das ich in Brand von Stroh und Holtz muß lauffen War sonst ein schöner Schooß dafür mein Scheiter-Hauffen. Grabschrifft eines schlimmen Poeten. QVi giace l' Aretin, Poeta Tosca, Che d' gonum disse malo, che di Dio, Scusandosi col dir: lo nol conosco. Hier lieget Aretin Poete von Toscan/ Der schlimm von jederman/ doch nicht von Gott geschrieben: Denn die Entschuldigung ist stets bey ihm geblieben: Ich kenne jenen nicht[ - 1 Zeichen fehlt] was geht er mich denn an? Pabst Sylvesters des II. der mit dem Teufel einen Bund gemacht. SO kan des Teuffels List das Kirchen Haupt verwirren/ Irrt nicht der Pabst zu grob in seiner Freundschaffts- Wahl? Und irrt sein Geist nicht auch von GOtt zur Höllen-Qvaal? Wer saget denn wol mehr/ daß Päbste niemahls irren? Pabst
Sinn-Gedichte. Grabſchrifft eines ungluͤckſe- ligen Liebhabers der verbrandt wurde. SOnſt war es meine Luſt in heiſſer Gluth zu liegen. Die Flammen muſten ſtets mein Freuden Feuer ſeyn. Doch da ich durch die Gluth auch ſoll mein Urtheil kriegen/ So wuͤnſcht ich: Waͤr ich doch von kalten Eiß und Stein. Denn Statt das ich in Brand von Stroh und Holtz muß lauffen War ſonſt ein ſchoͤner Schooß dafuͤr mein Scheiter-Hauffen. Grabſchrifft eines ſchlimmen Poeten. QVi giace l' Aretin, Pœta Toſca, Che d' gonum diſſe malo, che di Dio, Scuſandoſi col dir: lo nòl conosco. Hier lieget Aretin Poete von Toſcan/ Der ſchlimm von jederman/ doch nicht von Gott geſchrieben: Denn die Entſchuldigung iſt ſtets bey ihm geblieben: Ich kenne jenen nicht[ – 1 Zeichen fehlt] was geht er mich denn an? Pabſt Sylveſters des II. der mit dem Teufel einen Bund gemacht. SO kan des Teuffels Liſt das Kirchen Haupt verwirren/ Irꝛt nicht der Pabſt zu grob in ſeiner Freundſchaffts- Wahl? Und irꝛt ſein Geiſt nicht auch von GOtt zur Hoͤllen-Qvaal? Wer ſaget denn wol mehr/ daß Paͤbſte niemahls irren? Pabſt
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0086" n="76"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#fr">Sinn-Gedichte</hi>.</fw><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#in">G</hi>rabſchrifft eines ungluͤckſe-<lb/> ligen Liebhabers der verbrandt<lb/> wurde.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">S</hi>Onſt war es meine Luſt in heiſſer Gluth zu liegen.</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Die Flammen muſten ſtets mein Freuden Feuer ſeyn.</hi> </l><lb/> <l>Doch da ich durch die Gluth auch ſoll mein Urtheil kriegen/</l><lb/> <l>So wuͤnſcht ich: Waͤr ich doch von kalten Eiß und Stein.</l><lb/> <l>Denn Statt das ich in Brand von Stroh und Holtz muß lauffen</l><lb/> <l>War ſonſt ein ſchoͤner Schooß dafuͤr mein Scheiter-Hauffen.</l> </lg> </lg><lb/> </div> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#in">G</hi>rabſchrifft eines ſchlimmen<lb/> Poeten.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l> <hi rendition="#aq">QVi giace l' Aretin, Pœta Toſca,</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#aq">Che d' gonum diſſe malo, che di Dio,</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#aq">Scuſandoſi col dir: lo nòl conosco.</hi> </l><lb/> <l>Hier lieget Aretin Poete von Toſcan/</l><lb/> <l>Der ſchlimm von jederman/ doch nicht von Gott geſchrieben:</l><lb/> <l>Denn die Entſchuldigung iſt ſtets bey ihm geblieben:</l><lb/> <l>Ich kenne jenen nicht<gap unit="chars" quantity="1"/> was geht er mich denn an?</l> </lg> </lg><lb/> </div> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#in">P</hi>abſt <hi rendition="#in">S</hi>ylveſters des <hi rendition="#aq">II.</hi> der mit<lb/> dem Teufel einen Bund gemacht.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">S</hi>O kan des Teuffels Liſt das Kirchen Haupt verwirren/</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Irꝛt nicht der Pabſt zu grob in ſeiner Freundſchaffts-</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Wahl?</hi> </l><lb/> <l>Und irꝛt ſein Geiſt nicht auch von GOtt zur Hoͤllen-Qvaal?</l><lb/> <l>Wer ſaget denn wol mehr/ daß Paͤbſte niemahls irren?</l> </lg> </lg><lb/> </div> <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#in">P</hi>abſt</fw><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [76/0086]
Sinn-Gedichte.
Grabſchrifft eines ungluͤckſe-
ligen Liebhabers der verbrandt
wurde.
SOnſt war es meine Luſt in heiſſer Gluth zu liegen.
Die Flammen muſten ſtets mein Freuden Feuer ſeyn.
Doch da ich durch die Gluth auch ſoll mein Urtheil kriegen/
So wuͤnſcht ich: Waͤr ich doch von kalten Eiß und Stein.
Denn Statt das ich in Brand von Stroh und Holtz muß lauffen
War ſonſt ein ſchoͤner Schooß dafuͤr mein Scheiter-Hauffen.
Grabſchrifft eines ſchlimmen
Poeten.
QVi giace l' Aretin, Pœta Toſca,
Che d' gonum diſſe malo, che di Dio,
Scuſandoſi col dir: lo nòl conosco.
Hier lieget Aretin Poete von Toſcan/
Der ſchlimm von jederman/ doch nicht von Gott geſchrieben:
Denn die Entſchuldigung iſt ſtets bey ihm geblieben:
Ich kenne jenen nicht_ was geht er mich denn an?
Pabſt Sylveſters des II. der mit
dem Teufel einen Bund gemacht.
SO kan des Teuffels Liſt das Kirchen Haupt verwirren/
Irꝛt nicht der Pabſt zu grob in ſeiner Freundſchaffts-
Wahl?
Und irꝛt ſein Geiſt nicht auch von GOtt zur Hoͤllen-Qvaal?
Wer ſaget denn wol mehr/ daß Paͤbſte niemahls irren?
Pabſt
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |