armen Unterthanen, die ewig seufzenden Sünden- böcke der Landes- und Standesherren, welche nun mit desto größern Lasten belegt wurden, um die Staats- und manche andere öffentliche und geheime Bedürfnisse ihrer legitimen und illegitimen Gebieter zusammen zu bringen. Mir sind mehrere Fälle dieser Art bekannt, aber kein einziger, der zur ge- richtlichen Untersuchung gebracht wurde. Wie könnte auch wohl ein Mediatisateur einen Mediatisirten wegen dergleichen Handlungen zur Rechenschaft zie- hen? Würde er sich nicht Antworten aussetzen, die sich mit seiner Legitimität eben so wenig ver- einbaren ließen, wie das Krimpeln mit der Ehre und Rechtlichkeit eines Standesherrn?
Am gefährlichsten zeigt sich der weißjüdische Adel in sogenannten Freistaaten, wo ihm die höchste Gewalt ausschließlich übertragen ist; wo er mit Eifer über die Erhaltung und Ausdehnung seiner Vorrechte wacht, und sich zu diesem Zweck wohl gar mit Pfaffen, Mönchen und andern Blind- schleichen verbindet. Wo eine solche allgewaltige, überall verwundbare, tausendköpfige Hydra das Ruder führt; da kann nie etwas Großes und Gu- tes für Menschenwohl und Menschenbildung gedei- hen. Jedem Schimmer von Licht wird man eben so ängstlich, als sorgsam zu wehren suchen, denn weltliche und geistliche Zwingherren sind, wie Hu- ren und Diebe, sehr lichtscheu und kennen für sich
31 *
armen Unterthanen, die ewig ſeufzenden Suͤnden- boͤcke der Landes- und Standesherren, welche nun mit deſto groͤßern Laſten belegt wurden, um die Staats- und manche andere oͤffentliche und geheime Beduͤrfniſſe ihrer legitimen und illegitimen Gebieter zuſammen zu bringen. Mir ſind mehrere Faͤlle dieſer Art bekannt, aber kein einziger, der zur ge- richtlichen Unterſuchung gebracht wurde. Wie koͤnnte auch wohl ein Mediatiſateur einen Mediatiſirten wegen dergleichen Handlungen zur Rechenſchaft zie- hen? Wuͤrde er ſich nicht Antworten ausſetzen, die ſich mit ſeiner Legitimitaͤt eben ſo wenig ver- einbaren ließen, wie das Krimpeln mit der Ehre und Rechtlichkeit eines Standesherrn?
Am gefaͤhrlichſten zeigt ſich der weißjuͤdiſche Adel in ſogenannten Freiſtaaten, wo ihm die hoͤchſte Gewalt ausſchließlich uͤbertragen iſt; wo er mit Eifer uͤber die Erhaltung und Ausdehnung ſeiner Vorrechte wacht, und ſich zu dieſem Zweck wohl gar mit Pfaffen, Moͤnchen und andern Blind- ſchleichen verbindet. Wo eine ſolche allgewaltige, uͤberall verwundbare, tauſendkoͤpfige Hydra das Ruder fuͤhrt; da kann nie etwas Großes und Gu- tes fuͤr Menſchenwohl und Menſchenbildung gedei- hen. Jedem Schimmer von Licht wird man eben ſo aͤngſtlich, als ſorgſam zu wehren ſuchen, denn weltliche und geiſtliche Zwingherren ſind, wie Hu- ren und Diebe, ſehr lichtſcheu und kennen fuͤr ſich
31 *
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0363"n="363"/>
armen Unterthanen, die ewig ſeufzenden Suͤnden-<lb/>
boͤcke der Landes- und Standesherren, welche nun<lb/>
mit deſto groͤßern Laſten belegt wurden, um die<lb/>
Staats- und manche andere oͤffentliche und geheime<lb/>
Beduͤrfniſſe ihrer legitimen und illegitimen Gebieter<lb/>
zuſammen zu bringen. Mir ſind mehrere Faͤlle<lb/>
dieſer Art bekannt, aber kein einziger, der zur ge-<lb/>
richtlichen Unterſuchung gebracht wurde. Wie koͤnnte<lb/>
auch wohl ein Mediatiſateur einen Mediatiſirten<lb/>
wegen dergleichen Handlungen zur Rechenſchaft zie-<lb/>
hen? Wuͤrde er ſich nicht Antworten ausſetzen,<lb/>
die ſich mit ſeiner Legitimitaͤt eben ſo wenig ver-<lb/>
einbaren ließen, wie das <hirendition="#g">Krimpeln</hi> mit der<lb/>
Ehre und Rechtlichkeit eines Standesherrn?</p><lb/><p>Am gefaͤhrlichſten zeigt ſich der weißjuͤdiſche<lb/>
Adel in <hirendition="#g">ſogenannten</hi> Freiſtaaten, wo ihm die<lb/>
hoͤchſte Gewalt ausſchließlich uͤbertragen iſt; wo er<lb/>
mit Eifer uͤber die Erhaltung und Ausdehnung<lb/>ſeiner Vorrechte wacht, und ſich zu dieſem Zweck<lb/>
wohl gar mit Pfaffen, Moͤnchen und andern Blind-<lb/>ſchleichen verbindet. Wo eine ſolche allgewaltige,<lb/>
uͤberall verwundbare, tauſendkoͤpfige Hydra das<lb/>
Ruder fuͤhrt; da kann nie etwas Großes und Gu-<lb/>
tes fuͤr Menſchenwohl und Menſchenbildung gedei-<lb/>
hen. Jedem Schimmer von Licht wird man eben<lb/>ſo aͤngſtlich, als ſorgſam zu wehren ſuchen, denn<lb/>
weltliche und geiſtliche Zwingherren ſind, wie Hu-<lb/>
ren und Diebe, ſehr lichtſcheu und kennen fuͤr ſich<lb/><fwplace="bottom"type="sig">31 *</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[363/0363]
armen Unterthanen, die ewig ſeufzenden Suͤnden-
boͤcke der Landes- und Standesherren, welche nun
mit deſto groͤßern Laſten belegt wurden, um die
Staats- und manche andere oͤffentliche und geheime
Beduͤrfniſſe ihrer legitimen und illegitimen Gebieter
zuſammen zu bringen. Mir ſind mehrere Faͤlle
dieſer Art bekannt, aber kein einziger, der zur ge-
richtlichen Unterſuchung gebracht wurde. Wie koͤnnte
auch wohl ein Mediatiſateur einen Mediatiſirten
wegen dergleichen Handlungen zur Rechenſchaft zie-
hen? Wuͤrde er ſich nicht Antworten ausſetzen,
die ſich mit ſeiner Legitimitaͤt eben ſo wenig ver-
einbaren ließen, wie das Krimpeln mit der
Ehre und Rechtlichkeit eines Standesherrn?
Am gefaͤhrlichſten zeigt ſich der weißjuͤdiſche
Adel in ſogenannten Freiſtaaten, wo ihm die
hoͤchſte Gewalt ausſchließlich uͤbertragen iſt; wo er
mit Eifer uͤber die Erhaltung und Ausdehnung
ſeiner Vorrechte wacht, und ſich zu dieſem Zweck
wohl gar mit Pfaffen, Moͤnchen und andern Blind-
ſchleichen verbindet. Wo eine ſolche allgewaltige,
uͤberall verwundbare, tauſendkoͤpfige Hydra das
Ruder fuͤhrt; da kann nie etwas Großes und Gu-
tes fuͤr Menſchenwohl und Menſchenbildung gedei-
hen. Jedem Schimmer von Licht wird man eben
ſo aͤngſtlich, als ſorgſam zu wehren ſuchen, denn
weltliche und geiſtliche Zwingherren ſind, wie Hu-
ren und Diebe, ſehr lichtſcheu und kennen fuͤr ſich
31 *
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 3. Jerusalem [i. e. Aarau], 1823, S. 363. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823/363>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.