Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 3. Jerusalem [i. e. Aarau], 1823.

Bild:
<< vorherige Seite

Zweck der Geistlichkeit von jeher besser zu statten,
als der unvernünftige, von Pfaffen ausgeheckte,
und noch in manchen Ländern als Rechtsnorm gel-
tende Grundsatz: daß alle letztwillige Verordnungen
und alle Gelübde zum Besten der Geistlichkeit und
frommer Stiftungen nicht der Förmlichkeiten bedür-
fen, die zur Gültigkeit ähnlicher Verfügungen er-
forderlich sind, welche blos zum Vortheil weltlicher
Personen gereichen. Hiedurch ward den Herren
Beichtvätern ein weites und reiches Feld zur Erndte
für ihren Eigennutz geöffnet. Man nahm die herr-
lichen Dogmen in das Christenthum auf: "Alles,
"was Jhr den Priestern und frommen Stiftungen
"von Eurem oder fremdem Gut zuwendet, das
"sieht Gott an, als hättet Jhr es Jhm zugewandt.
"Wer seine irdische Habe der Geistlichkeit vermacht
"oder schenkt, wird dafür im Himmel durch ewige

verehren, wenn er sich voll Zorn und Unwillen von
jener schändlichen Agnes hinweg wenden muß! Mö-
ge auch kein später Enkel von dir den Namen sei-
nes unglücklichen Ahnherrn auf die Nachwelt gebracht
haben, möge auch keiner deiner Vorfahren und
Nachkommen mit Diademen geschmückt worden seyn;
dein Name wird nach Jahrtauseuden noch mit Ehr-
furcht und heiligem Schauer genannt werden, wenn
mancher Kronenträger, der bereits in seinem Leben
von Millionen verflucht oder verachtet ward, lange
schon vergessen ist.

Zweck der Geiſtlichkeit von jeher beſſer zu ſtatten,
als der unvernuͤnftige, von Pfaffen ausgeheckte,
und noch in manchen Laͤndern als Rechtsnorm gel-
tende Grundſatz: daß alle letztwillige Verordnungen
und alle Geluͤbde zum Beſten der Geiſtlichkeit und
frommer Stiftungen nicht der Foͤrmlichkeiten beduͤr-
fen, die zur Guͤltigkeit aͤhnlicher Verfuͤgungen er-
forderlich ſind, welche blos zum Vortheil weltlicher
Perſonen gereichen. Hiedurch ward den Herren
Beichtvaͤtern ein weites und reiches Feld zur Erndte
fuͤr ihren Eigennutz geoͤffnet. Man nahm die herr-
lichen Dogmen in das Chriſtenthum auf: »Alles,
»was Jhr den Prieſtern und frommen Stiftungen
»von Eurem oder fremdem Gut zuwendet, das
»ſieht Gott an, als haͤttet Jhr es Jhm zugewandt.
»Wer ſeine irdiſche Habe der Geiſtlichkeit vermacht
»oder ſchenkt, wird dafuͤr im Himmel durch ewige

verehren, wenn er ſich voll Zorn und Unwillen von
jener ſchaͤndlichen Agnes hinweg wenden muß! Moͤ-
ge auch kein ſpaͤter Enkel von dir den Namen ſei-
nes ungluͤcklichen Ahnherrn auf die Nachwelt gebracht
haben, moͤge auch keiner deiner Vorfahren und
Nachkommen mit Diademen geſchmuͤckt worden ſeyn;
dein Name wird nach Jahrtauſeuden noch mit Ehr-
furcht und heiligem Schauer genannt werden, wenn
mancher Kronentraͤger, der bereits in ſeinem Leben
von Millionen verflucht oder verachtet ward, lange
ſchon vergeſſen iſt.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0302" n="302"/>
Zweck der Gei&#x017F;tlichkeit von jeher be&#x017F;&#x017F;er zu &#x017F;tatten,<lb/>
als der unvernu&#x0364;nftige, von Pfaffen ausgeheckte,<lb/>
und noch in manchen La&#x0364;ndern als Rechtsnorm gel-<lb/>
tende Grund&#x017F;atz: daß alle letztwillige Verordnungen<lb/>
und alle Gelu&#x0364;bde zum Be&#x017F;ten der Gei&#x017F;tlichkeit und<lb/>
frommer Stiftungen nicht der Fo&#x0364;rmlichkeiten bedu&#x0364;r-<lb/>
fen, die zur Gu&#x0364;ltigkeit a&#x0364;hnlicher Verfu&#x0364;gungen er-<lb/>
forderlich &#x017F;ind, welche blos zum Vortheil weltlicher<lb/>
Per&#x017F;onen gereichen. Hiedurch ward den Herren<lb/>
Beichtva&#x0364;tern ein weites und reiches Feld zur Erndte<lb/>
fu&#x0364;r ihren Eigennutz geo&#x0364;ffnet. Man nahm die herr-<lb/>
lichen Dogmen in das Chri&#x017F;tenthum auf: »Alles,<lb/>
»was Jhr den Prie&#x017F;tern und frommen Stiftungen<lb/>
»von Eurem oder fremdem Gut zuwendet, das<lb/>
»&#x017F;ieht Gott an, als ha&#x0364;ttet Jhr es Jhm zugewandt.<lb/>
»Wer &#x017F;eine irdi&#x017F;che Habe der Gei&#x017F;tlichkeit vermacht<lb/>
»oder &#x017F;chenkt, wird dafu&#x0364;r im Himmel durch ewige<lb/><note xml:id="seg2pn_14_2" prev="#seg2pn_14_1" place="foot" n="*)">verehren, wenn er &#x017F;ich voll Zorn und Unwillen von<lb/>
jener &#x017F;cha&#x0364;ndlichen Agnes hinweg wenden muß! Mo&#x0364;-<lb/>
ge auch kein &#x017F;pa&#x0364;ter Enkel von dir den Namen &#x017F;ei-<lb/>
nes unglu&#x0364;cklichen Ahnherrn auf die Nachwelt gebracht<lb/>
haben, mo&#x0364;ge auch keiner deiner Vorfahren und<lb/>
Nachkommen mit Diademen ge&#x017F;chmu&#x0364;ckt worden &#x017F;eyn;<lb/>
dein Name wird nach Jahrtau&#x017F;euden noch mit Ehr-<lb/>
furcht und heiligem Schauer genannt werden, wenn<lb/>
mancher Kronentra&#x0364;ger, der bereits in &#x017F;einem Leben<lb/>
von Millionen verflucht oder verachtet ward, lange<lb/>
&#x017F;chon verge&#x017F;&#x017F;en i&#x017F;t.</note><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[302/0302] Zweck der Geiſtlichkeit von jeher beſſer zu ſtatten, als der unvernuͤnftige, von Pfaffen ausgeheckte, und noch in manchen Laͤndern als Rechtsnorm gel- tende Grundſatz: daß alle letztwillige Verordnungen und alle Geluͤbde zum Beſten der Geiſtlichkeit und frommer Stiftungen nicht der Foͤrmlichkeiten beduͤr- fen, die zur Guͤltigkeit aͤhnlicher Verfuͤgungen er- forderlich ſind, welche blos zum Vortheil weltlicher Perſonen gereichen. Hiedurch ward den Herren Beichtvaͤtern ein weites und reiches Feld zur Erndte fuͤr ihren Eigennutz geoͤffnet. Man nahm die herr- lichen Dogmen in das Chriſtenthum auf: »Alles, »was Jhr den Prieſtern und frommen Stiftungen »von Eurem oder fremdem Gut zuwendet, das »ſieht Gott an, als haͤttet Jhr es Jhm zugewandt. »Wer ſeine irdiſche Habe der Geiſtlichkeit vermacht »oder ſchenkt, wird dafuͤr im Himmel durch ewige *) *) verehren, wenn er ſich voll Zorn und Unwillen von jener ſchaͤndlichen Agnes hinweg wenden muß! Moͤ- ge auch kein ſpaͤter Enkel von dir den Namen ſei- nes ungluͤcklichen Ahnherrn auf die Nachwelt gebracht haben, moͤge auch keiner deiner Vorfahren und Nachkommen mit Diademen geſchmuͤckt worden ſeyn; dein Name wird nach Jahrtauſeuden noch mit Ehr- furcht und heiligem Schauer genannt werden, wenn mancher Kronentraͤger, der bereits in ſeinem Leben von Millionen verflucht oder verachtet ward, lange ſchon vergeſſen iſt.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823/302
Zitationshilfe: Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 3. Jerusalem [i. e. Aarau], 1823, S. 302. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823/302>, abgerufen am 18.05.2024.