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Hunold, Christian Friedrich: Die Edle Bemühung müssiger Stunden. Hamburg, 1702.

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und Galante Gedichte.
Nun vor ein Freuden-Fest heist Marter-Wochen wehlen:
Es bricht der letzte Tag im Jubel-Jahr herein/
Und mein bestürtzter Fuß tritt in die Fasten ein.

Ich strande recht an Port/
Und must zuletzt den härtsten Sturm verspüren.
Man wincket mir zwar sehr an den geliebten Ort/
Ja Lieb und Tugend will mich in den Hafen führen;
Doch da mein Schiff nicht fährt mit Tagus gelben Sand/
So komm ich Armer! auch nicht ins gelobte Land.
So schreckt Egypten mich
Durch trübe Nacht und Unglücks-Finsternüssen:
Du Sonne meiner Lust/ warum verbirgst du dich?
Soll ich an deiner Statt die duncklen Schatten küssen?
Jedoch die Unschuld macht dich aller Schulden frey/
Nur das Verhängniß weist mich in die Wüsteney.
Drüm sey getrost mein Geist/
Wenn harter Sturm und Unglücks-Wetter krachen/
Vor dem ein schwaches Rohr sich zu der Erden reist/
Nur Großmuht kan allein bey starcken Donner-Lachen.
Der Himmel sieht mich zwar mit rauhen Blicken an/
Wer weiß/ ob nicht sein Strahl mich noch erfreuen kan.
Weh't gleich ein Jammer Wind/
So soll Gedult doch in die Seegel blasen:
Das wandelbare Glück verändert sich geschwind/
Und Zephier küsset mich noch wohl nach AEols Rasen.
Es anckert mein Gemüht auf beßres Wolergehn/
Mein Schiff soll üm das Haupt der frohen Hoffnung stehn.
Geh Ungedult zur Ruh/
Und Hoffnung komm durch den erwünschten Morgen/
Sprich den vergnügten Trost doch meiner Seelen zu:
Der Himmel wird vor dich und dein Gelücke sorgen:
Die Welt wird nach der Nacht durch Morgenröht erfreut/
Und auf den Winter folgt die schönste Frühlings-Zeit.
Er
D 2

und Galante Gedichte.
Nun vor ein Freuden-Feſt heiſt Marter-Wochen wehlen:
Es bricht der letzte Tag im Jubel-Jahr herein/
Und mein beſtuͤrtzter Fuß tritt in die Faſten ein.

Ich ſtrande recht an Port/
Und muſt zuletzt den haͤrtſten Sturm verſpuͤren.
Man wincket mir zwar ſehr an den geliebten Ort/
Ja Lieb und Tugend will mich in den Hafen fuͤhren;
Doch da mein Schiff nicht faͤhrt mit Tagus gelben Sand/
So komm ich Armer! auch nicht ins gelobte Land.
So ſchreckt Egypten mich
Durch truͤbe Nacht und Ungluͤcks-Finſternuͤſſen:
Du Sonne meiner Luſt/ warum verbirgſt du dich?
Soll ich an deiner Statt die duncklen Schatten kuͤſſen?
Jedoch die Unſchuld macht dich aller Schulden frey/
Nur das Verhaͤngniß weiſt mich in die Wuͤſteney.
Druͤm ſey getroſt mein Geiſt/
Wenn harter Sturm und Ungluͤcks-Wetter krachen/
Vor dem ein ſchwaches Rohr ſich zu der Erden reiſt/
Nur Großmuht kan allein bey ſtarcken Donner-Lachen.
Der Himmel ſieht mich zwar mit rauhen Blicken an/
Wer weiß/ ob nicht ſein Strahl mich noch erfreuen kan.
Weh't gleich ein Jammer Wind/
So ſoll Gedult doch in die Seegel blaſen:
Das wandelbare Gluͤck veraͤndert ſich geſchwind/
Und Zephier kuͤſſet mich noch wohl nach Æols Raſen.
Es anckert mein Gemuͤht auf beßres Wolergehn/
Mein Schiff ſoll uͤm das Haupt der frohen Hoffnung ſtehn.
Geh Ungedult zur Ruh/
Und Hoffnung komm durch den erwuͤnſchten Morgen/
Sprich den vergnuͤgten Troſt doch meiner Seelen zu:
Der Himmel wird vor dich und dein Geluͤcke ſorgen:
Die Welt wird nach der Nacht durch Morgenroͤht erfreut/
Und auf den Winter folgt die ſchoͤnſte Fruͤhlings-Zeit.
Er
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[55/0065] und Galante Gedichte. Nun vor ein Freuden-Feſt heiſt Marter-Wochen wehlen: Es bricht der letzte Tag im Jubel-Jahr herein/ Und mein beſtuͤrtzter Fuß tritt in die Faſten ein. Ich ſtrande recht an Port/ Und muſt zuletzt den haͤrtſten Sturm verſpuͤren. Man wincket mir zwar ſehr an den geliebten Ort/ Ja Lieb und Tugend will mich in den Hafen fuͤhren; Doch da mein Schiff nicht faͤhrt mit Tagus gelben Sand/ So komm ich Armer! auch nicht ins gelobte Land. So ſchreckt Egypten mich Durch truͤbe Nacht und Ungluͤcks-Finſternuͤſſen: Du Sonne meiner Luſt/ warum verbirgſt du dich? Soll ich an deiner Statt die duncklen Schatten kuͤſſen? Jedoch die Unſchuld macht dich aller Schulden frey/ Nur das Verhaͤngniß weiſt mich in die Wuͤſteney. Druͤm ſey getroſt mein Geiſt/ Wenn harter Sturm und Ungluͤcks-Wetter krachen/ Vor dem ein ſchwaches Rohr ſich zu der Erden reiſt/ Nur Großmuht kan allein bey ſtarcken Donner-Lachen. Der Himmel ſieht mich zwar mit rauhen Blicken an/ Wer weiß/ ob nicht ſein Strahl mich noch erfreuen kan. Weh't gleich ein Jammer Wind/ So ſoll Gedult doch in die Seegel blaſen: Das wandelbare Gluͤck veraͤndert ſich geſchwind/ Und Zephier kuͤſſet mich noch wohl nach Æols Raſen. Es anckert mein Gemuͤht auf beßres Wolergehn/ Mein Schiff ſoll uͤm das Haupt der frohen Hoffnung ſtehn. Geh Ungedult zur Ruh/ Und Hoffnung komm durch den erwuͤnſchten Morgen/ Sprich den vergnuͤgten Troſt doch meiner Seelen zu: Der Himmel wird vor dich und dein Geluͤcke ſorgen: Die Welt wird nach der Nacht durch Morgenroͤht erfreut/ Und auf den Winter folgt die ſchoͤnſte Fruͤhlings-Zeit. Er D 2

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Zitationshilfe: Hunold, Christian Friedrich: Die Edle Bemühung müssiger Stunden. Hamburg, 1702, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hunold_gedichte_1702/65>, abgerufen am 24.04.2024.