Lämmlein ihn trank, dann thun wir es gleichfalls! Aber da der Kaffee aus Amerika kömmt --
Mit Jhrer Erlaubniß, Herr Pfarrer, nicht aus Amerika, sondern aus Arabien, wie ich Jhnen aus Raffs Naturgeschichte, die ich mehr als zwanzig Mal durchstudiert habe, beweisen kann.
Arabien liegt etwa sechs Stunden von Jeru- salem, oder etwas weiter, und daher ist es sehr wahrscheinlich, daß Jakob seinem Bruder Esau für nichts and ers, als für eine Tasse Kaffee die Erst- geburt abtauschte.
Mit nichten, mein Theurer! Sie sind auf Jrr- wegen; Esau war nicht durstig und trank nicht; er war hungrig und aß. Das sind die Worte der Schrift und der müssen wir glauben. Ergo war es kein Kaffee, was Jakob ihm vorsetzte, denn der Kaffee wird getrunken und nicht gegessen.
Allein, bester Herr Pfarrer, Arabien, wo viel Kaffe wächst, ligt ja nur wenige Stunden von Je- rusalem, und daher müssen wir annehmen --
Wir müssen nichts mehr und nichts weniger annehmen und glauben, lieber Freund, als was in der Bibel, in den symbolischen Büchern, im österreichischen Beobachter und in den Schriften un- serer orthodoxen Theologen und unserer legitimen Politiker steht. Wir müssen uns nicht den Kindern dieser Welt, einem Jerusalem, Lessing, Nicolai, Teller, Herder, Paulus, Eichhorn, Voltaire, Rous- seau, und solchen Bösewichtern gleich stellen. Jch
Laͤmmlein ihn trank, dann thun wir es gleichfalls! Aber da der Kaffee aus Amerika koͤmmt —
Mit Jhrer Erlaubniß, Herr Pfarrer, nicht aus Amerika, ſondern aus Arabien, wie ich Jhnen aus Raffs Naturgeſchichte, die ich mehr als zwanzig Mal durchſtudiert habe, beweiſen kann.
Arabien liegt etwa ſechs Stunden von Jeru- ſalem, oder etwas weiter, und daher iſt es ſehr wahrſcheinlich, daß Jakob ſeinem Bruder Eſau fuͤr nichts and ers, als fuͤr eine Taſſe Kaffee die Erſt- geburt abtauſchte.
Mit nichten, mein Theurer! Sie ſind auf Jrr- wegen; Eſau war nicht durſtig und trank nicht; er war hungrig und aß. Das ſind die Worte der Schrift und der muͤſſen wir glauben. Ergo war es kein Kaffee, was Jakob ihm vorſetzte, denn der Kaffee wird getrunken und nicht gegeſſen.
Allein, beſter Herr Pfarrer, Arabien, wo viel Kaffe waͤchst, ligt ja nur wenige Stunden von Je- ruſalem, und daher muͤſſen wir annehmen —
Wir muͤſſen nichts mehr und nichts weniger annehmen und glauben, lieber Freund, als was in der Bibel, in den ſymboliſchen Buͤchern, im oͤſterreichiſchen Beobachter und in den Schriften un- ſerer orthodoxen Theologen und unſerer legitimen Politiker ſteht. Wir muͤſſen uns nicht den Kindern dieſer Welt, einem Jeruſalem, Leſſing, Nicolai, Teller, Herder, Paulus, Eichhorn, Voltaire, Rouſ- ſeau, und ſolchen Boͤſewichtern gleich ſtellen. Jch
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Laͤmmlein ihn trank, dann thun wir es gleichfalls!
Aber da der Kaffee aus Amerika koͤmmt —
Mit Jhrer Erlaubniß, Herr Pfarrer, nicht aus
Amerika, ſondern aus Arabien, wie ich Jhnen aus
Raffs Naturgeſchichte, die ich mehr als zwanzig
Mal durchſtudiert habe, beweiſen kann.
Arabien liegt etwa ſechs Stunden von Jeru-
ſalem, oder etwas weiter, und daher iſt es ſehr
wahrſcheinlich, daß Jakob ſeinem Bruder Eſau fuͤr
nichts and ers, als fuͤr eine Taſſe Kaffee die Erſt-
geburt abtauſchte.
Mit nichten, mein Theurer! Sie ſind auf Jrr-
wegen; Eſau war nicht durſtig und trank nicht; er
war hungrig und aß. Das ſind die Worte der
Schrift und der muͤſſen wir glauben. Ergo war
es kein Kaffee, was Jakob ihm vorſetzte, denn der
Kaffee wird getrunken und nicht gegeſſen.
Allein, beſter Herr Pfarrer, Arabien, wo viel
Kaffe waͤchst, ligt ja nur wenige Stunden von Je-
ruſalem, und daher muͤſſen wir annehmen —
Wir muͤſſen nichts mehr und nichts weniger
annehmen und glauben, lieber Freund, als was
in der Bibel, in den ſymboliſchen Buͤchern, im
oͤſterreichiſchen Beobachter und in den Schriften un-
ſerer orthodoxen Theologen und unſerer legitimen
Politiker ſteht. Wir muͤſſen uns nicht den Kindern
dieſer Welt, einem Jeruſalem, Leſſing, Nicolai,
Teller, Herder, Paulus, Eichhorn, Voltaire, Rouſ-
ſeau, und ſolchen Boͤſewichtern gleich ſtellen. Jch
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 3. Jerusalem [i. e. Aarau], 1823, S. 252. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823/252>, abgerufen am 16.07.2024.
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