Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 3. Jerusalem [i. e. Aarau], 1823.

Bild:
<< vorherige Seite

satz und das höchste Moralprinzip der christlichen
Leviten und Rabbiner. Nie kann man ihnen ge-
nug geben; alles, was sie sehen, und was irgend
einen Werth hat, das begehren sie. Ja, in man-
chen Ländern behaupten sie wohl gar, daß derjeni-
ge, welcher ihnen fünf oder zehn Jahre nach ein-
ander alljährlich ein bestimmtes Geschenk macht,
für sich und seine Familie in der Zukunft verpflich-
tet sei es immer zu thun, so lange er oder die Sei-
nigen in der Pfarrgemeine bleiben, *) und dieser
Grundsatz wird von vielen Gerichten selbst als gel-
tend angenommen. Daher die Menge von Abga-
ben und Leistungen an die Pfarrer, wodurch man-
che Gemeinen gedrückt sind. Man hüte sich also wohl
einem geistlichen Blutigel ja nicht fünf oder zehn
Jahre hinter einander zu gewissen Zeiten ein und
dasselbe Geschenk zu machen. Die Eier, die Würste,
die Braten, welche diese Herren von ihren Einge-
pfarrten beziehen, sind sämmtlich Früchte jener hab-
gierigen Anmaßung. Wer einem Pfaffen zum Neu-
jahr zwei Friedrichsd'or giebt, und ihm am nächst-
folgenden Neujahrstage gar nichts oder etwa die
Hälfte bieten will, der wird vom Herrn Pfarrer
und der Frau Pfarrerin, oder woferne der letztere

*) Dies ist namentlich der Fall im Mecklenburgischen,
im Hannöverschen, Holsteinschen, in Pommern und
andern norddeutschen Ländern, und vielleicht überall,
wo es weiße Rabbiner giebt.

ſatz und das hoͤchſte Moralprinzip der chriſtlichen
Leviten und Rabbiner. Nie kann man ihnen ge-
nug geben; alles, was ſie ſehen, und was irgend
einen Werth hat, das begehren ſie. Ja, in man-
chen Laͤndern behaupten ſie wohl gar, daß derjeni-
ge, welcher ihnen fuͤnf oder zehn Jahre nach ein-
ander alljaͤhrlich ein beſtimmtes Geſchenk macht,
fuͤr ſich und ſeine Familie in der Zukunft verpflich-
tet ſei es immer zu thun, ſo lange er oder die Sei-
nigen in der Pfarrgemeine bleiben, *) und dieſer
Grundſatz wird von vielen Gerichten ſelbſt als gel-
tend angenommen. Daher die Menge von Abga-
ben und Leiſtungen an die Pfarrer, wodurch man-
che Gemeinen gedruͤckt ſind. Man huͤte ſich alſo wohl
einem geiſtlichen Blutigel ja nicht fuͤnf oder zehn
Jahre hinter einander zu gewiſſen Zeiten ein und
daſſelbe Geſchenk zu machen. Die Eier, die Wuͤrſte,
die Braten, welche dieſe Herren von ihren Einge-
pfarrten beziehen, ſind ſaͤmmtlich Fruͤchte jener hab-
gierigen Anmaßung. Wer einem Pfaffen zum Neu-
jahr zwei Friedrichsd’or giebt, und ihm am naͤchſt-
folgenden Neujahrstage gar nichts oder etwa die
Haͤlfte bieten will, der wird vom Herrn Pfarrer
und der Frau Pfarrerin, oder woferne der letztere

*) Dies iſt namentlich der Fall im Mecklenburgiſchen,
im Hannoͤverſchen, Holſteinſchen, in Pommern und
andern norddeutſchen Laͤndern, und vielleicht uͤberall,
wo es weiße Rabbiner giebt.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0258" n="258"/>
&#x017F;atz und das ho&#x0364;ch&#x017F;te Moralprinzip der chri&#x017F;tlichen<lb/>
Leviten und Rabbiner. Nie kann man ihnen ge-<lb/>
nug geben; alles, was &#x017F;ie &#x017F;ehen, und was irgend<lb/>
einen Werth hat, das begehren &#x017F;ie. Ja, in man-<lb/>
chen La&#x0364;ndern behaupten &#x017F;ie wohl gar, daß derjeni-<lb/>
ge, welcher ihnen fu&#x0364;nf oder zehn Jahre nach ein-<lb/>
ander allja&#x0364;hrlich ein be&#x017F;timmtes Ge&#x017F;chenk macht,<lb/>
fu&#x0364;r &#x017F;ich und &#x017F;eine Familie in der Zukunft verpflich-<lb/>
tet &#x017F;ei es immer zu thun, &#x017F;o lange er oder die Sei-<lb/>
nigen in der Pfarrgemeine bleiben, <note place="foot" n="*)">Dies i&#x017F;t namentlich der Fall im Mecklenburgi&#x017F;chen,<lb/>
im Hanno&#x0364;ver&#x017F;chen, Hol&#x017F;tein&#x017F;chen, in Pommern und<lb/>
andern norddeut&#x017F;chen La&#x0364;ndern, und vielleicht u&#x0364;berall,<lb/>
wo es weiße Rabbiner giebt.</note> und die&#x017F;er<lb/>
Grund&#x017F;atz wird von vielen Gerichten &#x017F;elb&#x017F;t als gel-<lb/>
tend angenommen. Daher die Menge von Abga-<lb/>
ben und Lei&#x017F;tungen an die Pfarrer, wodurch man-<lb/>
che Gemeinen gedru&#x0364;ckt &#x017F;ind. Man hu&#x0364;te &#x017F;ich al&#x017F;o wohl<lb/>
einem gei&#x017F;tlichen Blutigel ja nicht fu&#x0364;nf oder zehn<lb/>
Jahre hinter einander zu gewi&#x017F;&#x017F;en Zeiten ein und<lb/>
da&#x017F;&#x017F;elbe Ge&#x017F;chenk zu machen. Die Eier, die Wu&#x0364;r&#x017F;te,<lb/>
die Braten, welche die&#x017F;e Herren von ihren Einge-<lb/>
pfarrten beziehen, &#x017F;ind &#x017F;a&#x0364;mmtlich Fru&#x0364;chte jener hab-<lb/>
gierigen Anmaßung. Wer einem Pfaffen zum Neu-<lb/>
jahr zwei Friedrichsd&#x2019;or giebt, und ihm am na&#x0364;ch&#x017F;t-<lb/>
folgenden Neujahrstage gar nichts oder etwa die<lb/>
Ha&#x0364;lfte bieten will, der wird vom Herrn Pfarrer<lb/>
und der Frau Pfarrerin, oder woferne der letztere<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[258/0258] ſatz und das hoͤchſte Moralprinzip der chriſtlichen Leviten und Rabbiner. Nie kann man ihnen ge- nug geben; alles, was ſie ſehen, und was irgend einen Werth hat, das begehren ſie. Ja, in man- chen Laͤndern behaupten ſie wohl gar, daß derjeni- ge, welcher ihnen fuͤnf oder zehn Jahre nach ein- ander alljaͤhrlich ein beſtimmtes Geſchenk macht, fuͤr ſich und ſeine Familie in der Zukunft verpflich- tet ſei es immer zu thun, ſo lange er oder die Sei- nigen in der Pfarrgemeine bleiben, *) und dieſer Grundſatz wird von vielen Gerichten ſelbſt als gel- tend angenommen. Daher die Menge von Abga- ben und Leiſtungen an die Pfarrer, wodurch man- che Gemeinen gedruͤckt ſind. Man huͤte ſich alſo wohl einem geiſtlichen Blutigel ja nicht fuͤnf oder zehn Jahre hinter einander zu gewiſſen Zeiten ein und daſſelbe Geſchenk zu machen. Die Eier, die Wuͤrſte, die Braten, welche dieſe Herren von ihren Einge- pfarrten beziehen, ſind ſaͤmmtlich Fruͤchte jener hab- gierigen Anmaßung. Wer einem Pfaffen zum Neu- jahr zwei Friedrichsd’or giebt, und ihm am naͤchſt- folgenden Neujahrstage gar nichts oder etwa die Haͤlfte bieten will, der wird vom Herrn Pfarrer und der Frau Pfarrerin, oder woferne der letztere *) Dies iſt namentlich der Fall im Mecklenburgiſchen, im Hannoͤverſchen, Holſteinſchen, in Pommern und andern norddeutſchen Laͤndern, und vielleicht uͤberall, wo es weiße Rabbiner giebt.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823/258
Zitationshilfe: Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 3. Jerusalem [i. e. Aarau], 1823, S. 258. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823/258>, abgerufen am 18.05.2024.