schlägt, und durch die Lappen geht, um sich von einem grimmigen Tiger zerreissen zu lassen.
Ein eben so wichtiger, aber nicht weniger schlim- mer Erwerbzweig der Mönche ist ihr Handel mit Reliquien, mit Rosenkränzen, Kreuzen, Weihwasser und dergleichen. Wie wird mancher arme Schelm, der zwischen Himmel und Erde schwebend, den jun- gen Raben, die den Herrn anriefen, zur Speise diente, am Auferstehungstage sich wundern, wenn er seine Gebeine mühsam unter den heiligen Kno- chen von Aposteln, Märtyrern, Kirchenvätern und andern christlichen Leuten hervorsuchen soll! Es ist unglaublich, wie viel das Pfaffengeschmeiß mit die- fem unwürdigen Schacher gewinnt; unglaublich, mit welcher Verblendung in manchen katholischen Staaten das gemeine Volk dergleichen Siebensä- chelchen zu hohen Preisen kauft, und wie gutmü- thig und begünstigend sogar viele Regierungen die- sem Unwesen zusehen! Aber nicht allein in katho- lischen, selbst in protestantischen Ländern schleichen jene geistlichen Schacherer unter mancherlei Gestal- ten umher oder senden ihre Abgeordneten aus, um leichtgläubige Menschen zu bethören, und durch den Verkauf ihrer Heiligthümer, besonders als Schatz- gräber, Geisterbanner u. s. w. Geld zusammen zu scharren, und auch wohl nebenher Proseliten zu machen. Unter drei Schatzgräbern wird man kaum einen antreffen, der nicht in näherer oder entfern-
ſchlaͤgt, und durch die Lappen geht, um ſich von einem grimmigen Tiger zerreiſſen zu laſſen.
Ein eben ſo wichtiger, aber nicht weniger ſchlim- mer Erwerbzweig der Moͤnche iſt ihr Handel mit Reliquien, mit Roſenkraͤnzen, Kreuzen, Weihwaſſer und dergleichen. Wie wird mancher arme Schelm, der zwiſchen Himmel und Erde ſchwebend, den jun- gen Raben, die den Herrn anriefen, zur Speiſe diente, am Auferſtehungstage ſich wundern, wenn er ſeine Gebeine muͤhſam unter den heiligen Kno- chen von Apoſteln, Maͤrtyrern, Kirchenvaͤtern und andern chriſtlichen Leuten hervorſuchen ſoll! Es iſt unglaublich, wie viel das Pfaffengeſchmeiß mit die- fem unwuͤrdigen Schacher gewinnt; unglaublich, mit welcher Verblendung in manchen katholiſchen Staaten das gemeine Volk dergleichen Siebenſaͤ- chelchen zu hohen Preiſen kauft, und wie gutmuͤ- thig und beguͤnſtigend ſogar viele Regierungen die- ſem Unweſen zuſehen! Aber nicht allein in katho- liſchen, ſelbſt in proteſtantiſchen Laͤndern ſchleichen jene geiſtlichen Schacherer unter mancherlei Geſtal- ten umher oder ſenden ihre Abgeordneten aus, um leichtglaͤubige Menſchen zu bethoͤren, und durch den Verkauf ihrer Heiligthuͤmer, beſonders als Schatz- graͤber, Geiſterbanner u. ſ. w. Geld zuſammen zu ſcharren, und auch wohl nebenher Proſeliten zu machen. Unter drei Schatzgraͤbern wird man kaum einen antreffen, der nicht in naͤherer oder entfern-
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ſchlaͤgt, und durch die Lappen geht, um ſich von
einem grimmigen Tiger zerreiſſen zu laſſen.
Ein eben ſo wichtiger, aber nicht weniger ſchlim-
mer Erwerbzweig der Moͤnche iſt ihr Handel mit
Reliquien, mit Roſenkraͤnzen, Kreuzen, Weihwaſſer
und dergleichen. Wie wird mancher arme Schelm,
der zwiſchen Himmel und Erde ſchwebend, den jun-
gen Raben, die den Herrn anriefen, zur Speiſe
diente, am Auferſtehungstage ſich wundern, wenn
er ſeine Gebeine muͤhſam unter den heiligen Kno-
chen von Apoſteln, Maͤrtyrern, Kirchenvaͤtern und
andern chriſtlichen Leuten hervorſuchen ſoll! Es iſt
unglaublich, wie viel das Pfaffengeſchmeiß mit die-
fem unwuͤrdigen Schacher gewinnt; unglaublich,
mit welcher Verblendung in manchen katholiſchen
Staaten das gemeine Volk dergleichen Siebenſaͤ-
chelchen zu hohen Preiſen kauft, und wie gutmuͤ-
thig und beguͤnſtigend ſogar viele Regierungen die-
ſem Unweſen zuſehen! Aber nicht allein in katho-
liſchen, ſelbſt in proteſtantiſchen Laͤndern ſchleichen
jene geiſtlichen Schacherer unter mancherlei Geſtal-
ten umher oder ſenden ihre Abgeordneten aus, um
leichtglaͤubige Menſchen zu bethoͤren, und durch den
Verkauf ihrer Heiligthuͤmer, beſonders als Schatz-
graͤber, Geiſterbanner u. ſ. w. Geld zuſammen zu
ſcharren, und auch wohl nebenher Proſeliten zu
machen. Unter drei Schatzgraͤbern wird man kaum
einen antreffen, der nicht in naͤherer oder entfern-
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 3. Jerusalem [i. e. Aarau], 1823, S. 311. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823/311>, abgerufen am 25.11.2024.
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