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Hunold, Christian Friedrich: Die Edle Bemühung müssiger Stunden. Hamburg, 1702.

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Schertzhaffte
8.
Doch läst er sich den Staar in dem Gehirne stechen/
Und ist sein Sperlings-Kopff des schlimmen Schwindels frey/
So kan er sich hernach des Lachens nicht entbrechen/
Und speyet voller Grimm auff seine Raserey/
Er wird dem Dinge gram/ so wie sich selbst zu wider/
Und singt durch Schimpff und Schand der Thorheit Sterbe-
Lieder.
9.
Zuvor sol uns Blick/ wie Stroh der Blitz entzünden/
Die Brust steckt mehr voll Gluth/ als Aetna Feuer hegt.
Da sol ihr schöner Arm mit solchen Stricken binden/
Vor deren Festigkeit sich Simsons Stärcke legt.
Ach Göttin! sprechen wir/ bey dir steht unser Leben/
Wir Armen haben uns als Sclaven dir ergeben.
10.
Jetzt lachet unser Hertz bey ihren toden Blicken/
Die Liebes-Gluth hat längst der Binckel-Topff gelescht.
Was unsre Freyheit sonst so feste kan bestricken/
Zerreisset nun ein Kind/ dem man die Windel wäscht.
Die eine Göttin war/ muß nun mit diesen Lauffen/
Die bey Coffe und The den Ehren-Krantz verkauffen.
11.
Es darff ein kühnes Ding die krause Wohl zerreissen.
Der Würmer im Gehirn verliebter Componist
Läst sich vor Liebe gar in die Paruqve sch - - -
(Wie doch der Appetit bey manchen Jungfern ist!)
Sie darff ihn mit der Hand auff Maul und Nasen schlagen
Und endlich beydes gar zu ihren Nacht-Stuhl tragen.
12.
Duschrecklicher Phantast! der Mädgen Bärenheuter/
Der Männer Mißgeburth/ verliebtes Ratten-Nest!
Kein Aff' aus Indien/ kein kleiner Steckel-Reuter
Ist deiner Narren-Zunfft wol ehmahls gleich gewest:
Fort
Schertzhaffte
8.
Doch laͤſt er ſich den Staar in dem Gehirne ſtechen/
Und iſt ſein Speꝛlings-Kopff des ſchlimmen Schwindels frey/
So kan er ſich hernach des Lachens nicht entbrechen/
Und ſpeyet voller Grimm auff ſeine Raſerey/
Er wird dem Dinge gram/ ſo wie ſich ſelbſt zu wider/
Und ſingt durch Schimpff und Schand der Thorheit Sterbe-
Lieder.
9.
Zuvor ſol uns Blick/ wie Stroh der Blitz entzuͤnden/
Die Bruſt ſteckt mehr voll Gluth/ als Aetna Feuer hegt.
Da ſol ihr ſchoͤner Arm mit ſolchen Stricken binden/
Vor deren Feſtigkeit ſich Simſons Staͤrcke legt.
Ach Goͤttin! ſprechen wir/ bey dir ſteht unſer Leben/
Wir Armen haben uns als Sclaven dir ergeben.
10.
Jetzt lachet unſer Hertz bey ihren toden Blicken/
Die Liebes-Gluth hat laͤngſt der Binckel-Topff geleſcht.
Was unſre Freyheit ſonſt ſo feſte kan beſtricken/
Zerreiſſet nun ein Kind/ dem man die Windel waͤſcht.
Die eine Goͤttin war/ muß nun mit dieſen Lauffen/
Die bey Coffe und The den Ehren-Krantz verkauffen.
11.
Es darff ein kuͤhnes Ding die krauſe Wohl zerreiſſen.
Der Wuͤrmer im Gehirn verliebter Componiſt
Laͤſt ſich vor Liebe gar in die Paruqve ſch - - -
(Wie doch der Appetit bey manchen Jungfern iſt!)
Sie darff ihn mit der Hand auff Maul und Naſen ſchlagen
Und endlich beydes gar zu ihren Nacht-Stuhl tragen.
12.
Duſchrecklicher Phantaſt! der Maͤdgen Baͤrenheuter/
Der Maͤnner Mißgeburth/ verliebtes Ratten-Neſt!
Kein Aff' aus Indien/ kein kleiner Steckel-Reuter
Iſt deiner Narren-Zunfft wol ehmahls gleich geweſt:
Fort
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[108/0118] Schertzhaffte 8. Doch laͤſt er ſich den Staar in dem Gehirne ſtechen/ Und iſt ſein Speꝛlings-Kopff des ſchlimmen Schwindels frey/ So kan er ſich hernach des Lachens nicht entbrechen/ Und ſpeyet voller Grimm auff ſeine Raſerey/ Er wird dem Dinge gram/ ſo wie ſich ſelbſt zu wider/ Und ſingt durch Schimpff und Schand der Thorheit Sterbe- Lieder. 9. Zuvor ſol uns Blick/ wie Stroh der Blitz entzuͤnden/ Die Bruſt ſteckt mehr voll Gluth/ als Aetna Feuer hegt. Da ſol ihr ſchoͤner Arm mit ſolchen Stricken binden/ Vor deren Feſtigkeit ſich Simſons Staͤrcke legt. Ach Goͤttin! ſprechen wir/ bey dir ſteht unſer Leben/ Wir Armen haben uns als Sclaven dir ergeben. 10. Jetzt lachet unſer Hertz bey ihren toden Blicken/ Die Liebes-Gluth hat laͤngſt der Binckel-Topff geleſcht. Was unſre Freyheit ſonſt ſo feſte kan beſtricken/ Zerreiſſet nun ein Kind/ dem man die Windel waͤſcht. Die eine Goͤttin war/ muß nun mit dieſen Lauffen/ Die bey Coffe und The den Ehren-Krantz verkauffen. 11. Es darff ein kuͤhnes Ding die krauſe Wohl zerreiſſen. Der Wuͤrmer im Gehirn verliebter Componiſt Laͤſt ſich vor Liebe gar in die Paruqve ſch - - - (Wie doch der Appetit bey manchen Jungfern iſt!) Sie darff ihn mit der Hand auff Maul und Naſen ſchlagen Und endlich beydes gar zu ihren Nacht-Stuhl tragen. 12. Duſchrecklicher Phantaſt! der Maͤdgen Baͤrenheuter/ Der Maͤnner Mißgeburth/ verliebtes Ratten-Neſt! Kein Aff' aus Indien/ kein kleiner Steckel-Reuter Iſt deiner Narren-Zunfft wol ehmahls gleich geweſt: Fort

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Zitationshilfe: Hunold, Christian Friedrich: Die Edle Bemühung müssiger Stunden. Hamburg, 1702, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hunold_gedichte_1702/118>, abgerufen am 25.11.2024.