Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 3. Jerusalem [i. e. Aarau], 1823.Durch ein allgemeines Verbot des Nachdrucks Nachdruck unterscheidet sich in manchen Stücken
sehr von der Ausgabe, die ihm zum Vorbilde diente. Gewiß hat noch kein deutsches Werk in so kurzer Zeit seinem Verleger so große Vortheile gewährt als das Conversationslexikon! Muß man aber da nicht lä- cheln, wenn der gute Mann noch über großen Schaden seufzt, den er bei dem Verlage seines Con- versationslexikons erlitten hat? Worin bestand dieser Schaden, der ihm durch den Nachdruck zugefügt seyn soll? Höchstens darin, daß er, seiner Meinung nach, die ihm nachgedruckte Auflage ein halbes Jahr später absetzte, um wieder eine neue veranstalten zu können. Wahrlich ein schreckliches Unglück! Wer muß da wohl nicht Mitleid fühlen? Durch ein allgemeines Verbot des Nachdrucks Nachdruck unterſcheidet ſich in manchen Stuͤcken
ſehr von der Ausgabe, die ihm zum Vorbilde diente. Gewiß hat noch kein deutſches Werk in ſo kurzer Zeit ſeinem Verleger ſo große Vortheile gewaͤhrt als das Converſationslexikon! Muß man aber da nicht laͤ- cheln, wenn der gute Mann noch uͤber großen Schaden ſeufzt, den er bei dem Verlage ſeines Con- verſationslexikons erlitten hat? Worin beſtand dieſer Schaden, der ihm durch den Nachdruck zugefuͤgt ſeyn ſoll? Hoͤchſtens darin, daß er, ſeiner Meinung nach, die ihm nachgedruckte Auflage ein halbes Jahr ſpaͤter abſetzte, um wieder eine neue veranſtalten zu koͤnnen. Wahrlich ein ſchreckliches Ungluͤck! Wer muß da wohl nicht Mitleid fuͤhlen? <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0078" n="78"/> <p>Durch ein allgemeines Verbot des Nachdrucks<lb/> werden, wie geſagt, die Buchhaͤndler nie bewogen<lb/> werden, den Schriftſtellern einen hoͤhern Ehrenſold<lb/> zu zahlen, und die Preiſe ihrer Buͤcher herabzuſez-<lb/> zen. Es iſt alſo von einem ſolchen Verbot nichts<lb/> fuͤr die Befoͤrderung der Wiſſenſchaften und die<lb/> Verbreitung der Literatur zu hoffen. Jm Gegentheil<lb/> wuͤrden die Herren Verleger, wenn die Konkurrenz<lb/> mit den Nachdruckern nicht mehr zu fuͤrchten waͤre,<lb/> durch Erhoͤhung ihrer ohnehin ſchon uͤbertriebenen<lb/> Buͤcherpreiſe der Befoͤrderung der Literatur noch<lb/> mehr ſchaden, als jetzt. Durch ein allgemeines<lb/> Verbot des Nachdrucks wuͤrde man das ganze leſen-<lb/> de Publikum dem Eigennutze von einigen hundert<lb/> Buchhaͤndlern hingeben, deren Mehrzahl es genug-<lb/><note xml:id="seg2pn_2_2" prev="#seg2pn_2_1" place="foot" n="*)">Nachdruck unterſcheidet ſich in manchen Stuͤcken<lb/> ſehr von der Ausgabe, die ihm zum Vorbilde diente.<lb/> Gewiß hat noch kein deutſches Werk in ſo kurzer Zeit<lb/> ſeinem Verleger ſo große Vortheile gewaͤhrt als das<lb/> Converſationslexikon! Muß man aber da nicht laͤ-<lb/> cheln, wenn der gute Mann noch uͤber großen<lb/> Schaden ſeufzt, den er bei dem Verlage ſeines Con-<lb/> verſationslexikons erlitten hat? Worin beſtand dieſer<lb/> Schaden, der ihm durch den Nachdruck zugefuͤgt<lb/> ſeyn ſoll? Hoͤchſtens darin, daß er, ſeiner Meinung<lb/> nach, die ihm nachgedruckte Auflage ein halbes Jahr<lb/> ſpaͤter abſetzte, um wieder eine neue veranſtalten<lb/> zu koͤnnen. Wahrlich ein ſchreckliches Ungluͤck! Wer<lb/> muß da wohl nicht Mitleid fuͤhlen?</note><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [78/0078]
Durch ein allgemeines Verbot des Nachdrucks
werden, wie geſagt, die Buchhaͤndler nie bewogen
werden, den Schriftſtellern einen hoͤhern Ehrenſold
zu zahlen, und die Preiſe ihrer Buͤcher herabzuſez-
zen. Es iſt alſo von einem ſolchen Verbot nichts
fuͤr die Befoͤrderung der Wiſſenſchaften und die
Verbreitung der Literatur zu hoffen. Jm Gegentheil
wuͤrden die Herren Verleger, wenn die Konkurrenz
mit den Nachdruckern nicht mehr zu fuͤrchten waͤre,
durch Erhoͤhung ihrer ohnehin ſchon uͤbertriebenen
Buͤcherpreiſe der Befoͤrderung der Literatur noch
mehr ſchaden, als jetzt. Durch ein allgemeines
Verbot des Nachdrucks wuͤrde man das ganze leſen-
de Publikum dem Eigennutze von einigen hundert
Buchhaͤndlern hingeben, deren Mehrzahl es genug-
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*) Nachdruck unterſcheidet ſich in manchen Stuͤcken
ſehr von der Ausgabe, die ihm zum Vorbilde diente.
Gewiß hat noch kein deutſches Werk in ſo kurzer Zeit
ſeinem Verleger ſo große Vortheile gewaͤhrt als das
Converſationslexikon! Muß man aber da nicht laͤ-
cheln, wenn der gute Mann noch uͤber großen
Schaden ſeufzt, den er bei dem Verlage ſeines Con-
verſationslexikons erlitten hat? Worin beſtand dieſer
Schaden, der ihm durch den Nachdruck zugefuͤgt
ſeyn ſoll? Hoͤchſtens darin, daß er, ſeiner Meinung
nach, die ihm nachgedruckte Auflage ein halbes Jahr
ſpaͤter abſetzte, um wieder eine neue veranſtalten
zu koͤnnen. Wahrlich ein ſchreckliches Ungluͤck! Wer
muß da wohl nicht Mitleid fuͤhlen?
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