Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 3. Jerusalem [i. e. Aarau], 1823.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

Geistlichen entrissene Gut ungeschmälert theilen und
verschlingen konnten.

Jndessen gewann doch die Menschheit durch die-
Verweltlichung der geistlichen Pfründen unendlich!
Eine Menge von Verfinsterern und Blindschleichen,
die sich allem Fortschreiten zum Bessern eifrigst ent-
gegen stellten, und jedem Lichtstrahl zu wehren
suchten, der ihr unwürdiges Thun und Treiben
hätte beleuchten können, wurden dadurch in Un-
thätigkeit gesetzt, und zum allmähligen Aussterben
verurtheilt. Um diesen Preis konnte man schon den
vornehmen und geringen, weißen und schwarzen
Juden, den Höflingen, Kommissären, Beamten,
Mätressen und Zofen, das Vergnügen gönnen, sich
in den irdischen Nachlaß der geistlichen Dickbäuche
und Vollmondsgesichter zu theilen.

Der heilige Vater in Rom verlor durch die
Verweltlichung der Bisthümer und anderer geistli-
chen Pfründen, besonders aber durch die Einzie-
hung der, seinem Stuhl unmittelbar unterworfenen
Abteien in Deutschland seine ganze schwere Artille-
rie, die er in frühern Zeiten mit so gutem Glück
zur Beförderung des Aberglaubens und des Elen-
des der Völker gebraucht hatte, und mit ihr eine
ungeheure Summe von Einkünften, die das, von
weltlichen und geistlichen Zwingherren bis zum Ue-
bermaß erdrückte Volk mit Jammer und Noth auf-
bringen mußte. Bedenkt man, daß manche kleine

Geiſtlichen entriſſene Gut ungeſchmaͤlert theilen und
verſchlingen konnten.

Jndeſſen gewann doch die Menſchheit durch die-
Verweltlichung der geiſtlichen Pfruͤnden unendlich!
Eine Menge von Verfinſterern und Blindſchleichen,
die ſich allem Fortſchreiten zum Beſſern eifrigſt ent-
gegen ſtellten, und jedem Lichtſtrahl zu wehren
ſuchten, der ihr unwuͤrdiges Thun und Treiben
haͤtte beleuchten koͤnnen, wurden dadurch in Un-
thaͤtigkeit geſetzt, und zum allmaͤhligen Ausſterben
verurtheilt. Um dieſen Preis konnte man ſchon den
vornehmen und geringen, weißen und ſchwarzen
Juden, den Hoͤflingen, Kommiſſaͤren, Beamten,
Maͤtreſſen und Zofen, das Vergnuͤgen goͤnnen, ſich
in den irdiſchen Nachlaß der geiſtlichen Dickbaͤuche
und Vollmondsgeſichter zu theilen.

Der heilige Vater in Rom verlor durch die
Verweltlichung der Bisthuͤmer und anderer geiſtli-
chen Pfruͤnden, beſonders aber durch die Einzie-
hung der, ſeinem Stuhl unmittelbar unterworfenen
Abteien in Deutſchland ſeine ganze ſchwere Artille-
rie, die er in fruͤhern Zeiten mit ſo gutem Gluͤck
zur Befoͤrderung des Aberglaubens und des Elen-
des der Voͤlker gebraucht hatte, und mit ihr eine
ungeheure Summe von Einkuͤnften, die das, von
weltlichen und geiſtlichen Zwingherren bis zum Ue-
bermaß erdruͤckte Volk mit Jammer und Noth auf-
bringen mußte. Bedenkt man, daß manche kleine

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0295" n="295"/>
Gei&#x017F;tlichen entri&#x017F;&#x017F;ene Gut unge&#x017F;chma&#x0364;lert theilen und<lb/>
ver&#x017F;chlingen konnten.</p><lb/>
        <p>Jnde&#x017F;&#x017F;en gewann doch die Men&#x017F;chheit durch die-<lb/>
Verweltlichung der gei&#x017F;tlichen Pfru&#x0364;nden unendlich!<lb/>
Eine Menge von Verfin&#x017F;terern und Blind&#x017F;chleichen,<lb/>
die &#x017F;ich allem Fort&#x017F;chreiten zum Be&#x017F;&#x017F;ern eifrig&#x017F;t ent-<lb/>
gegen &#x017F;tellten, und jedem Licht&#x017F;trahl zu wehren<lb/>
&#x017F;uchten, der ihr unwu&#x0364;rdiges Thun und Treiben<lb/>
ha&#x0364;tte beleuchten ko&#x0364;nnen, wurden dadurch in Un-<lb/>
tha&#x0364;tigkeit ge&#x017F;etzt, und zum allma&#x0364;hligen Aus&#x017F;terben<lb/>
verurtheilt. Um die&#x017F;en Preis konnte man &#x017F;chon den<lb/>
vornehmen und geringen, weißen und &#x017F;chwarzen<lb/>
Juden, den Ho&#x0364;flingen, Kommi&#x017F;&#x017F;a&#x0364;ren, Beamten,<lb/>
Ma&#x0364;tre&#x017F;&#x017F;en und Zofen, das Vergnu&#x0364;gen go&#x0364;nnen, &#x017F;ich<lb/>
in den irdi&#x017F;chen Nachlaß der gei&#x017F;tlichen Dickba&#x0364;uche<lb/>
und Vollmondsge&#x017F;ichter zu theilen.</p><lb/>
        <p>Der heilige Vater in Rom verlor durch die<lb/>
Verweltlichung der Bisthu&#x0364;mer und anderer gei&#x017F;tli-<lb/>
chen Pfru&#x0364;nden, be&#x017F;onders aber durch die Einzie-<lb/>
hung der, &#x017F;einem Stuhl unmittelbar unterworfenen<lb/>
Abteien in Deut&#x017F;chland &#x017F;eine ganze &#x017F;chwere Artille-<lb/>
rie, die er in fru&#x0364;hern Zeiten mit &#x017F;o gutem Glu&#x0364;ck<lb/>
zur Befo&#x0364;rderung des Aberglaubens und des Elen-<lb/>
des der Vo&#x0364;lker gebraucht hatte, und mit ihr eine<lb/>
ungeheure Summe von Einku&#x0364;nften, die das, von<lb/>
weltlichen und gei&#x017F;tlichen Zwingherren bis zum Ue-<lb/>
bermaß erdru&#x0364;ckte Volk mit Jammer und Noth auf-<lb/>
bringen mußte. Bedenkt man, daß manche kleine<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[295/0295] Geiſtlichen entriſſene Gut ungeſchmaͤlert theilen und verſchlingen konnten. Jndeſſen gewann doch die Menſchheit durch die- Verweltlichung der geiſtlichen Pfruͤnden unendlich! Eine Menge von Verfinſterern und Blindſchleichen, die ſich allem Fortſchreiten zum Beſſern eifrigſt ent- gegen ſtellten, und jedem Lichtſtrahl zu wehren ſuchten, der ihr unwuͤrdiges Thun und Treiben haͤtte beleuchten koͤnnen, wurden dadurch in Un- thaͤtigkeit geſetzt, und zum allmaͤhligen Ausſterben verurtheilt. Um dieſen Preis konnte man ſchon den vornehmen und geringen, weißen und ſchwarzen Juden, den Hoͤflingen, Kommiſſaͤren, Beamten, Maͤtreſſen und Zofen, das Vergnuͤgen goͤnnen, ſich in den irdiſchen Nachlaß der geiſtlichen Dickbaͤuche und Vollmondsgeſichter zu theilen. Der heilige Vater in Rom verlor durch die Verweltlichung der Bisthuͤmer und anderer geiſtli- chen Pfruͤnden, beſonders aber durch die Einzie- hung der, ſeinem Stuhl unmittelbar unterworfenen Abteien in Deutſchland ſeine ganze ſchwere Artille- rie, die er in fruͤhern Zeiten mit ſo gutem Gluͤck zur Befoͤrderung des Aberglaubens und des Elen- des der Voͤlker gebraucht hatte, und mit ihr eine ungeheure Summe von Einkuͤnften, die das, von weltlichen und geiſtlichen Zwingherren bis zum Ue- bermaß erdruͤckte Volk mit Jammer und Noth auf- bringen mußte. Bedenkt man, daß manche kleine

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823/295
Zitationshilfe: Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 3. Jerusalem [i. e. Aarau], 1823, S. 295. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823/295>, abgerufen am 16.07.2024.